Nachgefragt: Grippe-Impfung liegt im Trend

Die Nachfrage nach der Grippeimpfung ist in diesem Jahr gestiegen. Während Patienten im September häufig noch zu früh dran waren, so ist jetzt der Impfstoff teilweise schon knapp. Gibt es auch in Oberhavel einen Engpass? Die MAZ hat bei mehreren Arztpraxen im Landkreis nachgefragt. „Wir haben schon alles verimpft und zur Zeit keinen Impfstoff da“, heißt es aus einer Hennigsdorfer Hausarztpraxis, deren Name nicht in der Zeitung erscheinen soll. „Wir haben auch nur unsere eigenen Patienten, die bei uns in Behandlung sind, auf Wunsch geimpft.“ In der Praxis von Elke Hartung in Hennigsdorf-Nord hingegen gebe es bislang keine Schwierigkeiten, wie am Telefon zu erfahren ist. Zur Zeit sei kein Engpass zu befürchten. In Oranienburg ist ausreichend Impfstoff vorhanden: Der Oranienburger Allgemeinmediziner Heinz Uhlmann blickt ebenfalls gelassen auf die aktuelle Impfsaison. „Mit dem Impfstoff haben wir keine Probleme“, sagt der 68-Jährige, der seit dem 1. Juli 1994 in Oranienburg seine Arztpraxis betreibt. „Wir haben bereits im vergangenen Herbst unsere Bestellung abgegeben und ausreichend Impfstoff erhalten.“ Aktuell sei Hochkonjunktur, was das Verabreichen der Impfungen anbelangt. Ende August sei damit allerdings auch schon begonnen worden. „Jetzt sind wir voll dabei zu impfen“, so Uhlmann auf MAZ-Nachfrage. Zielgruppe seien vorwiegend Risikopatienten im Alter über 60 Jahren sowie Personen, die berufsbedingt viele Kontakte mit anderen Menschen haben. Das seien zum Beispiel Busfahrer sowie Mitarbeiter im Einzelhandel und der Gastronomie. Keine Lieferprobleme in Eichstädt: Entspannt ist die Lage auch in der Arztpraxis von Claudia Korbmacher in Eichstädt. „Wir haben heute eine zweite Lieferung bekommen“, sagte Arzthelferin Gundula Seitz am Donnerstag auf MAZ-Nachfrage. Es gebe auch in Eichstädt einen größeren Bedarf an einem Grippe-Impfstoff als in den Vorjahren. „Es gibt aber bisher auch keine Lieferprobleme.“ Die Nachbestellung sei problemlos verlaufen. 350 Impfdosen in Gransee verbraucht: „Die Zahl jener Menschen, die sich dieses Jahr gegen Grippe impfen lassen wollen, ist etwas größer als sonst“, sagt Nidal El Jarad. Er ist Hausarzt der DRK-Praxis in Gransee. Es kämen dieses Mal auch Leute, die früher nicht gekommen seien, ergänzte er. Also etwa Frauen und Männer, denen die Ständige Impfkommission (Stiko) aufgrund ihres Alters nicht unbedingt anrät, sich eine Grippeschutzimpfung zu holen. In der Vergangenheit war regelmäßig Leuten, die chronisch krank oder älter als 60 Jahre sind, ans Herz gelegt worden, sich einen Grippeschutz spritzen zu lassen. Infolge von Corona würden sich nunmehr aber auch viele Jüngere impfen lassen wollen. Bis Mitte der Woche konnte der Facharzt für Innere Medizin seinen Patienten in Gransee auch noch den Schutz gegen Grippe injizieren. Doch dann waren die 350 Dosen, die die Praxis bestellt hatte, aufgebraucht. 200 Impfdosen einfach nicht geliefert: Eine sehr große Nachfrage der Patienten registriert die Oranienburger Hausärztin Petra Buchholz. „Ich impfe seit Anfang September“, sagt sie. Möglich mache dies eine rechtzeitige Bestellung bereits 13 Monate im voraus. Ihr Lieferant sei allerdings 200 Impfdosen schuldig geblieben – „ohne Information an mich“. Eine Nachlieferung sei erst wieder Ende November möglich, habe sie von einer Kollegin erfahren, so Petra Buchholz. Probleme mit Nachlieferungen: „Wir haben nachbestellt, wissen aber momentan noch nicht, ob wir Nachschub bekommen werden“, sagte Nidal El Jarad am Donnerstag der MAZ. Es sei zu hören gewesen, dass es bezüglich von Nachlieferungen Probleme gebe, weil gegenwärtig nicht ausreichend Impfstoff vorhanden sei. „Wir müssen den Grippeimpfstoff ja schon immer zu Beginn eines Jahres im Januar ordern“, sagt der Arzt. Normalerweise hätte er auch mehr bestellt, aber er sei davon ausgegangen, dass die Praxis – wie ursprünglich geplant – im November geschlossen ist. Nun habe er aber einen Assistenzarzt bei sich und deshalb beschlossen, die Praxis auch im November offen zu halten. Hätte er das voraussehen können, so Nadil El Jarad, hätte er ganz gewiss mehr Impfdosen für den Grippeschutz bestellt. Grippeimpfung schwächt Immunsystem: Eine Empfehlung abzugeben, ob sich die Leute dieses Jahr gegen Grippe impfen lassen sollten, sei ganz schwer, sagt der Granseer Arzt. Wer sich jetzt impfen lassen und sich dann womöglich unmittelbar danach mit dem Corona-Virus infiziert, habe natürlich schlechte Karten. Dann sei das Immunsystem zunächst durch die Impfung geschwächt, weil der Körper erst eine Abwehr gegen die Grippe entwickeln müsse. Gleichzeitig wäre das Immunsystem aber auch gefordert, sich gegen das Coronavirus zu Wehr zu setzen. Auf der anderen Seite – wer die Impfung ein, zwei Wochen hinter sich und gut vertragen habe, sei gut vor der Grippe geschützt und müsse in dem Fall, dass ihn das Coronavirus erwischt, womöglich nicht gegen zwei Feinde der Gesundheit gleichzeitig antreten – Grippe und Corona. In Grüneberg lassen sich alle Altersgruppen impfen: Den Eindruck, dass sich dieses Jahr mehr Leute gegen Grippe impfen lassen als sonst, bestätigt auch der in Grüneberg praktizierende Hausarzt Francesco Cieri. „Es ist nun aber auch nicht so, dass die Impfwilligen Schlange stehen.“ Auffällig sei, dass die Palette der Interessenten quer durch alle Altersgruppen gehe. Und oft, so der Arzt, bekomme er die Frage gestellt: Sollte ich mich impfen lassen? „Wir haben eine klare Indikation, nach der wir beim Grippeimpfen vorgehen“, erklärt Francesco Cieri: „Zuerst kommen die Risikogruppen und älteren Patienten an die Reihe und dann die anderen.“ Eine Knappheit an Impfstoff gebe es nicht. In den Monaten September und Oktober sei immer ein Run auf den Impfstoff festzustellen. Aber die Impfsaison reiche bis zum Ende des Jahres. Er gehe davon aus, sagte der Hausarzt, dass es keine Knappheit an Impfstoff geben werde, auch, wenn sich dieses Jahr schätzungsweise so um die zehn bis 15 Prozent mehr Leute impfen lassen, als in den Jahren zuvor. Von Wiebke Wollek, Helge Treichel, Bert Wittke und Robert Tiesler