Oranienburg: Lehnitzer Karnevalsverein übergibt Stadtschlüssel

Es ist grau, verregnet. Der Schnee vor dem Oranienburger Schloss ist über Nacht gar matschig geworden. Selbst das pompöse Schloss verliert daneben etwas an Charme. Vor den geöffneten Toren steht eine große Musikbox: „Was für eine geile Zeit, dass sind unsere Jahre, und ich sing dieses Lied auf das Leben, auf uns“, hört man eine männliche Stimme aus dem musikalischem Kasten singen. „Ben Zucker“, verrät der Dj, welcher die Box aufgestellt hat, den Interpreten des Liedes. Der Dj selbst ist in bunten Farben gehüllt, die Hose in Rot, das Jacket in Blau, dazu und ein roter Hut und gleichfarbige Schuhe. Schnell wird klar, der Lehnitzer Karnevalsverein ist hier. Rund zehn Mitglieder sind an diesem Aschermittwoch gekommen, um Bürgermeister Alexander Laesicke den Schlüssel zur Stadt zurückzugeben. Geselligkeit und Frohsinn: Den Stadtschlüssel hat der Lehnitzer Karnevalsverein dem Bürgermeister am elften November vergangenen Jahres traditionell abgenommen. Am heutigen Aschermittwoch, welcher den Karneval üblicherweise beendet, übergab der Verein den Schlüssel wieder an den regierenden Bürgermeister zurück. „Mit einem weinenden und einem lachenden Auge gebe ich heute den Schlüssel wieder ab“, sagte Lutz Grundmann, der Präsident des Karnevalsvereins. Denn in diesem Jahr falle ihm die Übergabe aufgrund der Corona-Pandemie besonders schwer. „Karneval lebt von Geselligkeit, davon, dass alle miteinander sind. Wir haben den Schlüssel in einer schwierigen Zeit empfangen“, sagte Lutz Grundmann. „Wir gehen mit großer Hoffnung in dieses Jahr und hoffen, Karneval feiern zu können“, sagte er weiter. Insgesamt habe der Lehnitzer Karnevalsverein 108 Mitglieder. Ihnen allen sei die Zeit schwer gefallen, gestand Lutz Grundmann. Doch habe man sich auch in dieser schwierigen Zeit zu helfen gewusst. Und beide hatten eine Botschaft für die Bürger: Der Lehnitzer Karnevalsverein habe laut Lutz Grundmann großen Zusammenhalt bewiesen. Oft hätten sich die Mitglieder beispielsweise per Videokonferenz „getroffen“, gesehen und miteinander gesprochen. „Wir lassen uns nicht kleinkriegen“, sagte er weiter. Auch in dieser Zeit würden sich die Menschen des Vereins ihre Lebensfreude nicht nehmen lassen. Der prunkvolle Anzug von Lutz Grundmann zeigte, dass er es damit ernst meinte. Über der schwarzen Hose trug er ein rotes Jacket, auf dem Kopf einen Hut in Blau, Weiß und Rot. Auch Bürgermeister Alexander Laesicke schloss sich bei der Schlüsselübergabe den Worten von Lutz Grundmann an. „Wir lassen uns von der Pandemie nicht unterkriegen. Alles, was wir verloren haben, werden wir uns am Ende des Jahres zurückholen“, sagte Alexander Laesicke. Traditionell übernehme eigentlich der stellvertretende Bürgermeister den Schlüssel der Stadt. Doch weil dieser ausgefallen sei, „habe ich das erste mal die Gelegenheit, den Schlüssel selbst in Empfang zu nehmen“, sagte er. Er finde es toll, dass sich der Karnevalsverein die Lebensfreude nicht nehmen lasse. „Gerade in solchen tristen Zeiten vermisst man so etwas manchmal schon“, sagte er. Lutz Grundmann feiere seit über 45 Jahren Karneval. „Das Fest bedeutet Frohsinn, Spaß zu haben und neue Menschen kennenzulernen“, sagte er. Und dann war es soweit: Bürgermeister Alexander Laesicke übernahm den Schlüssel. Zum Schluss rief Lutz Grundmann noch einen Appell aus, bevor alle zusammen der Schlachtruf des Karnevalsvereins riefen: „An alle Oranienburger, an alle Närrinnen und Narren, wir sind da, uns kriegt man nicht klein. Mit Genuss hinein!“ Von Steve Reutter