Paaren im Glien: Der Lehnitzer Lutz Richter ist vernarrt in Eseldame Ronja

Riesen-Ohren, große braune Kulleraugen und eine große, warme Nase – wenn Lutz Richter (62) aus dem Oranienburger Ortsteil Lehnitz das sieht, wird ihm ganz warm ums Herz. Sein „Herzerwärmer“ ist eine zehnjährige Eseldame namens Ronja. Jetzt hat er über das Huftier ein Buch geschrieben: „Puschelohr Ronja – Ein Eselmädchen erzählt“ hat er es genannt. Das Buch ist aus Sicht des Esels geschrieben, der mit seinen vierbeinigen und zweibeinigen Kumpels diverse Abenteuer erlebt (tredition, 8,99 Euro). „Mit dem Buch wollte ich das Interesse für die sehr besonderen Tiere wecken“, sagt Lutz Richter. Schockverliebt in Esel: Sein eigenes Interesse für die charakterstarken Tiere ist vor vier Jahren geweckt worden. „Meine Lebensgefährtin und ich wollten eine Tour mit einem Esel machen“, erinnert sich Lutz Richter. „Doch alle Wanderungen waren schon ausgebucht.“ Ein Freund machte ihn auf den Esel-Nothilfe-Verein „Eselfreunde Havelland“ in Paaren im Glien aufmerksam. An einem freien Tag machten sich Lutz Richter und seine Lebensgefährtin Dörte auf den Weg nach Paaren im Glien (Landkreis Havelland). „Als ich die Esel dort auf der Wiese stehen sah und wie sie alle neugierig angeschlendert kamen, haben wir uns quasi in die Tiere schockverliebt“, sagt Lutz Richter, der beruflich Menschen mit Handicap betreut. Eselsdame Ronja hat er auch mal mit Leckerlis bestochen: Besonders die Eseldame Ronja (heute zehn Jahre alt) hat es Richter angetan. „Ronja hat einen sehr eigenwilligen und schwierigen Charakter. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich ihr Vertrauen gewonnen habe und sie streicheln, bürsten und auch endlich das Halfter anlegen konnte“, erinnert sich Lutz Richter. Und natürlich hat er die Eseldame seines Herzens hier und da auch mal mit Leckerchen bestochen. Neben Möhren fährt Ronja voll auf Johannesbrotschoten ab. Das Granulat gibt es im Tierhandel. Die Sache mit der Esel-Wanderung spukte Lutz Richter aber immer noch im Kopf herum. Als er Ronjas Vertrauen gewonnen hatte, schnappte er sich die Eseldame und im Hänger fuhren sie nach Friedrichsthal. In dem Oranienburger Ortsteil hat ein Freund ein Grundstück, auf dem Ronja grasen kann. Und damit die Eseldame nicht so einsam ist, war die ganze Zeit auch Ronjas beste Eselfreundin Kaatje dabei, um die sich Lutz Richters Lebensgefährtin Dörte kümmert. „Kaatje wurde einst von einem Schlachthof in Holland freigekauft“, sagt Richter. „Von Friedrichsthal aus haben Dörte und ich mit den Eseln tolle Wanderungen unternommen, wie am Kanal entlang bis zum Grabowsee.“ Mal waren sie nur anderthalb Stunden unterwegs, mal bis zu vier Stunden. Aber eines weiß Lutz Richter jetzt auch: Esel sind keine Wasserratten. „Bis fünf Meter zum See sind sie mitgekommen. Dann ging nichts mehr.“ Aber da die Esel nach der Wanderung durstig waren, räumten Lutz und seine Freundin die Proviantdose leer und gaben den Eseln daraus einen kühlen See-Drink. Esel tragen oft zu große Lasten: Sprüche wie „sturer Esel“ oder „blöder Esel“ oder „Esel sind Lastentiere“, bringen den Tierfreund aus Lehnitz auf die Palme. „Esel leben in einer Herde und sind sehr soziale und kluge Tiere. Mir blutet das Herz, wenn ich einen Esel sehe, der vollgepackt mit Lasten ist und mehr tragen muss, als es seiner Gesundheit zuträglich ist. Esel können nicht mehr tragen, als zusätzlich 20 Prozent ihres eigenen Gewichtes. Schwere Lasten schaden der Gesundheit der Tiere. Sie bekommen durch schwere Lasten nicht nur Probleme im Rücken, sondern auch in den Hufen“, sagt Lutz Richter. Der Eselfreund räumt aber ein: „Ja – Esel sind sehr charakterstark und wenn sie am Wegesrand frisches Gras sehen, könnten sie auch mal stehenbleiben, um zu grasen. Aber mit Geduld, Einfühlungsvermögen und Konsequenz kann man sie überzeugen, weiterzugehen.“ Bald besucht Lutz Richter „seine“ Ronja wieder: Zwei-, dreimal die Woche düst Lutz Richter von Lehnitz nach Paaren im Glien, um Ronja und ihre Kumpels zu besuchen. 24 Esel sind dort beim Eselnothilfeverein untergebracht – vom Katalanischen bis zum Andalusischen Esel. Ronja ist ein Mix. Ihre Mutter Piatra ist ein Zwerg-Esel und ihr Papa ein Poitou-Esel. Piatra kommt ursprünglich aus Rumänien und wurde dort von einem deutschen Studenten freigekauft. Er soll mit ihr bis nach Oldenburg gewandert sein. Ein Vierteljahr waren die zwei unterwegs. In Oldenburg wurde dann Ronja geboren. Und als der junge Mann dann aufgrund seines Studiums keine Zeit mehr für seine Esel hatte, fand er für sie den Platz beim Esel-Nothilfe-Verein „Eselfreunde Havelland“. In den nächsten Tagen wird Lutz Richter wieder Ronja und ihre Kumpels besuchen. Zwei-, dreimal die Woche tourt er von Lehnitz ins Havelland. Ehrenamtlich engagiert er sich bei den Eselfreunden und hilft hier und da mit wie beim Abäppeln der Wiesen. Und schon jetzt freut sich Lutz Richter auf den Augenblick, wenn Ronja ihren Menschen sieht, das Heu für ihn links liegen lässt und neugierig zum Zaun geschlendert kommt. „Dann schaut sie mich an, als würde sie sagen: Los Lutz, wir machen eine kleine Wanderung.“ Lesen Sie auch: 90 Esel und Mulis zu Gast im Havelland Jeder Esel hat eine Geschichte Muli-Mädchen „Angelina Jolie“ bezauberte in Paaren Von Jeannette Hix

Paaren im Glien: Der Lehnitzer Lutz Richter ist vernarrt in Eseldame Ronja – und hat ein Buch über Esel geschrieben