Rettungshundestaffel Berlin: Sechs Beine, ein Team

Während bei den meisten privaten Hundebesitzern die Freude an der Partnerschaft und in manchen Fällen auch eine sportliche oder züchterische Komponente oder das Thema Sicherheit im Vordergrund steht, geht es bei der Rettungshundestaffel Berlin um mehr – manchmal sogar um Leben oder Tod. Die aktuell 40 Mitglieder des eingetragenen Vereins mit Sitz in Oranienburg gehen mit ihren Hunden in Berlin und Brandenburg auf die Suche nach vermissten Personen. Vorwiegend geschieht das in Waldgebieten, auf freien Flächen, in großflächigen Industrieanlagen oder in Gebäuderuinen, erläutert Michael Galle. Der 55-jährige Wensickendorfer ist 1. Vorsitzender des Vereins und zugleich einer der vier Zugführer. Über 16 geprüfte Rettungshunde verfüge der Verein gegenwärtig. Die haben im vergangenen Jahr 31 Einsätze absolviert. Die komplett ehrenamtliche Arbeit der Hundeführer basiere auf einer engen Zusammenarbeit mit der Polizei sowie anderen Rettungsorganisationen, sagt Michael Galle: „Wir sind Mitglied in der bundesweit größten privaten Organisation für Rettungshunde, dem Bundesverband für Rettungshunde – kurz BRH.“ Erst Ende November sei eine Kooperationsvereinbarung mit der brandenburgischen Polizei unterzeichnet worden. Trotz des privaten und ehrenamtlichen Hintergrundes werde aber professionell gearbeitet, betont der Vorsitzende. „Wir richten uns nach den Qualitätsstandards des BRH, nach seiner Einsatzordnung und seinen Ausbildungsrichtlinien.“ Deshalb sei die Arbeit mit jener der freiwilligen Feuerwehren vergleichbar. Anders als dort würden jedoch alle Aufwendungen für die Beschaffung und Wartung von Einsatzuniformen, Ausrüstung für Hund und Mensch sowie die Fahrten zu den Einsätzen von jedem Mitglied selbst getragen. „Deshalb sind wir auf Unterstützung und Spenden angewiesen.“ Michael Galle gehört als selbstständiger Fuhrunternehmer seit mehr als 20 Jahren zum Team. Nachdem er sich einen Hund angeschafft hatte, orientierte er sich. „Ein Hundesportverein war für mich aber nicht das Passende“, sagt er. 1998 habe er dann Kontakt zur Rettungshundestaffel bekommen. „Seitdem bin ich infiziert.“ Er habe sich gefragt, was er machen könne. „Die Rettungshundestaffel ist eine sinnvolle Tätigkeit für die Allgemeinheit“, bringt Galle den für ihn persönlich entscheidenden Mehrwert gegenüber anderen Vereinen auf den Punkt. Allerdings sei die Tätigkeit für Anfänger auch eine große Umstellung. Ein Hundeführer gehe mit seinem Tier in den Einsatz – und übernehme Verantwortung für einen zugewiesenen Suchabschnitt. „Wenn wir den Gesuchten nicht finden, dann findet ihn auch kein anderer mehr“, sagt Galle. Die Rettungshundestaffel Berlin gibt es seit 1987. Sie ist seinerzeit im Westteil der noch geteilten Stadt gegründet worden. Auslöser war die Erkenntnis, dass die moderne Technik (Luftaufklärung, Wärmebildkameras) doch nicht jeder Situation gewachsen ist und die Nasen von ausgebildeten Hunden dann weiterhelfen können. Da es aber bis dato kein eigenes Gelände gibt, trainieren die Hundeführer mit ihren Tieren auf verschiedenen Flächen rund um Berlin. Als stellvertretende Zugführerin fungiert Sabine Storch aus Oranienburg. Die 54-Jährige ist seit April 1988 dabei. Verwandte hatten sie auf die Rettungshundestaffel aufmerksam gemacht. Auch noch nach so vielen Jahren fasziniert sie die intensive Arbeit mit dem Hund. „Und wenn man Leuten helfen kann, ist das einfach nur toll“, sagt sie. Begleitet werde sie von Bloodhound-Hündin „Awinita“ und oft auch ihrem Mann Frank, der ihre Leidenschaft teilt. „Es ist faszinierend, wie man mit dem Hund als Einheit zusammenwächst“, sagt Michael Galle. Bis zu ihrem kürzlichen altersbedingten Tod habe er mit Rottweiler-Hündin „Ani“ viele erfolgreiche Einsätze im Landkreis absolviert. In Hohen Neuendorf habe sie zum Beispiel einen Senior gefunden. Jetzt übernehme Labrador-Rüde „Jamie“. Erst am 6. Februar sei mit Hilfe eines Hundes in Potsdam eine vermisste Person leblos aufgefunden worden, berichtet Michael Galle. Es war bereits der vierte Einsatz in diesem Jahr. Wer weitere Informationen wünscht oder die Arbeit finanziell unterstützen möchte, findet die Angaben auf der Website unter https://rettungshunde-berlin.de. Von Helge Treichel

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