Studie zur Attraktivität der Innenstadt: „Oranienburger Händler sollten online sichtbarer sein“

Jedes Jahr untersucht das Marktforschungsinstitut IFH Köln die Attraktivität deutscher Innenstädte. Oranienburg hat nach 2018 im vergangenen Jahr zum zweiten Mal an der Untersuchung „Vitale Innenstädte“ in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung und der IHK teilgenommen und letztlich mit einer Gesamtnote von 2,5 abgeschnitten – etwas besser als noch im Jahr 2018. Die Details wurden am Mittwochabend in der Orangerie vorgestellt – die Hybridsitzung der Reihe „Innenstadt-Treff“ konnte von allen Interessierten im Livestream verfolgt werden. Für die Erhebung der Daten sollten Passanten mittels Fragebogen Einschätzungen zu verschiedenen Parametern treffen, zum Beispiel der Aufenthaltsdauer, der Parksituation oder der Art der besuchten Geschäfte. Die Fragebögen wurden an mehreren Donnerstagen und Samstagen Ende September bis Mitte Oktober 2020 beantwortet. Loyalität mit lokalen Händlern: Nicolaus Sondermann von der IFH Köln konnte bei der Präsentation der Ergebnisse zunächst einmal positiv hervorheben, dass die Oranienburger offenbar auch in der Krise große Loyalität gegenüber den lokalen Händlern zeigen. So sagten 61 Prozent der Befragten, dass sich ihr Einkaufsverhalten in der Innenstadt nicht durch die Möglichkeit, online einzukaufen, geändert habe. 15,5 Prozent hingegen sagten, sie besuchen die Innenstadt weniger häufig und kaufen verstärkt im Internet ein. Die übrigen 23,5 Prozent gaben an, den Online-Handel überhaupt nicht zu nutzen. Vergleicht man in diesem Punkt Oranienburg mit anderen Städten ähnlicher Größe, zum Beispiel Eberswalde, so ist der Einfluss des Online-Geschäfts auf den Einzelhandel weniger stark, das heißt, mehr Menschen nutzen die Angebote in der Innenstadt. Mehr Online-Präsenz gefordert: Bundesweit zeichnete sich schon lange vor Corona insgesamt ein Trend zum verstärkten Online-Shopping ab. Nicolaus Sondermann kann den lokalen Händlern deshalb nur empfehlen, diese Entwicklung nicht außer Acht zu lassen. „Es ist wichtig, dass Sie online sichtbar sind“, appellierte er. Das müsse noch nicht einmal in Form eines Online-Shops der Fall sein. Vielmehr gehe es darum, die Oranienburger darüber zu informieren, welche Waren angeboten werden und wann das Geschäft geöffnet ist – gerade auch vor dem Hintergrund der wechselnden Lockdown-Regelungen. Stefan Wiesjahn vom Verein City Gemeinschaft Oranienburg stellte außerdem die digitale 360-Grad-Tour durch die Innenstadt vor, bei der sich 22 lokale Händler in kurzen Werbefilmen vorstellen. Die Erstellung dieser Filme wurde von der Stadt finanziell bezuschusst, denn Wirtschaftsförderung muss gerade jetzt in der Krisenzeit weiter gehen. Kurze Werbefilme für 360-Grad-Tour: Wo Oranienburg laut der Studienergebnisse noch Nachholbedarf hat, ist die Kategorie Erlebniswert, Ambiente und Flair. Auch die Gastronomie lässt noch Wünsche an Vielfältigkeit offen. Dennoch ist Oranienburg für Touristen attraktiv, nicht zuletzt durch das Schloss und den idyllischen Ausblick auf die Havel. Auch die Gedenkstätte Sachsenhausen holt viele Besucher in die Kreisstadt. Was sich viele Oranienburger wünschen würden, sind bessere Einkaufsmöglichkeiten in den Bereichen Bekleidung, Uhren, Schmuck oder auch Einrichtung und Dekoration. Als gut bewertet wurde dagegen die Nahversorgung mit Waren des ständigen Bedarfes – Lebensmittelhandel, Drogerien, Apotheken. Außerdem fiel bei der Auswertung auf, dass zu den Befragten mehr Frauen als Männer gehörten. „Die Damen gehen wohl lieber zum Shoppen, als die Herren“, resümierte Nicolaus Sondermann schmunzelnd. Generell gute Kaufkraft in Oberhavel: Oberhavels IHK-Regionalleiter Christian Streege erklärte, dass die Ergebnisse der Untersuchung insgesamt sehr hilfreich seien. „Allerdings hätte man eigentlich auch noch diejenigen befragen müssen, die nicht in die Innenstadt gehen“, merkte er an. Oberhavel habe verglichen mit anderen Brandenburger Landkreisen noch eine relativ gute Kaufkraft – diese sei nur in den Kreisen Potsdam und Potsdam-Mittelmark höher, sagte Streege. Sehenswürdigkeiten und Gastronomie seien eine sinnvolle Ergänzung zum Handel in der Stadt. Von Wiebke Wollek