Um die Existenz zu retten: Gasthof Niegisch vorerst geschlossen

Rauschende Familienfeste, besinnliche Weihnachtsfeiern oder kunterbunte Geburtstagspartys – der Gasthof Niegisch in Schmachtenhagen ist seit fast vier Jahrzehnten ein gern gebuchter Veranstaltungsort in der Region. Mit seinem großen Festsaal und seinem weitläufigen Freigelände bietet der Gasthof Platz und Raum für Festivitäten jeglicher Art. Coronabedingt musste jedoch auch der Gasthof Niegisch ab November sämtliche Veranstaltungen absagen, bis Ende Dezember lief zumindest noch der Außer-Haus-Verkauf. Seit 4. Januar ist jedoch auch das nicht mehr möglich, der Gasthof geht in eine nicht zeitlich definierte Winterpause. „Wir hoffen zu Ostern wieder öffnen zu können. Bis dahin werden wir aber komplett geschlossen bleiben, denn momentan sind die Unkosten höher als die Einnahmen. Demnach wollen wir durch die Schließung auch unsere Existenz bewahren“, erklärt Max Neumann. Seit knapp fünf Jahren betreibt der 38-Jährige zusammen mit seiner Schwester Theresa (35) den Gasthof Niegisch in Schmachtenhagen. Neben dem finanziellen Aspekt bewog das Geschwisterpaar aber auch ein rein familiärer Grund zur Schließung. „Mein Bruder hat drei kleine Kinder, ich derer zwei. Der Lockdown und die daraus resultierenden Schließungen von Schulen und Kitas stellen alle Eltern vor neue Herausforderungen, demnach ist die Zeit auch verdammt knapp“, bemerkt Theresa Neumann. Gasthof-Inhaber gerührt von Unterstützung aus dem Ort: Wie für viele Gastronomen war auch für die Neumanns das Coronajahr 2020 eine große Herausforderung. „Unser Kerngeschäft sind nun mal Veranstaltungen. Wenn diese nicht stattfinden, wird es schwierig, da wir nicht täglich geöffnet haben“, berichtet Max Neumann und ergänzt: „Aber der Sommer war super, wir konnten viele Veranstaltungen im Freien durchführen. Man hat da richtig gemerkt, dass die Menschen einfach froh waren, wieder raus zu können. Im Großen und Ganzen war es ein durchwachsenes Jahr, aber wir klagen nicht, diese Situation konnte man nicht erahnen.“ Vor allem die große Unterstützung aus dem Ort macht die beiden Gastronomen stolz. „Es war einfach nur toll, wie uns unsere Stammkunden in dieser Zeit unterstützt haben. Das hat uns einfach nur glücklich gemacht. Aber jeder muss natürlich auch auf sich selbst schauen, das Geld sitzt gerade in dieser schwierigen Zeit nicht locker. Umso beeindruckender war es, wie uns alle unterstützt haben“, berichtet Theresa Neumann, die neben ihrer Tätigkeit im Gasthof noch als Heilerziehungspflegerin in einem Berliner Klinikum arbeitet. Der abermalige Lockdown und die damit verbundene Schließung aller gastronomischen Einrichtungen traf auch die handwerklichen Arbeiten im Schmachtenhagener Gasthof. „Wir wollten eigentlich die Fläche vor unserem Gasthof pflastern und so weitere Plätze für Tische schaffen. Kurz vor dem zweiten Lockdown haben wir Teile der Terrasse abgerissen. Das haben wir nun aber alles erstmal hinten angestellt, weil wir dafür einfach nicht das Geld haben“, erklärt Max Neumann. Vom Staat gab es zwar Hilfen, für die Neumanns aber nicht schnell genug, wie Theresa berichtet: „Während des ersten Lockdowns haben die Hilfen vom Staat schon sehr lang gedauert, bis sie bei den entsprechenden Unternehmen ankamen. Auch die versprochene Novemberhilfe zum Beispiel ist bei uns noch nicht angekommen.“ Gasthof als wichtige Anlaufstelle für das Gemeinwohl: Eins aber haben die beiden Gasthof-Besitzer gemeinsam – jammern und wehklagen ist nicht ihr Ding. „Man muss einfach das Beste aus der Situation machen und einfach nur hoffen, dass man diese Krise wirtschaftlich übersteht“, so der 38-jährige Max Neumann. Und genau das hoffen auch viele Menschen im Ort, denn der Gasthof ist eine wichtige Anlaufstelle für das gesellschaftliche Leben im Oranienburger Ortsteil. „Bei uns steht bei allem was wir machen die Geselligkeit an erster Stelle. Wir wollen, dass es unseren Gästen gut geht und dass sie sich wohlfühlen“, ergänzt Schwester Theresa. Genau aus diesem Grund übernahm auch das Geschwisterpaar im Jahr 2016 den Gasthof. „Wir wollten eigentlich beide nie in die Gastronomie. Aber unsere Mutter führte knapp 30 Jahre den Gasthof, wir sind hier aufgewachsen und für uns ist das unser Wohnzimmer. Als unsere Mutter dann 2016 starb, war uns beiden schnell klar, dass wir den Gasthof nicht aufgeben werden“, erklärt die 35-Jährige. In den kommenden Wochen wird man bei den Neumanns vor allem die eigene Kinderbetreuung in den Vordergrund stellen, aber beide hoffen, ab spätestens Ostern dann wieder mit Geselligkeit, Freundlichkeit und zünftiger Hausmannskost die Gäste bewirten zu können Von Knut Hagedorn