Weil er in S-Bahn kein Ticket hatte: Hennigsdorfer steht wegen räuberischer Erpressung vor Gericht

Räuberische Erpressung, Urkundenfälschung, Körperverletzung und Erschleichen von Leistungen lauteten die Vorwürfe gegen einen Hennigsdorfer. Der saß deshalb am Donnerstag auf der Anklagebank des Oranienburger Schöffengerichtes. Es ging aber schlicht und einfach um eine Schwarzfahrt mit der S-Bahn. Dirk D. fuhr am frühen Abend des 22. Januar 2020 nach einem anstrengenden Arbeitstag mit der S-Bahn nach Hause. Der 40-Jährige arbeitet aushilfsweise als Baggerfahrer im Tiefbau. Er sei zu müde gewesen, um sich einen Fahrschein zu kaufen und habe dem Kontrolleur einen mehrfach gestempelten gezeigt. Weiterhin verweigerte er, sich auszuweisen und versuchte zu flüchten. Fahrgäste hielten ihn schließlich fest. Es kam zu einem Handgemenge, bei dem leichte Blessuren die Folge waren. Die Polizei übernahm den Schwarzfahrer. Er war damals der Meinung, dass weder die Ausweiskontrolle noch das Festhalten durch die couragierten S 25- Mitfahrer rechtens gewesen sei, ließ Dirk D. durch seinen Verteidiger sagen. Der habe ihn aber inzwischen aufgeklärt, das beides in Zusammenhang mit einer Straftat durchaus statthaft sei. 500 Euro für die Krebshilfe: Er bereue seine Handlung und habe auch die fälligen 60 Euro bezahlt. Zu seiner Person befragt, ließ sich Dirk D. selbst ein und die Mienen der Verfahrensbeteiligten wurden immer anteilnehmender. Er sei seit 2000 Rentner, weil er an Multipler Sklerose leide und habe auch noch Krebs. Besonders schlimm sei, dass eine Krebsbehandlung die MS wiederum beschleunigen würde. So sei er nur noch bedingt belastbar und kann im Monat bis zu 470 Euro dazu verdienen. Er ist gelernter Transport –und Hebefacharbeiter. Er habe alle Berechtigungen vom Gabelstapler bis zum 24-Tonnenkran, erzählte der Hennigsdorfer weiter. Nach diesen Aussagen des Angeklagten überlegte der Vorsitzende Richter laut, ob die schwerwiegende Anklage der räuberischen Erpressung nicht fallen gelassen werden könnte. Denn der Angeklagte sei ja mit dem ungültigen Fahrschein schon gefahren, also habe er sich zwar diese Leistung erschlichen, aber nicht mit Gewalt erpresst, wie es in der Anklage heißt. Das sei so gesehen juristisch vertretbar, willigte die Staatsanwältin mit ein. So könne man das Verfahren wegen Geringfügigkeit bei Zahlung einer Geldsumme vorläufig einstellen. Die Beteiligten einigten sich auf 500 Euro zu Gunsten der Brandenburgischen Krebshilfe ( e. V.). Von Helmut Schneider