Zahnarzt Andrey da Costa Goncalves: Mit dem 3-D-Modell zum Behandlungserfolg

Konzentriert begutachtet der Zahnarzt Andrey da Costa Goncalves das 3-D-Modell auf dem großen Bildschirm, dreht es um alle Achsen, lässt den abgebildeten Oberkiefer verschwinden, prüft, ob die Zähne mit der neuen Krone perfekt aufeinander beißen können. Seit Juli 2016 führt der 42-jährige Berliner die Praxis in der Bernauer Straße 56 gemeinsam mit der Zahnärztin Ulrike Liedtke. Zahnmedizin habe er in Brasilien studiert, erzählt er. Dort hat er auch promoviert. Als Gastforscher am Max-Delbrück-Zentrum: „2006 bin ich dann nach Deutschland gekommen, in Berlin-Buch am Max-Delbrück-Zentrum für Molekularmedizin habe ich bis 2010 als Gastwissenschaftler gearbeitet“, erklärt Andrey da Costa Goncalves seinen beruflichen Werdegang. „Dort habe ich vor allem zur Funktion und den Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems geforscht.“ Die Forschung habe er schon immer spannend gefunden. „Man lernt immer dazu, es ist sehr vielfältig.“ Diese Erfahrungen bringen ihn auch in der täglichen Praxisarbeit viele Vorteile. „Viele Patientin, die ich hier in der Praxis behandele, haben solche Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems“, erläutert der Zahnarzt. Da müsse man dann bei einigen auch wirklich vorsichtig sein, etwa weil sie Blutverdünner nehmen oder bereits einen Herzinfarkt hatten. „Da hat mir das Wissen aus der Forschung schon oft weiter geholfen“, bestätigt der 42-Jährige. So bietet er mit seinem Team ein großes Spektrum an Zahnbehandlungen an. Sein Hauptgebiet befindet sich in der Implantologie. Dabei wird eine künstliche Zahnwurzel aus Titan oder Keramik gefertigt und in den Kieferknochen eingesetzt. Darauf kann dann eine Krone, Brücke oder eine Prothese befestigt werden. Damit die Krone später auch richtig sitzt, greift Andrey da Costa Goncalves einen Oral-Scanner zurück. Dabei handelt es sich um ein spezielles Gerät für die Herstellung der Kronen. „Der Zahn wird wie gewohnt präpariert, der Abdruck erfolgt allerdings mittels spezieller Kameraprogramme“, erklärt er den Ablauf. Aus den ermittelten Daten werden dann 3-D-Modelle des Ober- und Unterkiefers berechnet. „Die Genauigkeit des Systems ist unfassbar gut“, zeigt er sich begeistert. Die Methode bietet einen schier unschlagbaren Vorteil: Der Abdruck mittels einer Abdruckmasse entfällt. „Der Scan dauert in der Regel nur etwa drei Minuten und ist absolut präzise.“ „Die Digitalisierung hat in den Zahnarztpraxen Einzug gehalten“: Die Daten werden dann an eine Fräsmaschine gesendet. Diese fertigt dann die Krone an, Andrey da Costa Goncalves muss sie dann nur noch anpassen. Um den Patienten während der Behandlung Einblick in die einzelnen Schritte geben zu können, kann der Zahnarzt auf eine Kamera am Behandlungsstuhl zurück greifen – so ist der Patient, sofern er es denn wünscht, immer bestens informiert. „Die Digitalisierung hat in den Zahnarztpraxen Einzug gehalten, und es wird immer mehr“, fasst er zusammen. Für Kinder und Patienten, die von einer Zahnarztphobie geplagt werden, bietet die Praxis eine Behandlung unter Vollnarkose an. „In einigen Ausnahmefällen ist auch eine Behandlung unter Sedierung des Patienten machbar, die dann von einer Narkoseärztin überwacht wird“, erklärt Andrey da Costa Goncalves. Und auch sonst setzt der 42-Jährige auf Sicherheit und Kommunikation. „Bevor ich einen Bohrer anfasse, muss der Patient genau wissen was ich vorhabe. Als Patient würde ich mich sicherer fühlen wenn ich weiß was passiert.“ Um auch während der Coronapandemie Sicherheit für das Praxisteam und die Patienten zu gewährleisten, werden alle Oberflächen mit denen der Patient in Kontakt gekommen ist, desinfiziert. „Im März gab es Überlegungen, die Praxis zu schließen“, gibt der Zahnarzt offen zu. Man habe aber im regen Austausch, auch mit anderen Kollegen, gestanden und sich dann dafür entschlossen die Praxis offen zu halten. „Und über die vergangenen Monate hat sich so ein noch höherer Hygienestandard in der Praxis entwickelt.“ Andrey da Costa Goncalves sagt auch ganz unumwunden, dass die täglichen Herausforderungen ohne sein Team nicht zu meistern wären. „Wir haben ein tolles und freundliches Team.“ Neben seiner Praxistätigkeit ist der Berliner auch weiterhin in der Forschung tätig. „Es kommen immer wieder neue Informationen dazu. Wer sich nicht ständig weiterbildet kann meiner Meinung nach auch nicht das komplexe ’System Mensch’ behandeln.“ Von Stefanie Fechner