Zuwegungsproblematik Gedenkstätte Sachsenhausen: Kommt ein neuer Parkplatz?

Anfang Mai hatte Bürgermeister Alexander Laesicke (Parteilos) in der Stadtverordnetenversammlung (SVV) noch passen müssen, als die Beantwortung eines umfangreichen Fragenkatalogs der CDU-Fraktion zur Zuwegungsproblematik der Gedenkstätte Sachsenhausen auf der Tagesordnung stand. Die Antworten der Stadt seien der Gedenkstätte zur Kenntnis gegeben worden, „mit Bitte um Kenntnisnahme sowie Korrekturen und Ergänzungen bei Missverständnissen“, hatte Laesicke sein Vorgehen erklärt. Insbesondere die Anwohner der Gedenkstätte, die seit 2017 in einer Initiative organisiert sind, um ihren Sorgen und Nöten Gehör zu verschaffen, waren mit diesem Vorgehen überhaupt nicht einverstanden. Sie befürchteten daraufhin gar eine Zensur seitens der Gedenkstätte. Seit Jahren kämpfen sie für eine Entlastung der Situation vor Ort, sorgen die vielen hunderttausend Besucher jährlich doch für erhebliche Emissions-, Müll- und Lärmbelästigungen. Antworten der Stadt auf Fragenkatalog der CDU liegen inzwischen vor: Eine gute Woche nach der Stadtverordnetenversammlung gab die Verwaltung schließlich die mit Spannung erwarteten Antworten auf den Fragenkatalog bekannt. Zusammengefasst sind der Stadt aktuell offenbar keine Ergebnisse des Ideenwettbewerbs für das geplante, neue Besucherzentrum der Gedenkstätte bekannt. Dieses spielt für die Besucherströme eine nicht unerhebliche Rolle. Was dessen Standort betrifft, gelte es mehrere Kriterien zu berücksichtigen, so neben der Lage der Gedenkstätte beispielsweise das museumsdidaktische Konzept. „Betrachtet man die Frage allein aus der Perspektive der Interessen der Anwohner, gibt es sicher geeignetere Standorte“, erklärt Bürgermeister Alexander Laesicke. Er teilte zudem mit, dass sich Stadt und Gedenkstättenstiftung auf eine Untersuchung der Zuwegungsproblematik im Rahmen der Überarbeitung der Zielplanung der Gedenkstätte verständigt hätten. Ob die seit 2017 vorliegenden Vorschläge zur Besucherlenkung seitens der Stadt in die Ausschreibung des neuen Besucherzentrums eingeflossen sind, sei der Verwaltung nicht bekannt. Die Überarbeitung der Zielplanung umfasst die gesamte baulich-konzeptionelle Entwicklung der Gedenkstätte in den nächsten Jahren, heißt es ebenfalls im Antwortkatalog. Neubau und Standort des neuen Besucherzentrums sei dabei eine Aufgabenstellung unter vielen. „Das Architekturbüro hat gerade seine Arbeit aufgenommen. Wann das Ergebnis vorliegt, kann noch nicht angegeben werden. Der Architekt wird die Zuwegung selbstverständlich in seine Planungen einbeziehen und verschiedene Varianten prüfen. Gegenstand getroffener Vereinbarungen zwischen Gedenkstätte und Stadt war es, die Frage der Zuwegung in enger Abstimmung mit der Stadt Oranienburg zu planen, nicht aber die gesamte Zielplanung für die Gedenkstätte Sachsenhausen“, erklärt Alexander Laesicke. CDU-Antrag soll nun klaren Lösungsvorschlag anschieben: Klare Lösungsvorschläge lässt der Antwortkatalog der Verwaltung damit weiter offen. Um in der Zuwegungsdiskussion einen Schritt voranzukommen, will die CDU-Fraktion am Mittwoch (27. Mai, 18 Uhr, MBS-Arena) einen Antrag zur Schaffung eines neuen Bus-Parkplatzes an der Gedenkstätte einbringen, der die Anwohner entlasten soll. Der Antrag sieht die Schaffung einer neuen Zuwegung zur Alten Lagerstraße über die Carl-Gustav-Hempel-Straße/Höhe Wasserwerk vor und beauftragt die Verwaltung, für den Bau des neuen Parkplatzes rechtliche und finanzielle Voraussetzungen zu schaffen. Mit der Planung und Umsetzung „soll unverzüglich begonnen werden“, heißt es weiter. Die Bürger würden nach drei Jahren intensiver Diskussion zwischen Stadt- und Stiftungsleitung zurecht vor Ort eine adäquate Lösungsperspektive erwarten, meint der CDU-Fraktionsvize Christian Howe. „Das städtische Bauamt hat zusammen mit der Anwohnerinitiative bereits sehr gute Lösungsvarianten entwickelt. Diese müssen nun weiterentwickelt und vor allem auch umgesetzt werden. Die Entscheidung dazu liegt in der Verantwortung der Stadtverordneten und nicht zuletzt auch beim Bürgermeister“, sagt er. Landesministerin Manja Schüle (SPD) soll in Oranienburg mit allen Beteiligten an einem Tisch sitzen: Nach MAZ-Informationen wird am Donnerstag, also am Tag nach der Bauausschusssitzung, Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) zu einem Gespräch in Oranienburg erwartet. Sie wird sich mit Vertretern von Stadt, Gedenkstätte, Anwohnerinitiative und den Oranienburger Landtagsabgeordneten – Björn Lüttmann (SPD) Heiner Klemp (Grüne) und Nicole Walter-Mundt (CDU) – an einen Tisch sitzen und die seit Jahren schwelende Problematik erörtern. Laut Nicole Walter-Mundt jedoch „kann die Ministerin lediglich eine vermittelnde Rolle zwischen den Akteuren einnehmen. Die Entscheidung trifft am Ende die Stadtverordnetenversammlung.“ Von Nadine Bieneck

Oranienburg - Zuwegungsproblematik Gedenkstätte: Kommt ein neuer Parkplatz?