Hundebesitzer sammelt massenhaft fremden Hundekot ein und entsorgt ihn

Velten hat ein Minenfeld. Es liegt an der Straße Am Heidekrug, zwischen dem Spielplatz am Eichenring und der Einfahrt Buchenweg. Es ist 274 Meter lang. Tretminen über Tretminen, von Hunden hinterlassen, von den Hundehaltern nicht entsorgt. Bei Michael Hess schießt der Blutdruck in die Höhe, wenn er diesen langgezogenen Misthaufen sieht, der sich zwischen Gehweg und Zäunen der angrenzenden Grundstücke in Velten-Grün befindet. Der etwa drei Meter breite Grünstreifen ist übersät mit Hundekot. „Jetzt, wo der Schnee geschmolzen ist, fallen die Haufen noch mehr auf“, sagt er. Er ist frustriert über diesen Dauerzustand. „Wir haben selbst zwei Riesenschnauzer. Und wir gehen drei- bis viermal am Tag mit ihnen raus. Aber wir haben immer Tütchen dabei, um die Kacke einzusammeln, die unsere Hunde hinterlassen.“ Lesen Sie auch Zehdenick: Pferd versorgen und wieder weg Friedrichsthal: Das Rätsel um das Klavier auf dem tiefgefrorenen Grabowsee ist gelöst Trotz Corona: Bernsteinsee wird für Spaziergänger geöffnet Er machte sich Am Heidekrug auf den Weg: Am Donnerstag machte sich Michael Hess an jenem Abschnitt Am Heidekrug wieder auf den Weg. Diesmal ohne Hunde, dafür mit einem Eimer in der Hand und 50 Kotbeutel in der Tasche. Er sammelte von der Einfahrt Buchenweg an in Richtung Stadtzentrum den gesamten Hundekot ein, den er sah. „Es ist unglaublich, wie viele Haufen dort herumlagen. Die meisten von ihnen waren noch relativ frisch, höchstens ein paar Tage.“ Andere hatten sich schon in eine matschige Pampe verwandelt. Nach 20 Metern hatte er bereits 15 Haufen in seinen Eimer verfrachtet. An manchen Stellen fanden sich vier, fünf Haufen nebeneinander. Große Geschäfte, kleine Geschäfte. Michael Hess befand sich permanent in gebückter Haltung, er stolperte von einem Haufen zum anderen. „Eigentlich wollte ich bis zur Tankstelle gehen, aber auf halber Strecke gingen mir die Tütchen aus“, sagt der 57-Jährige. 50 Tüten hatte er dabei, mit einer las er zwei, drei, vier Haufen auf. Je nach Größe. Der Eimer wurde langsam voll. Nach genau 360 Metern brach er ab. 137 Kothaufen sammelte er – permanent kopfschüttelnd – auf dem Teilstück ein. Für ihn nicht nachvollziehbar, warum Hundebesitzer der Pflicht, den Hundekot ihrer Tiere mitzunehmen und zu entsorgen, nicht nachkommen. „Es ist ärgerlich, warum einige wenige Hundebesitzer sich nicht an die Regeln halten und somit alle anderen Hundehalter in Verruf bringen“, beklagt sich Michael Hess. Er verweist darauf, dass die Stadt Velten genau in dem Bereich – im Abstand von nicht einmal einem Kilometer – zwei Hundekottoiletten aufgestellt habe, wo der Kot problemlos entsorgt werden könne. An einem der Behälter könnten sogar die Tütchen an einem Spender kostenlos gezogen werden. „Die Ausrede, ‚ich habe gerade keinen Hundekotbeutel dabei‘ zieht also nicht.“ Er will mit gutem Beispiel vorangehen: Warum hat der Veltener diese Aktion gemacht? „Um ein Beispiel zu geben, dass nicht alle Hundehalter so verantwortungslos sind.“ Der Polizeibeamte (in Berlin) ist gar nicht erpicht darauf, dass die sorglosen Hundehalter belangt werden. Er appelliert jedoch an deren Pflicht und an ihr Gewissen. Der Grünstreifen, den er abgesammelt hat, befindet sich direkt an den Grundstücken. Die Geruchsbelästigung für die Anwohner sei heftig. Kinder sollten sich lieber nicht vom Gehweg entfernen, sonst liefen sie Gefahr, in einen Haufen zu treten. Direkt an dieser Strecke liege ein Spielplatz (Eichenring). „Und sind wir ganz ehrlich: Wer kann garantieren, dass in dem Kot, den man an den Schuhen unbewusst in die eigene Wohnung trägt, keine Krankheitserreger sind?“, macht Michael Hess auf einen weiteren Punkt aufmerksam. Ein Anwohner habe einmal Fähnchen in die Kothaufen gesteckt, um die Hundehalter dafür zu sensibilisieren, den Kot ihrer Vierbeiner zu entsorgen. Vergebens. Im Wohnpark Velten-Grün leben etwa 800 Einwohner. Hochgerechnet auf die Zahl der absoluten Zahlen der Ofenstadt (Einwohner 12 700, Hunde 1400) müsste es in dem Wohngebiet etwa 90 angemeldete Hunde geben. Einige ihrer Halter haben es nicht nötig, ihrer Pflicht nachzukommen. Zum Ärger von solchen Anwohnern wie Familie Hess, die seit 1998 dort wohnt und findet, dass diese Unart schlimmer geworden ist. Den gefüllten Eimer nahm Michael Hess nach seiner Sammeltour übrigens mit nach Hause und entsorgte ihn in seiner eigenen Mülltonne. Er ist angewidert von den Gepflogenheiten einiger Hundebesitzer: „So, wie die es halten, finde ich es einfach Scheiße!“ Von Stefan Blumberg