Lehrerberuf als Geschenk: Claudia Heimen brennt für ihren Job als Schulleiterin in Velten

„Es war eine total spannende Zeit“, erinnert sich Claudia Heimen an die 90er-Jahre. Als sie von der Hennigsdorfer Albert-Schweitzer-Gesamtschule nach Velten wechselte, war das 1993 eröffnete Hedwig-Bollhagen-Gymnasium gerade im Aufbau. „Ich wollte so gerne auch mit älteren Schülern arbeiten“, erklärt die Pädagogin ihren Wunsch, ans Gymnasium zu wechseln. Sie beim Übergang von der Schule ins Berufsleben zu begleiten, ist der Lehrerin früher wie heute sehr wichtig. Letzter Arbeitstag im Januar 2020: Im Jahr 1995 kam Claudia Heimen als Englischlehrerin ans Bollhagen-Gymnasium, drei Jahre später wurde sie Oberstufenkoordinatorin, bevor sie sich schließlich 2001 erfolgreich auf den Posten der Schulleiterin bewarb. Wenn die heute 62-Jährige im Januar 2021 ihren letzten Arbeitstag hat, wird sie 20 Jahre Schulleiterin gewesen sein. Die Pädagogin strahlt große Zufriedenheit aus, wenn sie von ihrem Werdegang erzählt. Als Mädchen im Jungengymnasium: Ihre Geschichte beginnt als Schülerin an einem kirchlichen Mädchengymnasium im Rheinland. Die von Nonnen geführte Schule besuchte Claudia Heimen von der fünften bis zur achten Klasse. „Ich hatte aber einen sehr weiten Fahrtweg und als das Gymnasium in eine öffentliche Schule umgewandelt wurde, wechselte ich“, erzählt sie. Was dann folgte, war genau das Gegenteil: In Emmerich an der holländischen Grenze besuchte sie als eines von ganz wenigen Mädchen ein Jungengymnasium. „Es war eine tolle Zeit, in der ich viel fürs Leben gelernt habe.“ Dort lernte sie auch ihren späteren Mann kennen. Innenarchitektin als zweiter Berufswunsch: Claudia Heimen hatte als junges Mädchen zunächst mehrere Berufswünsche. „Lehrerin stand im Raum, aber ich hätte auch gerne Innenarchitektur studiert.“ Der familiäre Rat verhalf ihr schließlich zu der Entscheidung, ein Lehramtsstudium aufzunehmen – mit den Fächern Englisch und Philosophie. „Obwohl die Chancen, im Lehrerberuf Fuß zu fassen nach meinem Abitur 1977 eigentlich nicht so gut standen. Aber ich war trotzdem motiviert und wollte es schaffen.“ Umzug vom Rheinland nach Berlin: Nach dem zweiten Staatsexamen folgte sie ihrem Mann nach West-Berlin und studierte noch einmal Kunst und Theologie. Vor dem Mauerfall habe es kaum freie Stellen für Lehrer gegeben. „Deshalb musste man die Augen offen halten“, erklärt Claudia Heimen. Sie hielt sich mehrere Türen offen, indem die junge Lehrerin Englischkurse für Erwachsene an der Volkshochschule gab. „Das war damals ein echter Glücksgriff.“ Als weiteres Standbein beteiligte sich die junge Frau am Aufbau eines Nachhilfe-Instituts. Den Mauerfall hat sie als bewegendes Ereignis im Gedächtnis. Nach der Wende bewarb sie sich weiter um Lehrerstellen, auch in Ost-Berlin und Brandenburg. Im Jahr 1992 gelang der Sprung in den Schuldienst. „Es war eine Art Geschenk, in den Lehrerberuf hineinzukommen“, erzählt die Schulleiterin mit strahlenden Augen. Vorbereitung aufs Berufsleben: Damit die Bollhagen-Schüler nach dem Abitur nicht vor dem Nichts stehen, pflegt die Schule zahlreiche Kontakte – zu Universitäten, aber auch zu Ausbildungsbetrieben. Einmal im Jahr sind Absolventen zu Gast in ihrer alten Schule, um den Elftklässlern von ihren ganz individuellen Werdegängen zu erzählen. „Dadurch lernen die Schüler auch, dass der Weg zum Beruf nicht immer ganz geradlinig verläuft, sondern man zwischendurch auch mal Misserfolge verkraften muss“, sagt Claudia Heimen. „Es sind eben echte authentische Lebensläufe.“ Von Wiebke Wollek

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