Wiederholungsrezept: Apotheken schlagen Alarm

Die Angst der Menschen vor dem Coronavirus sorgt in den hiesigen Apotheken für Ausnahmezustand. So auch in der Ahorn-Apotheke in Velten, wie Chefin Ivonne Rittner bestätigt. „Momentan ist echt der Wahnsinn los. Die Sorge der Menschen ist greifbar.“ Atemmasken und Desinfektionsmittel sind bereits vergriffen und nur schwer nachzubestellen. Wiederholungsrezept ab dem 1. März „Inzwischen stellen wir unser eigenes Desinfektionsmittel her, um den Bedarf der Menschen ansatzweise zu decken“, erklärt Ivonne Rittner. Doch neben dem Coronavirus und dessen Folgen treibt die Apothekerin noch eine ganz andere Sorge um, die sogar die Existenz der Apotheke bedrohen kann. Ab dem 1. März gilt das Wiederholungsrezept. Gedacht ist das Rezept für Menschen, die eine Dauertherapie erhalten. Bis zu viermal im Jahr können zukünftig Patienten mit dem selben Rezept Medikamente bei der Apotheke holen, ohne vorher noch mal einen Arzt konsultiert zu haben. Gedacht ist das Rezept für chronisch Kranke. So weit klingt diese neue Regelung für den Patienten gut, doch für die Apotheken kann es zu gravierende Problemen führen. Apotheken müssen in Vorleistung gehen Eine Verordnung wird erst abgerechnet, wenn die Belieferung vollständig abgeschlossen ist. Im Falle einer Mehrfachverordnung bedeutet dies, dass die Apotheke bis zur letzten Abgabe in Vorleistung geht. Problematisch kann dies bei hochpreisigen Produkten werden – die finanzielle Belastung für die Apotheken könnte mitunter existenzgefährdende Folgen haben. „Ich bin absolut fassungslos, wie man seitens des Gesundheitsministeriums so etwas beschließen kann. Für viele Apotheken kann diese Regelung den Ruin bedeuten“, beklagt sich Ivonne Rittner über die neue Regelung. „Das heißt nun, dass wir im schlimmsten Fall für ein Jahr in Vorleistung gehen müssen. Richtig problematisch wird es vor allem dann, wenn Medikamente richtig teuer sind“, so die Chefin der Veltener Ahorn-Apotheke weiter. „Unsere Zulieferer wollen ja sofort die Ware bezahlt haben, das wird sehr schwierig werden, befürchte ich“, so Rittner weiter. Zumal es laut der Apothekerin auch nicht die Möglichkeit gibt, die Medikamente auf einmal rauszugeben, sondern nur in Zyklen. Bei der wiederholten Abgabe ist das Arzneimittel in derselben Packungsgröße abzugeben, die der Arzt für die erstmalige Abgabe festgelegt hat. Für Ivonne Rittner entstehen durch diese neue Regelung nun ungeahnte finanzielle Aufwendungen, die noch lange nicht abzusehen sind. Finanzielle Zerreißprobe droht vielen Apotheken Eine Ablehnung der Rezepte aus Kostengründen ist laut Ivonne Rittner nicht möglich. „Wir haben eine Verpflichtung zur angemessenen Ausführung von Verschreibungen. Natürlich wollen wir auch alle Patienten die Medikamente geben, die sie dringend benötigen.“ Finanziell dürfte dies aber zu einer großen Zerreißprobe werden. Von Knut Hagedorn

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