Anke Stamer von der Ölmühle hat ihren Hofladen in Katerbow eröffnet

Öl pressen ist nichts für Ungeduldige – das kann Anke Stamer mit Sicherheit sagen. Bis der erste Tropfen Kürbiskernöl den Gaumen erfreut, vergeht viel Zeit. Vier Stunden werden die Kerne bei 100 Grad Celsius geröstet, bevor sie in Salzlake getaucht und zu Öl gepresst werden. Durch das Rösten wird das Öl haltbar und bekommt seinen nussartigen Geschmack. Etwa sechs Kilogramm Kürbiskerne benötigt Anke Stamer, um einen Liter des kostbaren Öls herzustellen. Seit die Katerbowerin 2018 mit ihrer Ölpresse an den Start ging, hat sie bereits viele regionale Partner gefunden. Aus weißer Senfsaat vom Ökohof Müritzwiesen presst sie Senföl, die Walnüsse liefert Vivian Böllersen von der Herzberger Walnussmeisterei, die Hanfsaat kommt von der Müritz. Mit der Ölpresse auf Reisen: Inspiriert durch einen Ölmühlenbesuch im Spreewald, fasste sie den Entschluss, sich selbst diesem Handwerk zu widmen. Auf einem Vierseitenhof unweit der Katerbower Kirche setzte sie ihren Traum in die Tat um. Anke Stamer bereist mit ihrer mobilen Ölpresse Märkte und Feste und verkauft dort ihre Öle. Im Dezember vergangenen Jahres starteten die Stamers mit den Bauarbeiten für einen Hofladen – mehr Platz muss her, denn das Interesse an den Produkten ist groß und oftmals steht die 45-Jährige noch um Mitternacht an der Presse. „Vor allem die Herstellung von Walnussöl ist sehr zeitaufwändig und ich muss ständig dabei stehen und rühren“, sagt sie. Ende Oktober war es nun endlich soweit, der Hofladen konnte eröffnet werden. Eine Feier gab es allerdings coronabedingt erst einmal nicht. Dennoch ließen es sich viele Katerbower nicht nehmen, auf dem Luisenhof vorbei zu schauen. Kaffee und Glühwein to go: Die nagelneue Espressomaschine würde Anke Stamer jetzt gern häufiger benutzen und auch der große gemütliche Raum mit den hellen Holzmöbeln lädt zum Kaffeeklatsch ein. Doch Kaffee gibt es vorerst nur zum Mitnehmen, so wie Glühwein, Walnusskonfekt und frisch gebackene Waffeln. Die Regale sind mit zahlreichen Produkten regionaler Partner gefüllt. Die Prignitzer Hofkäserei Ziegendorf liefert Ziegenkäse aus Kunow, ländliche Fleischköstlichkeiten kommen von Homemade aus Karstedtshof bei Wittstock und der Kaffee wird in Himmelpfort geröstet. Leckeres Eis mit Kürbiskernöl: Weitere Partner sind der Prignitzer Hof „Landgeschmack“ aus Gumtow, die Rheinsberger Preußenquelle, der Ökohof Kuhhorst und die Kyritzer Mosterei Wietz. Pollys Eisdiele in Neuruppin verfeinert mit dem Kürbiskernöl die Eisspezialitäten. Anke Stamer liefert ihr Öl bereits an viele Partner. In den Neuruppiner Bioläden der Region sowie in Perleberg kann man das Katerbower Öl bereits kaufen. „Auch aus Havelberg kam jetzt eine Anfrage“, erzählt Anke Stamer. „Katja Leppin vom Hof ,Landgeschmack’ ist Havelbergerin, sie wird die Ware mitnehmen.“ Innovative Lösungen haben die lokalen Akteure bereits in vielen Bereichen gefunden, nicht zuletzt Dank der Unterstützung durch die Regionalinitiative Prignitz-Ruppin. Auch die Unterstützung ist regional: Sie wurde 2017 gegründet, um die Verbraucher über die Angebotsvielfalt in der Region zu informieren sowie Lebensmittelproduzenten, Gastronomen, Landwirte und Handwerksbetriebe zu vernetzen. Auch Anke Stamer ist wie viele ihrer Partner Mitglied in dem Verein der Regionalentwicklungsgesellschaft, von dem sie viel Unterstützung erfahren hat – gerade in der Gründungs- und Ausbauphase ihres Unternehmens. Andrea Schneider ist die Ansprechpartnerin für regionale Produzenten und Gastronomen. Sie hat in den vergangenen Wochen oft auf dem Luisenhof vorbei geschaut und auch mal nachgehakt, wenn es Schwierigkeiten gab. Nun steht sie in dem neuen Raum und freut sich gemeinsam mit Anke Stamer über den schönen Hofladen und die gefüllten Regale. Ein Schwätzchen auf dem Luisenhof: „Wenn man die Produkte alle so sieht, dann ist man immer wieder erstaunt, wieviel Lebensmittel in unserer Region hergestellt werden“, sagt sie. Auch die Katerbower können demnächst bei einer Tasse Kaffee, einer Kürbissuppe oder einem Glühwein im Luisenhofer Café ein Schwätzchen halten oder sich vielleicht beim Preisrommé treffen, denn seit die Gaststätte Schreiber geschlossen hat, fehlt es an Räumlichkeiten. Doch das wird erst wieder möglich sein, wenn die Corona-Einschränkungen wieder aufgehoben werden. Der Hofladen in der Dorfstraße 29 ist freitags von 14 bis 20 Uhr und samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Lesen Sie auch: Ölmühle Katerbow eröffnet Hofladen Herzberger Hof nimmt unreife Walnüsse an Walnussanbau für Einsteiger Ostprignitz-Ruppin: Sechs Projekte können auf Fördermittel hoffen Von Cornelia Felsch