Garz: André Schmitz veröffentlicht Buch über Hermann von Quast

Der Backenbart prächtig, der Blick in eine unbestimmte Ferne gerichtet – ein Ölgemälde aus dem Jahr 1879 zeigt Hermann von Quast ernst, aber nicht unfreundlich. Schon als junger Mann schreibt er seinem Vater Briefe von ausgesuchter Höflichkeit. „Mit treuer Anhänglichkeit verbleibe ich immerdar. Dein gehorsamer Sohn HvQuast.“ 46 Jahre lang hat Hermann von Quast die Geschicke des Rittergutes Garz geleitet – länger als jeder andere. Ihm haben André Schmitz, der heutige Besitzer des Gutshauses Garz, und der Historiker Sebastian Panwitz jetzt ein Buch gewidmet. „Es gibt nicht viel Literatur über den märkischen Adel“, sagt Schmitz. Dabei ließe sich so viel über die für das Ruppiner Land bedeutende Familie von Quast erzählen. Material aus dem Familienarchiv gibt es reichlich. Es lädt ein zu einer Reise in die Welt des 19. Jahrhunderts. In seinem Buch veröffentlicht André Schmitz die Briefe, die Hermann und sein Bruder Albrecht auf ihrer Grand Tour schrieben – jener für junge Adlige damals üblichen Bildungsreise, die die beiden Brüder durch Deutschland, Belgien und die Niederlande führte. Auch die Tagebucheinträge, die Hermann von Quast in seinem Todesjahr 1888 schrieb, sind in dem Buch enthalten. Penibel protokolliert Hermann von Quast darin Wetter, politische Ereignisse, Treffen mit seinem in Vichel lebenden Bruder sowie die Besuche, die die weitläufige Familie sich damals abstattet. Von Quast ist zugleich ein sorgfältiger Chronist des Arbeitsalltags auf dem Gut. „Wie funktionierte damals ein Gutsbetrieb?“, fragt André Schmitz. „Das ist eine Geschichte, die ihrer Aufarbeitung harrt.“ Der ehemalige Chef der Senatskanzlei und ehemalige Kulturstaatssekretär von Berlin kann der Lebenswelt des 19. Jahrhunderts durchaus Sympathien abgewinnen. Tagebücher und Briefe zeigen Hermann von Quast als einen Mann, „der das, was er besitzt, pflegt und weiterentwickelt, um es an kommende Generationen weiterzugeben“. Durchaus eine Tugend, wie Schmitz findet. Die Arbeit an dem Buch brachte auch für Schmitz Überraschendes zu Tage. Anders als in vielen adligen Familien damals üblich verbringen Hermann von Quast und seine erste Frau Natalie viel Zeit mit ihren Kindern. Seinen sechs Söhnen muss Hermann von Quast ein liebevoller Vater gewesen sein. Er ignoriert oder akzeptiert, dass sein jüngster Sohn Albrecht homosexuell war und unterstützte seinen Versuch, im diplomatischen Dienst Karriere zu machen. Auch dem Sorgenkind Ernst von Quast versagte er die Unterstützung nicht. Als junger Mann hatte Ernst im Glücksspiel Schulden gemacht. Die Familie schickt ihn nach Amerika, wo er schließlich Arzt wird. „Es macht Hermann von Quast so sympathisch, dass er all seinen Kindern die Kapriolen verzieh“, sagt Schmitz. Grund genug also, ein weiteres Buch über die Quäste herauszubringen. Ende des Jahres soll ein kurzer Sammelband über die sechs Söhne Hermann von Quasts erscheinen – Adolph, Erich, Curt, Ernst, Otto und Albrecht. „Es gibt über die Söhne so viel Material“, sagt Schmitz. Auch über den Vater Hermann von Quasts würde Schmitz gerne ein Buch herausbringen. Auch dessen Lebensgeschichte sei sehr erzählenswert. Der frühere Berliner Kulturstaatssekretär plant eine ganze Schriftenreihe über die Familie von Quast. In einigen Jahren, so hofft Schmitz, wird er dann auch eine Ausstellung über die Familie von Quast zeigen können. „Das zumindest wäre mein Wunsch.“ Allererste Gespräche dazu habe er bereits geführt. Das von Sebastian Panwitz geschriebene Buch „Hermann von Quast auf Garz. Leben und Wirken eines märkischen Rittergutsbesitzers“ erschien in der Edition Rieger. Von Frauke Herweg