Hermann von Quast – Gutsbesitzer auf Garz

Wer den Namen von Quast hört, denkt vermutlich an den Baumeister, Denkmalpfleger und ersten preußischen Staatskonservator Ferdinand von Quast, der 1807 auf dem Gut Radensleben geboren wurde und dessen Grab sich auch dort auf dem Campo Santo befindet. Doch auch die Dörfer Küdow, Protzen, Garz, Damm, Rohrlack und Vichel waren einst im Besitz.der Familie derer von Quast, die sich in die Radenslebener und Garzer Linie aufteilte. Einen Einblick in das Leben des märkischen Landadels des 19. Jahrhunderts gestattet ein Buch, dass jetzt in der Edition Rieger erschienen ist und dem Leben und Wirken des Rittergutsbesitzers Hermann von Quast gewidmet ist. Herausgegeben hat den ersten Band der Schriftenreihe zur Familie von Quast der jetzigen Eigentümer der Gutsanlage, der ehemalige Berliner Kulturstaatssekretär André Schmitz. „Die glücklichsten Jahre meines Lebens“: „Ich habe Hermann von Quast viel zu verdanken, verlebe ich doch die glücklichsten Jahre meines Lebens in ,seinem' Garz“, schreibt er in seinem Vorwort. „Die Erinnerung an ihn wachzuhalten, ist mir deshalb ein persönliches Anliegen.“ Bereits seit dem 15. Jahrhundert war die Familie von Quast in Garz, im heutigen Landkreis Ostprignitz-Ruppin, ansässig. Hermann von Quast, der 1812 in Berlin geboren wurde, war später der wirtschaftlich erfolgreichste Gutsherr auf Garz. Gemeinsam mit seinem Bruder besuchte er das Gymnasium in Neuruppin, wo sie 1832 ihr Abitur ablegten. Während einer Europareise bereiteten sich beide auf den Beruf des Landwirts vor. Sie besuchten Schäfereien reisten zum Wollmarkt und lernten die Seidenraupenzucht kennen. Landschaftspark im englischen Stil: Nach der Rückkehr übertrug der Vater seinem Sohn Hermann die Verwaltung des Vorwerks Damm, neun Kilometer von Garz entfernt. Nach dem Tod des Vaters wurde Hermann von Quast Rittergutsbesitzer auf Garz. Er heiratete seine Cousine Natalie von Laffert und führte mit ihr ein erfülltes Leben in Garz: Das Gut wurde umgestaltet und modernisiert, der Landschaftspark im englischen Stil gestaltet, drei Söhne wurden geboren. Doch bereits 1850 starb seine Frau. Ein schwerer Schlag für Hermann von Quast. Im Park setzte er ihr ein Denkmal, das bis heute erhalten ist. 1852 heiratete er ein zweites Mal, um seinen drei Söhnen eine Mutter zu geben Doch bereits 1860 starb auch seine Frau Louise von Quast. Hermann von Quast musste nun für sechs Kinder sorgen, zwei Jahre später heiratete er zum drittel Mal. Die Probleme des Alltags mit seinen sechs Kindern bestimmen nun das Leben. Willkommene Ablenkung brachten Besucher, zu denen auch Theodor Fontane gehörte. Vom mittelalterlichen Wohnturm fertigte der reisende Schriftsteller eine Skizze in seinem Notizbuch an. Lütkemüller-Orgel, gestiftet vom Rittergutsbesitzer: Am 15. Dezember 1888 starb Hermann von Quast, sein Sohn Adolph von Quast übernahm das Gut Garz. In der Garzer Dorfkirche erinnern zwei bestickte Altartücher sowie zwei farbige Glasfenster an Hermann von Quast. Auch die Lütkemüller-Orgel hatte der märkische Rittergutsbesitzer gestiftet. Über mehrere Jahre hinweg recherchierten der Jurist André Schmitz und der Historiker Sebastian Panwitz, um aus den kärglichen Resten überlieferter Unterlagen ein möglichst realistisches Bild vom Leben eines typischen Gutsherrn im damaligen Preußen zu entwerfen. Dabei unterstützt haben sie die Kinder des letzten Rittergutsbesitzers der Familie von Quast auf Garz, der 1976 starb. Das umfangreiche Gutsarchiv befand sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zusammen mit der Bibliothek im Turm des Gutshauses. Durch Plünderung und Vernichtung wurden nur Reste überliefert, die im Landeshauptarchiv Potsdam erhalten blieben. Dazu gehören Tagebuchaufzeichnungen Hermann von Quasts aus seinem Todesjahr. Neben mehreren Testamentsfassungen enthält das Buch auch zahlreiche Familienbriefe. Eine intensive und mühsame Arbeit: „Es war eine sehr mühsame Arbeit“, sagt der Verleger Günter Rieger. „Sebastian Panwitz und André Schmitz haben eine intensive Arbeit geleistet. Vor allem in den Details gab es so viele Dinge zu bedenken.“ Aber auch für den Verleger lief das Projekt nicht ganz ohne Komplikationen ab. „Es ist schon schwierig, wenn man einen Auftraggeber hat, der sich jeden Tag etwas Neues einfallen lässt.“ Dennoch ist Günter Rieger zufrieden: „Das Buch spiegelt sehr gut die sozialen und ökonomischen Verhältnisse zu Fontanes Zeiten wieder und ist regional geschichtlich eine echte Bereicherung.“ Das Buch „Hermann von Quast auf Garz“, erschienen in der Edition Rieger, kostet 29,50 Euro und ist in der Neuruppiner Fontane-Buchhandlung erhältlich. Von Cornelia Felsch