Rohrlack: Naturkindergarten baut Lehmwerkstatt auf

Der Turm von Rapunzel wächst – Lehmschicht um Lehmschicht. Die fünfjährige Leni drückt ihre Hände auf das zwiebelartige Gebilde und begutachtet ihr Werk. „Nur die Fahne fehlt“, findet sie. Der Rohrlacker Naturkindergarten will seine pädagogischen Angebote erweitern und eine Lehmwerkstatt aufbauen. Dafür möchte der Kita-Trägerverein Kairos ein großes Wetterschutzsegel, einen Werktisch und verschiedene Werkzeuge anschaffen. Vor Kurzem haben die Kinder bereits mit ersten Arbeiten begonnen. „Wir haben Lehm geschenkt bekommen – und einfach angefangen“, sagt die pädagogische Leiterin Sylvia Amblank. Hinter dem großen Bauwagen können die Jungen und Mädchen des Naturkindergartens matschen, pampen, Einhörner formen oder erste Buchstaben in den Lehm schreiben. Amblank will bewusst wenig Vorgaben machen. „Wir schauen erstmal, worauf die Kinder von ganz allein kommen.“ Jüngere Kinder können das Material erkunden, ältere eigene Projekte verfolgen. Lehm sei als Material sehr vielfältig, sagt Amblank. Das Matschen mit Erde sei „eine absolut sinnliche Erfahrung“. Zugleich könnten aber auch anspruchsvolle Ideen umgesetzt werden – ein Junge hat begonnen, eine Murmelbahn aus Lehm zu bauen. „Lehm ist immer wieder benutzbar“, sagt Amblank. Einmal geformte Figuren könnten mit Wasser aufgelöst, das Material wieder verwendet werden. Ganz spielerisch könnten Kinder dabei auch naturwissenschaftliche Erfahrungen machen – Wasser bleibt in einer Lehmkuhle stehen, im Sand aber versickert es. Doch kann Lehm auch eine Tafel sein. Mit dem Zeigefinger versucht Shirley ihren Namen in den noch feuchten Lehm zu schreiben. „S wie eine Schlange“, hilft Amblank ihr. „Dann ein H – ein H wie ein Stück aus einer Leiter.“ Noch erkunden die Kinder das Material Lehm. „Wir sind noch ganz am Anfang“, sagt Amblank. Später, so hofft sie, könnten auch größere Gemeinschaftsprojekte entstehen. Eine Lehmwand etwa, in der jedes Kind seine Spuren hinterlassen kann und die einmal den Bauwagen schmücken könnte. Oder gar ein Lehmofen. Am Ende eines Kita-Tages müssen alle Werkzeuge gereinigt und weggeräumt werden – auch das gehört dazu. Zwölf Jungen und Mädchen im Alter von knapp drei bis sieben Jahren besuchen derzeit den Naturkindergarten unweit der Rohrlacker Kirche. Der Kindergarten hätte noch einige Plätze zu vergeben. Wegen Corona hatten einige Veranstaltungen, auf denen die Kita für sich wirbt, ausfallen müssen. „Wir könnten sofort einen Platz anbieten“, sagt Amblank. Der Rohrlacker Naturkindergarten kann bis zu 18 Jungen und Mädchen betreuen und hatte im vergangenen Sommer seine ersten Kinder aufgenommen. Eltern vom Verein Kairos hatten sich für das alternative Kita-Konzept stark gemacht. Die Jungen und Mädchen spielen und experimentieren die meisten Zeit draußen. Lesen Sie zu dem Thema auch: Grünes Licht für erste Naturkita in Ostprignitz-Ruppin Kita ohne herkömmliches Spielzeug Von Frauke Herweg