"Es muss auf dem verwilderten Teil des Areals vergessen worden sein und so überlebt haben. Bis zu den 1970er Jahren wohnten darin wohl sogar noch Leute", erfuhr Bernd Henning von älteren Hohenofenern über diese Hausnummer 1.
Henning arbeitet beim Berlin-Brandenburger Landesverein des Internationalen Jugendgemeinschaftsdienstes als Träger der sogenannten Jugendbauhütten. Sie werden gefördert vom Europäischen Sozialfonds des Landes Brandenburg, vom Bundesjugendministerium und kofinanziert von Projektpartnern. Initiiert von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wurde damit an die Tradition mittelalterlicher Bauhütten angeknüpft und eine Sonderform des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) geschaffen.
Eine Hand voll solcher 16- bis 26-jährigen "FSJler" deckte in Hohenofen dieser Tage nun das Dach des Fachwerkhäuschens mit einer Plane ab, fertigte ein Aufmaß an und kartierte die Schäden. Bis zum Winter wollen sie das Kleinod gesichert haben.
"Vermutlich handelt es sich um ein Kolonistenhaus noch aus der Zeit weit vor der Entstehung der Papierfabrik", schätzt Ute Fürstenberg vom Vorstand des Vereins Patent-Papierfabrik: "Es befindet sich außerhalb der Produktionsgebäude auf dem westlichen Gelände." Die Fabrik entstand Anfang des 19. Jahrhunderts, dort, wo an der Dosse im ausgehenden 17. Jahrhundert schon ein sogenanntes Seigerhüttenwerk arbeitete. Der Raseneisenstein aus der Region wurde zur Schmelze zu diesem "Hohen Ofen" gebracht.
Den Kontakt zur Jugendbauhütte erhielt Ute Fürstenberg, als sie voriges Jahr die Stiftung Denkmalschutz um Hilfe bat. Denn während das kleine Fachwerkhäuschen jetzt ein "überschaubarer Fall" für die FSJler ist, ist das gesamte Fabrik-Ensemble schließlich noch zu retten. Eine erste Dachsanierung des Produktionsgebäudes für 50.000 Euro aus Mitteln des Denkmalschutzprogramms des Bundes und Eler-Mitteln wurde im Dezember 2013 abgeschlossen. Für dieses Jahr ist laut Fürstenberg neues Geld für weitere Gebäude beantragt.
Von Matthias Anke