Blesendorf: Diskussion um Kinderfriedhof bei Blesendorf

Der stillgelegte Friedhof bei Ganzow nahe Blesendorf könnte künftig einem bundesweit einzigartigen Bestattungsmodell Raum geben. Das haben Patrick Zimmermann und Antje-Mareen König von der Cara-Aktiengesellschaft (AG) aus Potsdam jüngst in der Sitzung des Ortsbeirates mitgeteilt. Demnach planen König und Zimmermann dort einen Friedhof speziell für verstorbene Kinder. Und das soll man dem Friedhof auch ansehen: Kindgerechte Gestaltung: Die Gestaltung solle sich deutlich von herkömmlichen Friedhöfen abheben. Die Initiatoren möchten die Bestattungsfläche kindgerecht herrichten – etwa wie einen Märchenwald, sagte Patrick Zimmermann. Denkbar wären auch eine Leseecke mit einer Sitzbank oder ein Sandkasten, in dem das Geschwisterkind imaginär mit seinem toten Brüderchen oder Schwesterchen spielen kann. Auch könne alles so eingerichtet werden, dass Picknicke oder Adventtreffen von Eltern abgehalten werden können. Zudem würden bei der Bepflanzung Bäume und Sträucher bevorzugt, die mit dem zunehmend trockeneren Klima besser zurechtkommen. „Wenn ein Kind stirbt, sucht die Familie immer nach Möglichkeiten, die Trauer zu verarbeiten und etwas von dem Kind zu behalten“, sagt Antje-Mareen König. Die Cara-AG ist ein Bestattungsdienstleister, der Kristalle und Diamanten aus den Haaren Verstorbener herstellt. „Dann stellt sich für die betroffenen Familien aber oftmals die Frage: Wohin mit den Urnen?“, so Patrick Zimmermann. Herkömmliche Friedhöfe böten dabei mitunter nicht das gewünschte Umfeld. Friedhof könnte überregional genutzt werden: Die Lösung könnte der Kinderfriedhof sein, der überregional genutzt werden kann. Er soll den Hinterbliebenen die Möglichkeit geben, auch mal ein Kuscheltier oder einen Stein niederzulegen. Auch würde die Gestaltung so ausgerichtet, dass man auch über mehrere Stunden hinweg Zeit auf dem Friedhof verbringen kann. „Der Faktor Zeit ist für die Eltern sehr wichtig“, so Antje-Mareen König. Er spiele eine größere Rolle als bei verstorbenen Erwachsenen oder Senioren. „Wenn die Familie den Friedhof mit einem besseren Gefühl verlässt, als das, mit dem sie gekommen ist, haben wir alles richtig gemacht“, sagt Patrick Zimmermann. Nichts Vergleichbares: Laut König und Zimmermann gebe es in Deutschland bislang keinen vergleichbaren Friedhof. Zwar würden mitunter Bereiche für Kinder-Gräber abgeteilt, aber ein separat geführter Ruheplatz ausschließlich für verstorbene Kinder sei bisher einzigartig. Das Unternehmen wolle den Friedhof betreiben – also gestalten, pflegen und Bestattungen durchführen. „Damit Geld zu verdienen, ist für uns nicht wichtig. Es geht vielmehr darum, unser Portfolio zu vergrößern“, sagt Antje-Mareen König, die sich ganz besonders auf Kinderbestattungen konzentriere. Im Land Brandenburg sterben jährlich rund 3000 Kinder. Ortsbeirat Blesendorf einverstanden: Der Ortsbeirat ist mit diesen Plänen grundsätzlich einverstanden. Ortsvorsteher Wolfram Hlouschek bat jedoch darum, den Beirat in die Gestaltungspläne einzubeziehen. Auch wurde in der Sitzung die Frage andiskutiert, ob es eventuell möglich wäre, vor Ort einen Brunnen zu bohren. In der etwas schwierigen Zuwegung sieht Patrick Zimmermann kein Problem. Das werde von den Hinterbliebenen akzeptiert. Der Friedhof ist seit März 2020 außer Betrieb gesetzt. Die letzte Beisetzung fand 2015 statt. Die Lage der Ruhestätte sei für den genannten Zweck vorteilhaft, weil er „auf dem Weg zur Ostsee“ gut erreichen ist. Wer einen Ort sucht, an dem er seinem verstorbenen Kind nah sein kann, nehme auch längere Anfahrtswege in Kauf, sagt Zimmermann. So wäre der Kinderfriedhof sogar von bundesweiter Relevanz. Die Gemeinde Heiligengrabe habe sich noch nicht zu den Plänen positioniert, sagte Vize-Bürgermeisterin Christiane Hamelow. Man wolle dem Ortsbeirat nicht vorgreifen. Von Björn Wagener