Dorfkümmerin Deniz Öz aus Blumenthal hat Tipps gegen Corona-Einsamkeit

Ein kurzer Halt am Gartenzaun. Für kurze Zeit Zuhören und Mut machen. Und wenig später wartet der nächste Gesprächspartner. Das gehört für Dorfkümmerin Deniz Öz zum Selbstverständnis. Denn auch in Zeiten der Corona-Krise sollen die Menschen nicht auf der Strecke bleiben. Schon im Frühjahr machte sich Heiligengrabes Dorfkümmerin Deniz Öz auf den Weg und besuchte Bürger in den Ortsteilen der Gemeinde. Diese persönliche Geste ging mitten ins Herz. Denn neben dem Schutz vor einer Corona-Infektion hilft die Pflege sozialer Beziehungen, gut durch die Isolation zu kommen. Soziale Beziehungen sind gut für die Lebensqualität – unabhängig vom Alter. Gespräche am Gartenzaun mit Dorfkümmerin Deniz Öz: „Im Winter sind Gespräche am Gartenzaun etwas schwieriger“, räumt Öz ein. Witterungsbedingt sind die Einwohner dann seltener vor ihrer Haustür. Dennoch kommt der Besuch am Gartenzaun weiter gut an. So auch bei Marianne Schimmelpfennig aus Dahlhausen. Die 80-Jährige gehört zum Stammpublikum bei den Veranstaltungen im Bürgerhaus in Blumenthal. Kartenspielen, Handykurs oder Bürgerfrühstück – überall mischt Marianne Schimmelpfennig mit: „Das fehlt mir schon, aber ich habe genug Alternativen, um mich zu beschäftigen.“ Die Seniorin ist kontaktfreudig, hält den Draht zu ihren Nachbarn, bastelt oder kümmert sich um ihre Haustiere. Alternativen der Beschäftigung suchen und finden: Marianne Schimmelpfennig ist ihre Lebensfreude anzusehen. „Auch in der Corona-Krise geht es mir gut.“ Sie empfiehlt anderen Menschen, denen es mit dem Alleinsein nicht so gut geht: „Man muss Alternativen suchen und finden.“ Das Kartenspiel verlegte sie im Sommer einfach in den Garten und holte sich ihre Mitspieler aus der Nachbarschaft. Die Investition in ein neues Mobiltelefon zahlt sich ebenfalls aus. „Ich hatte mich im Herbst vergangenen Jahr beim Handykurs in Blumenthal angemeldet und vorher extra ein neues Telefon gekauft“, erinnert sich Marianne Schimmelpfennig. Kontakte halten, egal wie: Mittlerweile wischt sie zielsicher über den Bildschirm, verschickt Nachrichten und Bilder und telefoniert auch mehr als zuvor. Allein mit fünf Bekannten und Freunden in Blumenthal und Umgebung hält sie in der Zeit der Kontaktbeschränkungen auf diesem Weg die Verbindung. „Dieser Kurs ist ein Vorteil in der Corona-Krise.“ Auch die Gespräche am Gartenzaun tragen sie durch diese Zeit. Dorfkümmerin: Menschen sollen auch in der Corona-Krise aktiv bleiben: Die Dorfkümmerin kann das nur bestätigen: „Es ist gut, wenn die Menschen aktiv bleiben und alle Kommunikationsmöglichkeiten nutzen, die zur Verfügung stehen.“ Gespräche beim Einkauf, übern Zaun oder der Telefonanruf. Auch wenn der digitale Kontakt den persönlichen nicht ersetzen kann, das Alleinsein und die Einsamkeit können somit besser ertragen werden. Deniz Öz ist immer wieder auf der Suche, um die Bürger zu vernetzen. Dabei hat sie alle Generationen im Blick – Jugendliche, Familien mit Kindern bis hin zu Senioren. Diskretion und Verschwiegenheit ist bei der Hilfe selbstverständlich. Auch auf anderer Ebene bringt die Corona-Krise die Bürger in der Gemeinde zusammen. Deniz Öz bahnt regelmäßig Hilfe zur Selbsthilfe zwischen den Einwohnern an. Einzelbesuche im Bürgerhaus in Blumenthal: Wenngleich der Trubel im Bürgerhaus in Blumenthal derzeit nur eine Erinnerung an bessere Zeiten ist, steht Deniz Öz den Einwohnern zur Seite. Jeder kann mit seinen Fragen zur Dorfkümmerin kommen. Oder einfach nur, um zu reden. Nach telefonischer Anmeldung sind Einzelbesuche im Bürgerhaus möglich. Die Sichtweisen in Stadt und Land: Deniz Öz kam vor drei Jahren aus Berlin in die Gemeinde Heiligengrabe und trat ihre Arbeit als Dorfkümmerin an. „Auf dem Land achten die Menschen mehr aufeinander“, sagt sie. Aufrufe und Kontaktangebote erreichen die Menschen eher als in der Großstadt. „Alle, die sich sonst im Bürgerhaus oder in anderen Dorfgemeinschaftshäusern treffen, bedauern, dass diese Gemeinschaft seit Monaten auf Eis liegt“, so Deniz Öz. Positiv in die Zukunft sehen: Kaum jemand sagt ihr aber, dass er sich einsam fühlt. Auch das gehört zu ihren Erfahrungen. Umso mehr empfiehlt sie: „Wir sollen jetzt lieber sehen, was wieder schön wird als auf das blicken, was derzeit nicht möglich ist.“ Das ist auch ihre eigene positive Grundhaltung. Denn immer steht auch die Frage im Raum, wie jemand mit einer Situation umgeht. Dabei hat sie Marianne Schimmelpfennig vor Augen. Die 80-Jährige bleibt auch in der Corona-Situation zuversichtlich und aktiv. Von Christamaria Ruch