Feuerwehr Blumenthal wird 110 Jahre alt , Feier fällt wegen Corona aus

Die Feuerwehr liegt in den Genen der Familie Kenzler in Blumenthal. Seit der Gründung des Brandschutzes im Jahre 1910 reiht sich dieser Name fast nahtlos bei den Mitgliedern ein. Die Feier zum 110-jährigen Feuerwehrjubiläum am 12. September fällt wegen der Corona-Krise allerdings ins Wasser. „Man kann ja auch im kommenden Jahr die 111 Jahre feiern“, sagt Steffen Kenzler. Der 33-Jährige rückte Anfang 2019 an die Spitze der Freiwilligen Feuerwehreinheit Blumenthal-Dahlhausen-Grabow. Seitdem ist er Einheitsführer und für 13 Aktive verantwortlich. Steffen Kenzlers Großvater Achim ist 88 und gehört zu den elf Mitgliedern in der Alters- und Ehrenabteilung. Er feiert in diesem Jahr 70 Jahre Mitgliedschaft - Achim Kenzler trat am 1. September 1950 der Feuerwehr bei. Gründungsprotokoll von 1910 ist erhalten: Eine Kopie des Gründungsprotokolls vom 4. Dezember 1910 weist den Gemeindevorsteher Franz Winkel als ersten Vorsitzenden aus. Achim Kenzlers Großvater Adolf (1865 bis 1929) gehörte zu den Gründungsmitgliedern und war stellvertretender Oberführer. „Mein Vater Gustav gehörte seit 1929 zu den Brandschützern, er starb 1945 im Alter von 46 Jahren beim Volkssturm“, sagt Achim Kenzler. Nur sein Sohn André tanzt aus der Reihe und entscheid sich für die Blaskapelle. „Es ist schön, dass mit meinem Enkel Steffen der Brandschutz in der Familie weitergegeben wird“, sagt Achim Kenzler. Suchaktion war der erste Einsatz für Achim Kenzler: „Ich wollte schon mit 16 oder 17 eintreten, aber damals wurden erst Männer ab 18 Jahre aufgenommen“, sagt Achim Kenzler. An seinen ersten Einsatz erinnert er sich genau. Am 1. September 1950 wurde eine schwangere Frau aus Blumenthal vermisst. Kenzler beteiligte sich wie viele andere an der Suchaktion. Die junge Frau wurde kurze Zeit später gefunden - sie fiel einem Mord zum Opfer. Dieses Ereignis wühlte damals Blumenthal auf, denn die Mörder waren unter ihnen. Karriere in der Freiwilligen Feuerwehr: Achim Kenzler rückte 1974 in die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr in Blumenthal auf. Mit den Wehren aus Boddin, Schönebeck, Langnow, Heidelberg, Dahlhausen, Grabow und Rosenwinkel bildete Blumenthal einen eigenen Wirkungsbereich. Kenzler war dort für den vorbeugenden Brandschutz verantwortlich. Brandschützer aus Blumenthal punkteten bei Wettkämpfen: Jedes Jahr gab es ein Wirkungsbereichstreffen mit Ausscheid. Von 1978 bis 1987 gewann die Blumenthaler Feuerwehr und erhielt jedes Mal die Wanderfahne. Mittlerweile ist sie in der Heimatstube des Ortes ausgestellt. Als Brandinspektor quittierte Achim Kenzler 1991 mit 60 den aktiven Dienst. „Bis heute kribbelt es noch in den Fingern, wenn es um Feuerwehr geht“, sagt Achim Kenzler. Der rüstige Senior ist derzeit das älteste Mitglied in der Feuerwehreinheit. Jede Zeit hat ihre Technik: Die Zeiten, die Ausrüstung und Technik durchliefen im Laufe der 110 Jahre einen starken Wandel. „Jede Zeit bringt ihre Technik mit sich“, sagt Achim Kenzler. Spaten, Schippe und Feuerpatsche gehörten einst zur Grundausrüstung. Mit einem Signalhorn ausgestattet fuhren drei ausgewählte Brandschützer von den Feuermeldestellen aus durch Blumenthal, um im Ernstfall die Einsatzkräfte und Bürger lautstark zu informieren. Erst in den 1950er Jahren kamen die ersten Sirenen auf und lösten die Signalhörner ab. Zum 50-jährigen Feuerwehrjubiläum gab es eine neues Einsatzfahrzeug: „Zum Glück habe ich keinen Wohnungsbrand erlebt“, sagt er. Heute rücken die Einsatzkräfte vor allem bei Technischen Hilfeleistungen wie Unfälle oder Unwetter aus. 1960 erhielt die Feuerwehr in Blumenthal zum 50-jährigen Jubiläum ein neues Löschfahrzeug vom Typ Garant K30. „Das Fahrzeug lief erst ab Kolrep richtig warm“, erinnert sich Achim Kenzler. Tragkraftspritze und Schlauchtransportanhänger gehörten dazu und mit zehn Einsatzkräften konnte die Feuerwehr in Gruppenstärke ausrücken. Feuerwehrbälle standen hoch im Kurs: Auch die Kameradschaftsabende und Feuerwehrbälle gehören zu Achim Kenzlers Erinnerungen. „Auf den Bällen haben wir ordentlich gelöscht“, sagt er. Bei einer der ersten Feiern, die Achim Kenzler bei der Feuerwehr erlebt hatte, „reichte nicht mal das Geld, um alles in der Gaststätte zu bezahlen.“ Steffen Kenzler ist seit 17 Jahren Mitglied und nun Einheitsführer: Seit 1995 existiert auch eine Jugendfeuerwehr in Blumenthal. Steffen Kenzler trat mit 16 im Jahre 2003 der Freiwilligen Feuerwehr bei. Jetzt ist er als Oberlöschmeister und Einheitsführer im Einsatz. Die Einheit rückt mit einem Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) mit Nachläufer aus. Dort finden sechs Brandschützer in Staffelstärke Platz. „Ich bin ehrgeizig und versuche, alle mitzuziehen, damit die Einheit stark bleibt“, sagt Steffen Kenzler. Von Christamaria Ruch