Luftangriff am 24. April 1945 auf Lazarettzüge bei Dahlhausen

Das Kriegsende lag am 24. April 1945 zum Greifen nah. Nur zwei Wochen später, am 8. Mai, gelang in Deutschland die Befreiung vom Faschismus. Doch diesen Moment erlebten 13 Frauen und Männer in der Gemarkung Dahlhausen nicht mehr. Sie befanden sich am 24. April in zwei Eisenbahnzügen. Zwischen 7 und 8 Uhr beschossen russische Tiefflieger diese zwei Züge. Einer war ein Lazarettzug und kurz zuvor im Bahnhof in Blumenthal entsprechend gekennzeichnet. Der andere Zug befand sich in Richtung Rosenwinkel. Schicksalstag für 13 Frauen und Männer: Ihre letzte Ruhestätte haben die 13 Toten auf dem Friedhof in Dahlhausen gefunden. Der 24. April 1945 wurde zu ihrem Schicksalstag. Zu den Toten gehörten eine Frau und zwölf Männer im Alter von 16 bis 53 Jahre. Sie waren Flüchtlinge, zivile Angestellte der Eisenbahn oder Angehörige der Wehrmacht. Drei Tage später, am 27. April, wurden sie auf dem Friedhof in Dahlhausen beigesetzt. Außerdem fand ein deutscher Soldat dort am 5. Mai 1945 seine letzte Ruhe – sein Todestag ist unbekannt. Er wurde ebenfalls in der Gemarkung Dahlhausen aufgefunden. Ehrenamtlich im Namen der Deutschen Kriegsgräberfürsorge aktiv: „Diese Anlage wurde damals als Heldenfriedhof bezeichnet“, sagt Anke Glaser aus Dahlhausen. Sie pflegt seit 25 Jahren ehrenamtlich dieses Massengrab. Dies erfolgt im Namen der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. „Das ist mir ein Bedürfnis und liegt mir am Herzen“, sagt die 60-Jährige. Dabei hat sie vor allem im Blick, dass dieser Luftangriff nicht vergessen wird. Das Thema Ortsgeschichte bewegt Anke Glaser seit Jahrzehnten. Vergangenheit wirkt in die Zukunft: „Das Wissen aus der Vergangenheit wirkt in die Gegenwart und daraus gestalten wir die Zukunft. Grabsteine erinnern an unsere Vorfahren und an die Umstände der jeweiligen Zeit“, sagt sie. Damit ist die Pflege der Kriegsgräberanlage für Anke Glaser gelebte Erinnerungskultur. Das Gedenken wird am Leben gehalten: „Ich bin dankbar für das ehrenamtliche Engagement und Menschen wie Frau Glaser, die die Erinnerung an die Kriegsopfer pflegen“, sagt Holger Kippenhahn, Bürgermeister der Gemeinde Heiligengrabe. Somit stirbt das Gedenken nicht aus. Auf eigenen Wunsch die Pflege der Grabanlage übernommen: Während russische Soldatenfriedhöfe zu DDR-Zeit unter Denkmalschutz standen, gehörten Gräber wie das in Dahlhausen nicht dazu. „Das war damals nicht erwünscht“, sagt Anke Glaser. Drei Holzkreuze mit Plakette sowie ein Stahlhelm zierten bis Mitte der 1990er Jahre die Gräber des Luftangriffs. Sie wurden von einer Gedenktafel mit den 14 Namen abgelöst. „Die Anlage sah damals ungepflegt aus“, erinnert sich Anke Glaser. Daraufhin wandte sie sich Mitte der 90er Jahre an die damalige Gemeindevertretung in Blumenthal und bot ihre ehrenamtliche Hilfe an. Das Gremium fasste daraufhin einen entsprechenden Beschluss. Mit Pflanzen aus dem eigenen Garten den Grundstein gelegt: „Ich habe aus meinem Garten Koniferen, Flieder und Efeu geholt und hier gepflanzt“, sagt sie. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich das Grabfeld zu einer gepflegten Anlage. Anke Glaser stellt mehrmals im Jahr neue Pflanzschalen mit Blumen auf das Grabfeld. Woche für Woche ist sie dort mit dem Harken, Hacken und Gießen beschäftigt. Auch ihr neun Jahre alter Enkel Samuel und Nachbar Jens Heidenreich packen bei der Pflege mit an. Verbundenheit mit den Toten: Vor gut zehn Jahren entdeckte Anke Glaser auf dem Grabfeld eine einzelne Blume, die dort abgelegt war. „Da hatte ich das Gefühl, dass sich jemand mit diesen Toten verbunden fühlt.“, sagt sie. Am Freitag, 24. April, um 10 Uhr wird auf dem Friedhof in Dahlhausen an den Luftangriff vor 75 Jahren erinnert. Gemeindebürgermeister Holger Kippenhahn lädt die Bürger zu diesem öffentlichen Gedenken ein. Von Christamaria Ruch

Dahlhausen - Vor 75 Jahren fielen Bomben auf Dahlhausen