Über fünf Jahre habe sie dafür gekämpft, dass die ehemalige Gaststätte „Heiligengraber Krug“ das neue multifunktionale Dorfgemeinschaftshaus in Heiligengrabe werden könnte. Nachdem sich die Gemeindevertretung jedoch für ein anderes Objekt, nämlich den Pavillon auf dem Gelände der Nadelbach-Grundschule entschieden hatte und auch andere Vorschläge für eine Nutzung des Kruges nicht berücksichtigt worden waren, hat sich der Verein nun aufgelöst.
„Wir können erstmal keine weitere Kraft und Energie in das Projekt stecken“, sagt Vereinsmitgründerin Uta Köhn. „Wir sind aber keineswegs enttäuscht, denn wir haben in den vergangenen Jahren viel Zuspruch für unser Vorhaben erhalten“, fügt sie hinzu.
Engagement ging über Einsatz für Krug hinaus
Auch Heiligengrabes Bürgermeister Holger Kippenhahn lobt im Nachhinein das Engagement der Vereinsmitglieder, das mit Weihnachtsmärkten und Osterschmücken weit über Nutzungsideen für den Krug hinausgegangen war, auch wenn einige Auseinandersetzungen mit ihnen recht heftig ausgefallen wären. „Es ist immer gut, wenn sich Bürger für etwas einsetzen“, sagt der Bürgermeister und ein Multifunktionshaus habe der größte Ortsteil der Gemeinde bitter nötig. Letztlich sei aber die Entscheidung auf den Pavillon gefallen. „Ich bin sicher, dass die Pro-Krug-Anhänger den Umbau kritisch verfolgen werden“, so Holger Kippenhahn.
Das bestätigt auch Uta Köhn. Zumal die Kosten für den Umbau des Pavillons zuletzt immer höher ausgefallen wären. Laut Holger Kippenhahn wird er wohl über eine Million Euro kosten, inklusive der Neugestaltung der Außenanlagen.
Im Variantenvergeich von 2013, bei dem auch andere Objekte wie die ehemalige Ladenzeile am Birkenwäldchen in Betracht gezogen worden waren, sind für den Pavillonumbau noch 376 000 Euro brutto angesetzt worden, für den Krug über 773 000 Euro. Laut Machbarkeitsstudie von 2016 soll der Umbau des Pavillons nebst Erweiterungsanbau etwa 860 000 Euro kosten, wie Holger Kippenhahn informiert.
Ein Stück Dorfgeschichte
Um 1860 ist das Gebäude zunächst als Poststation errichtet worden.
Noch vor 1900 war der Krug schon Gaststätte.
Seit der Wende heißt das Haus „Heiligengraber Krug“. Es wurde bis 2003 als Gaststätte genutzt.
2013 gründete sich der Verein „Pro Krug“. Zuletzt gehörten ihm 17 aktive Mitglieder an.
250 Sitzplätze bieten Gastraum und Galerie des Kruges.
„Für das Geld hätte man den Krug locker kaufen, sanieren und verkleinern können“, sagt Uta Köhn. Für rund 250 Gäste biete der historische Gastraum mit Galerie Platz. Das sei auch ein Argument für alternative Nutzungskonzepte. „Wir haben in Heiligengrabe keinen geeigneten Tanzsaal“, sagt Uta Köhn. In noch auf dem Gelände bestehenden Nebengebäuden hätte eine Arztpraxis, Bibliothek oder Sozialstation entstehen können.
Holger Kippenhahn sieht die Zukunft des Kruges aber mehr in privater Hand. Er hofft, wie er sagt, auf einen Investor, der dort wieder eine Gastronomie betreibt. Solange der zuletzt vor 30 Jahren sanierte Gebäudekomplex keinen „städtebaulichen Missstand“ darstellen würde, sei die Gemeinde nicht an einem Kauf interessiert. „Noch ist der Krug kein städtebaulicher Missstand, aber ich befürchte, er könnte es werden, wenn sich nicht bald was tut“, sagt Uta Köhn.
Von Christian Bark