Ehrenamtlichen Stadtimker in Kyritz ernannt für mehr Insektenfreundlichkeit

Geht es um Baumfällungen und Neuanpflanzungen oder gar um Bauprojekte jeglicher Art, dann sitzt in Kyritz künftig auch Rainer Krause mit im Boot. Der 79-Jährige soll die Stadt beraten hinsichtlich aller Möglichkeiten, die für mehr Insektenfreundlichkeit sorgen könnten. Dafür ist der Mann, dem es speziell um Bienen geht, kürzlich offiziell zum ehrenamtlichen Stadtimker ernannt worden. Im Unterschied zu vielen Metropolen also, wo Stadtimker oft schlichtweg so heißen, weil sie inmitten einer Stadt imkern. Aber auch das macht Krause seit vielen Jahren schon. „Als Kind fing ich an, mich für Bienen zu interessieren“, erzählt Krause, der in Zeitz geboren wurde. Seit Ende der 1960er lebt er in Kyritz. Als Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Krankenhaus tätig, wo auch seine Frau als Internistin arbeitete, ging es mit den Bienen als Hobby aber erst weiter, als sie unweit der Klinik ihr Eigenheim bezogen. 21 Völker für Bienenhonig und Bienenwachs: Kistenweise türmen sich dort die Bienenvölker mittlerweile. Es sind 21 an der Zahl, wobei eines zur aktuellen Jahreszeit aus etwa 7000 Tieren bestehen kann. „Wenn im Januar mal die Sonne steigt, gucken sie hin und wieder auch raus", berichtet Krause: „Und im März und April bauen sie sich dann so richtig auf." Am Ende besteht allein ein Volk aus gut 50 000 Bienen. Und ganz am Ende steht natürlich dann auch der Honig. Den gibt es bei Krause entsprechend aller Blütezeiten von Obstsorten über den Spitzahorn bis zum Raps und so weiter. Auch Bienenwachskerzen fertigt er auf Nachfrage an. Als vor einiger Zeit bekannt wurde, dass ein paar Hundert Meter Luftlinie von seinem Grundstück entfernt auf einer Brache am Rehfelder Weg ein Solarpark entstehen soll, horchte Krause auf. „Ganz toll, was sie dort als Ausgleich vorhaben, etwa Insektenhotels zu installieren. Aber das reicht nicht. Irgendwo sollte festgeschrieben werden, dass dort drumherum auch keine Pestizide ausgebracht werden dürfen.“ Pflanzenschutzmittel einerseits und Unkrautvernichter andererseits würden alle anderen Bemühungen sonst zunichte machen. Mit diesem Rat wandte er sich an die Stadtverordneten, als sie ihn bei ihrer letzten Sitzung dieses Jahres zum Stadtimker ernannten. „Da es in unserer Region viele Probleme für die Insektenwelt gibt in der Landwirtschaft und beim Baugeschehen allgemein, da ist es schon gut, wenn man in solchen Fragen dazu geholt wird“, freute sich Krause. Krause als angesehener Imker mit langjähriger Erfahrung: Dass ein Ehrenamtler wie er nun der Stadt als Berater beiseite steht, ist einem entsprechenden Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen zu verdanken. Einstimmig beschlossen die Stadtverordneten dies dann im Frühherbst. „Um diesem neuen Ehrenamt bereits bei der Benennung eine angemessene Anerkennung zukommen zu lassen, soll dies öffentlich durch die Stadtverordnetenversammlung erfolgen“, hieß es. In diesem Dezember war es nun soweit. Dass die Wahl auf Rainer Krause fiel, wurde so begründet: „Herr Doktor Krause ist ein angesehener Imker der Stadt mit langjähriger Erfahrung und umfangreichem Fachwissen auf dem Gebiet der Imkerei. Hinter dem Stadtimker stehen die Imker des Imkervereins Kyritz.“ Zum Anliegen hieß es zudem: „Ein wichtiges Ziel soll es sein, dass sich der Stadtimker bei den städtischen Vorhaben in die spezifischen Anliegen im Sinne des Umwelt- und Naturschutzes einbringen kann. Ein direkter Ansprechpartner wird dafür als Schnittstelle zur Verwaltung im Amt für Stadtentwicklung und Bauen zur Verfügung gestellt.“ Krause selbst sagt, er erinnere sich noch gut daran, wie ihn der damalige Vorsitzende Rudi Dullin in den Imkerverein holte. Längst hilft nun auch Krause einigen Neu-Imkern, die sich an das Hobby herantasten. Wo es Probleme gibt mit verirrten Bienen, ist er ebenso zur Stelle. Oder wenn sich jemand beimachen möchte, Efeu zu entfernen. Der sei für viele zwar lästig, wenn er an Hauswänden emporwächst oder sich um Bäume schlängelt. Doch ihn zu entfernen, davon rät Krause ab: „In einer Zeit, in der sonst nichts mehr blüht, blüht der Efeu“, erklärt er mit Blick auf den Herbst und die Bedeutung für die Insektenwelt. Klar sei daher: „Dass Efeu blüht, sieht man nicht, das hört man.“ Von Matthias Anke