Ganz: Sopranistin Verena Rein erforscht die Entwicklung der Kunst in der Coronakrise

Die Coronakrise lässt Kunst und Kultur im ganzen Land weiterhin ruhen. Zu den Betroffenen gehört auch die Sopranistin Verena Rein aus Ganz. Sie hat seit einem guten Jahr keine Auftritte und Engagements mehr und sagt: „Die Kunst ist abgeschafft. Das gab es nicht mal im Krieg.“ Als Künstlerin fragt sie sich fast täglich, wo das wohl noch hinführen soll. Verena Rein ist sich sicher: Alle Menschen brauchen Kultur, sei es als Macher oder als Genießer. „Aber nun ist alles weg und das schon so lange“, bedauert Verena Rein. Sie denkt, dass vieles nach der Krise auch weg bleiben wird. Eine Frage, die sie sich seit Monaten stellt, ist: „Warum fixieren wir uns nur noch auf dieses Virus und haben aufgehört zu leben? Sie denkt darüber nach, was es mit den Menschen macht, wenn sie keinen Zugang mehr zu Kunst und Kultur haben oder beides selbst nicht mehr machen dürfen. Arbeitsstipendium des Kultursenats Berlin: So bewarb sie sich für ein Arbeitsstipendium des Berliner Kultursenats. Es soll die künstlerische Weiterentwicklung in Krisenzeiten sichern. Verena Rein hat sich beworben mit einem Konzept zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema „Angst“. Sie möchte das Stipendium nutzen, um sich intensiv künstlerisch mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das Thema hat für die Künstlerin besonders durch die aktuelle Corona-Krise eine große Bedeutung bekommen. „Menschen verändern sich stark, wenn sie in großer Angst und Sorge leben. Das Denken wird eingeschränkt, Körper und Seele leiden“, ist sich Verena Rein sicher. Die Künstlerin aus Ganz will die Kultur wieder in den Fokus rücken: Was sie in den vergangenen Monaten noch beobachtet hat: Die menschliche Stimme und besonders die Singstimme mit all ihren Farben und seelischen Ausdrucksmöglichkeiten kann diese Angst hörbar und verstehbar machen, kann aber auch trösten und Mut machen. „Ich sehe meine Aufgabe darin, mit Hilfe der Kunst und Kultur die Gräben, die sich mit Corona aufgetan haben, wieder zu schließen. Die Künstlerin weiß, dass es zum Thema Angst – und besonders zur Angst vor dem Tod – beeindruckende Kompositionen für Gesang aus allen Epochen gibt. „Ich möchte diese innerhalb des Stipendiums sichten, erforschen, in Beziehung setzen und daraus ein performatives Konzertprogramm entwickeln, das vielleicht noch in diesem aber auf jeden Fall 2022 aufgeführt werden kann“, so Verena Rein. Philosophische und religiöse Texte sollen die Kompositionen begleiten. Licht- und Videoinstallation entsteht: Eine Licht- und Videoinstallation soll die Welt der ängstlichen Gefühle veranschaulichen, Bewegung soll ihnen körperlichen Ausdruck verleihen. „Ich möchte Licht ins Dunkel bringen, in dem Gesang zur Hoffnung und zum Trost erklingen soll“, so Verena Rein. Ihre Devise: Jede Krise birgt auch eine Chance. „Davon soll mein Stimm-Klang-Bewegungs-Licht-Projekt zeugen“, sagt sie. Sie hofft damit auch ihren Kollegen Mut machen zu können, die derzeit Angst haben zum Beispiel davor, wie es für sie weitergehen soll. Trotz aller Einschränkungen schaut Verena Rein positiv in die Zukunft. „Ich komme über die Runden“, sagt sie. Sie hat erst im vergangenen Sommer mit vielen Gästen ihr Kulturzentrum „Youkali“ in Ganz eröffnet. Danach war noch eine Lesung möglich und dann war Schluss, wegen der neuen Coronabeschränkungen. Gern hätte sie weitere Veranstaltungen angeboten. Geplant waren sie bereits. Kulturtage Brandenburg in Ganz geplant: „Nun hoffen wir auf das Frühjahr und den Sommer“, sagt Verena Rein. Und sie plant deshalb die ersten Kulturtage Brandenburg 2021 unter dem Motto „Freude schöner Götterfunken“ in Anlehnung an das Beethoven-Jahr, dass 2020 stattfand. „Aber eigentlich war es ja quasi ausgefallen und soll deshalb bei uns in Ganz nun eine Neuauflage erleben“, so Verena Rein. „Gemeinsam wollen wir den Meister, die ganze Musik und die Kunst feiern“, fügt sie an. Einen Termin gibt es aber in Anbetracht der aktuellen Lage noch nicht. „Wir warten die Entwicklung ab“, sagt die Künstlerin sie und freut sich, dass sie bereits Förderzusagen von der Stadt Kyritz und der Sparkasse Ostprignitz-Ruppin für das geplante Festival bekommen hat, dass sie in Ganz etablieren möchte. Die Künste sollen in einem Bühnenstück vereint werden: Ziel ist es, die Künste Musik, Tanz, bildende und performative Kunst miteinander zu verbinden. Dabei soll ein großes Bühnenstück entstehen, dass alle Künste vereint. Geplant sind weitere Veranstaltungen, die je eine Sparte vertreten. Jede dieser Veranstaltungen steht unter einem Motto in Anlehnung an Beethovens „Ode an die Freude“. Und somit soll es insgesamt fünf Oden (Veranstaltungen) geben: Die „Ode an die Hoffnung“ (Bühnenstück), „Ode an die Freude“ (Klavierabend), „Ode an die Liebe“ (Tanzperformance), „Ode an die Freiheit“ (szenische Lesung), „Ode an die Wahrheit“ (Ausstellung). Festival bietet Kunst inmitten der Natur in Ganz: Mit den Kulturtagen im Kulturzentrum „Youkali“ in Ganz will die Künstlerin einen Beitrag für qualitativ hochwertige Kunst eingebettet in eine wunderschöne Landschaft für ganz Ostprignitz-Ruppin und darüber hinaus bieten. „Der Saal hat eine so wunderbare Akustik“, sagt Verena Rein und sie plant, in diesem Jahr außerdem, dort einen exquisiten Flügel zu stationieren, der Musikgenuss auf höchstem Niveau ermöglicht. „Unser Publikum soll Kunst zum Anfassen im Einklang mit der Natur erleben“, so die Sopranistin. Sie fügt an: „Die Menschen brauchen etwas Schönes, etwas zum Träumen und um die Kreativität anzuregen.“ Lesen Sie auch Ganz: Kulturzentrum von Familie Rein im Fasanenweg 5 wird eröffnet Ganz: Der Verein Ganz.Kultur verlegt die Eröffnung der Kulturscheune von Mai auf August Ökologisches Bauen: „Wenn die Sonne scheint, riecht es nach Kakao“ Von Sandra Bels