Kyritzer Kinder waschen wie zu Uromas Zeiten

Dass die alten Wäscheklammern, die einfach nur aus einem Holz mit Kerbe bestehen, die passende Wäscheleine brauchen, darüber waren sich die Erwachsenen am Mittwochvormittag im Kyritzer Klostergarten einig. Auch sie hatten aber das Waschbrett kaum noch selbst in Aktion erlebt – höchstens als Musikinstrument. Die kleinen Hauptpersonen der Veranstaltung war das alles sowieso ganz neu. Die vier- bis fünfjährigen Mädchen und Jungen aus der Kyritzer Stephanus-Kita sollten erleben, wie das mit dem „Waschen zu Uromas Zeiten“ eigentlich funktionierte. Ganz schön mühsam so ganz ohne Waschmaschine, das war schnell klar. Zum Anfassen und Ausprobieren: Aber Spaß machte das Gepansche in den Zubern und Schüsseln natürlich schon. Und es gab seltsame Gerätschaften zum Ausprobieren: die Wäschezange zum Beispiel oder den großen Stampfer, der die Wäsche so richtig durchknetet. Statt Weichspüler sorgte Lavendel aus dem Kräuterbeet für guten Duft. Als Kulturbeauftragte der Stadt hatte sich Manuela Bismark auf das Thema vorbereitet und konnte den Kindern vieles erklären. Ihr Plan: „Wenn die Wäsche auf der Leine oder im Gras trocknet, vertreiben wir uns die Zeit mit Singen und Geschichten erzählen.“ Kooperation mit dem Heimatverein: Der Kyritzer Heimatverein, der gleich neben dem Klostergarten die Heimatstube betreibt, hatte viele der historischen Utensilien für das Erlebnis bereitgestellt. „Wir wollen das Gelände beleben und die Kinder positiv an diesen Ort binden“, erklärt die stellvertretende Vereinsvorsitzende Angela Städeke. Die Stephanus-Kita und der Heimatverein kooperieren auch bei anderen Gelegenheiten. „Ich bin sehr froh über die gute Zusammenarbeit“, sagt die Leiterin der Kindertagesstätte Sabine Heller. Der „Waschtag“ im Klostergarten war Auftakt zu einer Reihe von Projekttagen der Kita unter dem Motto „Auf den Spuren von Fontane und dem Birnbaum“. Ansonsten steht die Birne im Mittelpunkt: Zumindest als Figur war der Dichter, dessen 200. Geburtstag in diesem Jahr landesweit gefeiert wird, am Mittwoch in Kyritz mit dabei. Bis die Kinder es mit „Effi Briest“ oder den „Wanderungen durch die Markt“ zu tun bekommen, wird noch einige Jahre vergehen. Aber Anlass für ein paar Einblicke in die Vergangenheit bietet das Jubiläum eben doch. „Im Fontanejahr führen wir unsere Kinder mit Exkursionen und Projekten an die Geschichte in der Region heran“, erklärt Sabine Heller. Auf dem Programm der nächsten drei Monate stehen regelmäßige Besuche des Klostergartens, um nachzusehen, ob die Birnen schon reif sind. Unter dem Birnbaum soll die Geschichte aus Ribbeck und von Fontane erzählt werden. Birnenernte, Birnenumzug und ein Birnenfest sind bis zum Spätherbst ebenfalls geplant. Die Stephanus-Kita in der Kyritzer Prinzenstraße besteht seit drei Jahren und bietet bis zu 75 Kindern im Altern von null bis zwölf Jahren Betreuung an. Träger der evangelisch geprägten Einrichtung ist die Stephanus-Gesellschaft, die als diakonisches Unternehmen mit mehr als 350 Mitarbeitern unter anderem Kitas, Beratungsstellen und Schulen in Berlin und Brandenburg betreibt. Von Alexander Beckmann

Kyritz - Waschtag im Klostergarten