Neuer ambulanter Pflegedienst Schwester Anne in Kyritz

Selbst ist der Mann. Und die Frau natürlich. Heißt es doch so schön. Das dachten sich auch Anne-Kathrin Tobias und ihr Mann Marcus. „Mitte Juli war es. Da sagten wir uns, das können wir. Das schaffen wir“, erinnert sich die 34-Jährige. Heute, nicht mal drei Monate später, stehen die beiden in den fertigen Räumen an der Holzhausener Straße in Kyritz und kümmern sich von dort aus demnächst um jene, die eben nicht mehr alles alleine bewerkstelligen können. Sie haben einen ambulanten Pflegedienst gegründet. Schwester Anne auch für Palliativpflege unterwegs: Diese Eile ist aber weder dem Interieur noch dem weiteren äußeren Erscheinungsbild anzusehen. Auch inhaltlich wirkt alles, als wäre das Unternehmen längst am Markt. „Kompetenz statt Kompromisse“, so der Leitsatz auf einem Flyer, in dem Stichworte wie „Behandlungspflege“ und „Grundpflege“ ausgeführt sind und selbst die „Palliativpflege“. Ein Spezialgebiet, bei der es in der Regel um die pflegerische Begleitung bei unheilbaren Krankheiten geht. Nicht jeder Dienst bietet so etwas an. Anne und Marcus Tobias leben mit ihrem Kind in Rehfeld. Sie ist begeisterte Reiterin. Er tritt vielerorts als DJ auf. Auf der Intensivstation des Krankenhauses gearbeitet: Für ihre Ausbildung hatte Anne Tobias die Region einst nach Cloppenburg in Niedersachsen verlassen. Sie wurde Krankenschwester und arbeitete nach ihrer Rückkehr in die Heimat am Kyritzer Klinikum auf der Intensivstation. Die folgenden Jahre führten sie in die ambulante Pflege. Doch jetzt sollte die Selbstständigkeit folgen. Ein wichtiger Motor bei alledem: ihr Mann. „Wir haben nächtelang gearbeitet, alles im Eiltempo vorbereitet“, erinnert er sich. Denn das Eröffnungsziel sollte der 1. Oktober sein – und was es dazu alles braucht, sei dann doch eine Menge gewesen. Der Möbeltischler als große Hilfe in der Zeitnot: Auch Marcus hatte den unbedingten Willen dazu, schließlich wollte er sich ebenso verändern, erzählt er. Seit Jahren ist er Zeitsoldat. „Eigentlich begann alles damit, passende Räume zu finden, und dabei hatten wir unglaublich viel Glück“, erzählt Anne Tobias. Denn das Haus, in dem sich einst unter anderem ein Solarium befand, gehört erst seit Kurzem Möbeltischler Matthias Arndt. Er ist ein Bekannter des Paares, der nebenan seinen Betrieb hat. „Er war es, dem wir den Zeitplan zu verdanken haben“, sagt Anne Tobias und verweist auf die Ausstattung samt Küche, Büro und Aufenthaltsraum – von Arndt und seinen Leuten kurzerhand eingebaut. Im Gebiet des Altkreises Kyritz unterwegs: Von dort aus geht es nun zu den Patienten im gesamten Altkreis Kyritz. Der Bedarf sei riesig. Deshalb gehören neben ihr und ihrem Mann als Geschäftsführer bereits drei weitere Pflegekräfte und die Buchhaltung zum Team. Arbeitsverträge, Dienstpläne, Versicherungen – all das schien noch weit weg, als sie zunächst die AOK Nordost kontaktierten. Diese handelt für alle Kassen stellvertretend die Pflegeverträge aus und ist auch für die Zulassung der Pflegedienste in der Region zuständig. Kein Pflegedienst ohne polizeiliches Führungszeugnis: „Sechs bis acht Wochen Bearbeitungszeit wurden uns angekündigt. Um am 1. Oktober zu starten, wollten wir also bis 1. August alles abgegeben haben“, berichtet Anne Tobias. Selbst polizeiliche Führungszeugnisse waren da gefragt. Denn ohne „saubere Weste“ werde heutzutage keiner mehr in dem Bereich geduldet. Ihr Mann kümmerte sich derweil um den Businessplan, den die Bank zur Finanzierung des Ganzen einforderte. Noch aber ist nicht alles erledigt. Als nächste Aufgabe steht das Äußere des Gebäude an. Am 1. Oktober geht es los an der Holzhausener: Drinnen indes sind sie fertig. Es ist eine wohnliche Atmosphäre. „Ich möchte, dass sich jeder herzlich empfangen fühlt“, sagt Anne Tobias: „Wie in der Pflege, die muss mit dem Herzen erfolgen.“ So ist es auch ihrem Logo zu entnehmen. Wer sich selbst ein Bild von diesem neuen Kyritzer Betrieb machen möchte, kommt am Donnerstag, 1. Oktober, in die Holzhausener Straße 55. Von 10 bis 16 Uhr steht die Tür für Interessierte offen. Von Matthias Anke