Patientenfürsprecher: In Kyritz jetzt vorhanden, in Pritzwalk noch gesucht

Weit länger als ein Jahrzehnt schon sind unabhängige Beschwerdestellen in Brandenburgs Krankenhäusern gesetzlich vorgesehen. Patientenfürsprecher nennt sich dieser ehrenamtliche Posten, den es bis heute allerdings noch immer nicht überall gibt. Oder es sind zwischenzeitlich Fürsprecher weggefallen, ohne dass sich ein Nachfolger fand. So ist es auch in den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin von Standort zu Standort unterschiedlich. In Kyritz ist die Freude aktuell groß, endlich auch eine solche Beschwerdestelle zu haben. Die Patientenfürsprecherin dort heißt jetzt Sigrid Schumacher – die eigentlich schon genügend andere Ehrenämter bekleidet. „Ich habe mir gesagt, bevor es gar keiner macht, erkläre ich mich erstmal dazu bereit“, sagt sie. Patientenfürsprecher als Vermittler für jedes Alter: Martin Große, der Geschäftsführer der Kyritzer KMG-Klinik, hatte schließlich schon lange gesucht. Die Klinik trat dann an Sigrid Schumacher heran, weil sie einige Veranstaltungen dort durchführte – speziell für Senioren, ist sie doch die Seniorenbeauftragte des Landkreises Ostprignitz-Ruppin und auch in der Region viel für die ältere Generation engagiert. Dabei sind Patientenfürsprecher als Vermittler für jedes Alter aktiv. Dass es sie überhaupt gibt und worin ihre Aufgaben bestehen, habe Sigrid Schumacher selbst auch nur gewusst, weil ihr Vorgänger als Seniorenbeauftragter, Dieter Böttcher, in Neuruppin in den Ruppiner Kliniken der Fürsprecher war. Lange Wartezeiten als häufigste Beschwerde: Seit 2018 ist es dort der frühere Arzt Hartmut Prahtel. Der erhält die meisten Beschwerden über Zettel in „Meckerkästen“, die auf dem Klinikgelände verteilt stehen. „Im Schnitt gibt es drei Beschwerden die Woche“, berichtete Prahtel der MAZ erst im zurückliegenden Frühjahr. Hauptbeschwerdegrund der Patienten seien zu lange Wartezeiten in manchen Bereichen. Die Corona-Krise war da noch kein Thema. „Patientenfürsprecher waren schon immer wichtig und sind in dieser Situation ja noch wichtiger“, glaubt Sigrid Schumacher. Schließlich seien Reibungspunkte mehr denn je vorhanden, wenn wegen der Pandemie Angehörige ihre Liebsten nicht mehr wie gewohnt besuchen dürfen. In Pritzwalk für ein Patientensprecher gesucht: Zwar habe es für Sigrid Schumacher bislang nichts zu tun gegeben, doch würde sie sich über eine Unterstützung freuen. „Es kann sich sehr gerne noch jemand bereit erklären, er müsste einfach nur als Kontaktperson zur Verfügung stehen. Aber ich habe ja schon so viel vergeblich umhergefragt.“ Zudem müsse der Öffentlichkeit viel mehr vermittelt werden, dass es solche Beschwerdestellen überhaupt gibt. Dann würden sie womöglich auch intensiver genutzt werden. Oder es findet sich leichter jemand für einen Klinik-Standort, wo ein Fürsprecher gerade fehlt – wie etwa in Pritzwalk. Fürsprecher vermitteln kostenlos: „Auf Wunsch steht allen Patienten unserer KMG-Kliniken Kyritz und Wittstock während ihres stationären Aufenthalts – und darüber hinaus – eine ehrenamtliche, unabhängige Patientenfürsprecherin (Kyritz) beziehungsweise ein ehrenamtlicher Fürsprecher (Wittstock) zur Seite“, informiert auch KMG-Sprecher Franz Christian Meier auf Nachfrage: „Für unser KMG Klinikum Pritzwalk sind wir gerade neu auf der Suche.“ Laut Meier unterliegen die Fürsprecher wie auch die Klinik-Mitarbeiter ohnehin der Schweigepflicht. „Die Inanspruchnahme der Patientenfürsprecher ist für Patienten selbstverständlich kostenlos“, sagt der KMG-Sprecher: „Zu den besonderen Aufgaben gehören Information und Beratung, die Vermittlung zwischen Klinikleitung und Patienten, die Prüfung von Beschwerden, Unterstützung bei der Klärung von Problemen und die Weitergabe von Anregungen und Hinweisen.“ Brandenburgweit gab es zuletzt knapp 50 Patientenfürsprecher, wobei es etwas mehr Krankenhausstandorte gibt. In den Fällen ohne einen Ehrenamtler kümmere sich laut dem Arbeitskreis der Patientenfürsprecher Brandenburgs das Qualitätsmanagement der Krankenhäuser um Beschwerden. Wer sich für die Tätigkeit als Patientensprecher interessiert oder dahingehend gar ein Anliegen hat, kann sich an Sigrid Schumacher wenden unter 0176/61 49 06 16. Das Landeskrankenhausgesetz von 1994 sah bereits laut Paragraf 5 vor: „Der Krankenhausträger trifft Vorkehrungen für die Entgegennahme und Bearbeitung von Beschwerden der Patientinnen und Patienten durch eine unabhängige Stelle. Bedienstete des Krankenhausträgers oder Mitglieder seiner Organe können mit der Wahrnehmung der Aufgaben nicht beauftragt werden.“ Das anschließende Gesetz zur Entwicklung der Krankenhäuser im Land Brandenburg (Brandenburgisches Krankenhausentwicklungsgesetz) aus dem Jahr 2009 hat den Beschwerdestellen-Paragrafen um die Fürsprecher ergänzt. Satz 1 lautet seither: Der Krankenhausträger richtet eine unabhängige Stelle ein, die Beschwerden von Patientinnen und Patienten entgegennimmt und bearbeitet. Die Aufgaben dieser Stelle werden durch ehrenamtlich tätige Patientenfürsprecherinnen und Patientenfürsprecher wahrgenommen. Bedienstete des Krankenhausträgers oder Mitglieder seiner Organe können mit der Wahrnehmung der Aufgaben dieser Stelle nicht beauftragt werden. Satz 2 lautet: Die unabhängige Beschwerdestelle prüft Anregungen und Beschwerden der Patientinnen und Patienten und vertritt deren Anliegen gegenüber dem Krankenhaus. Eigene Erkenntnisse zur Patientenversorgung können von der unabhängigen Stelle geltend gemacht werden. Von Matthias Anke