Zuckerrübenernte auf Gut Rüdow bei Kyritz

In den meisten Landwirtschaftsbetrieben der Region ist die Ernte bereits abgeschlossen. Nur auf einigen Feldern bei Kyritz ist die Erntetechnik noch im Einsatz. Das Wetter ist günstig und der Boden abgetrocknet – für den Dienstleistungsbetrieb, der für das Gut Rüdow die Zuckerrübenernte übernimmt, sind die Erntebedingungen in diesem Jahr optimal. Wenn ergiebige Niederschläge gefallen sind, die durchfeuchteten Böden kaum noch abtrocknen und durch die schweren Maschinen in Mitleidenschaft gezogen werden, ist die Ernte oftmals problematisch. Neuer Roder für optimale Rübenernte: Eine riesige rote Maschine – der Rübenroder – dreht auf dem Feld seine Runden. Die Maschine entfernt die Blätter von den Rüben und hebt sie aus der Erde. Reinigungswalzen und Siebbänder befreien die Rüben von der anhaftenden Erde und transportieren sie in den Vorratsbehälter des Roders. Die Blätter der Rüben werden klein gehäckselt und bleiben auf dem Acker liegen, als Gründüngung. Der Dienstleistungsbetrieb aus der Altmark hat in eine neue Maschine investiert. Die Rüben werden nun nicht mehr geköpft, sondern es werden nur die Blätter durch Schlegel entfernt. Die Ernteverluste sind dadurch geringer. Sechs Reihen werden gleichzeitig geerntet. Allein könnte sich ein Landwirtschaftsbetrieb kaum eine derartige Maschine leisten und damit sich der große Roder rechnet, wird die Maschine 24 Stunden rund um die Uhr, im Zweischichtbetrieb ausgelastet. Rüben für Zucker und Biogas: Schnell füllt sich der Vorratsbunker, die Rüben werden zum Feldrand transportiert, wo sie in Mieten abgelegt werden. Auf rund 100 Hektar hat Landwirt Mathias Pöhl vom Gut Rüdow in diesem Jahr Zuckerrüben angebaut. Der 31-jährige Landwirt leitet den Betrieb seit zwei Jahren. Die Zuckerrüben sind ein Standbein. Sie werden nach Uelzen an die Nordzucker-Fabrik geliefert und dienen andererseits als Futter für die Biogasanlage in Vettin (Prignitz). „Wir wollen uns möglichst vielfältig aufstellen“, sagt Mathias Pöhl. „Deshalb haben wir im letzten Jahr mit der Produktion von Druschfrüchten wie Roggen und Triticale begonnen. Den Maisanbau für die Biogasanlage wollen wir reduzieren und dafür mehr Körnermais an den Landhandel liefern. Um die Fruchtfolge aufzulockern haben wir in diesem Jahr auch Weizen angebaut.“ Blühflächen für Imker der Region: Auf 30 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche ernteten die Landwirte Stärkekartoffeln, auch ein Wald gehört zum Gut. 13 Hektar bleiben den Blühmischungen vorbehalten. „Diese haben wir im Frühjahr ausgedrillt. Wenn die Pflanzen abgefroren sind, werden sie untergemulcht.“ Zwei Imker der Region stellen dort ihre Bienenbeuten auf. Um den Humusaufbau und damit die Bodenfruchtbarkeit zu fördern , sowie die Fruchtfolgevielfalt zu steigern, will Mathias Pöhl auf 300 Hektar den Anbau von Leguminosen ausbauen. Auf den leichten Sandböden mit Bodenwertzahlen um 30 sollen damit die Erträge gesteigert werden. Nach der Ernte und dem Stoppelsturz werden dann Zwischenfrüchte ausgesät. Der Ruf der Landwirte hat in den letzten Jahren gelitten, sie werden als uneinsichtig an den ökologischen Pranger gestellt. Die schlechte Stimmung macht auch Mathias Pöhl zu schaffen. „Für uns ist es wichtig, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt“, sagt er. Land schafft Verbindung – auch in Rüdow: Um den Dorfbewohnern zusätzliche Belastungen zu ersparen, setzt er auf eine emissionsarme Ausbringungstechnik der Gärreste aus der Biogasanlage auf seinen Feldern. Es gibt feste Zeiten und die Güllefahrzeuge fahren auch schon mal Umwege, um die Geruchsbelästigung in Grenzen zu halten. „Wir müssen die Balance behalten gegenüber der Bevölkerung und uns auf einen Strukturwandel einlassen“, sagt er. Um den Herausforderungen gewachsen zu sein, sucht der Agrar-Betriebswirt den ständigen Austausch mit anderen Landwirten. „Der Kreisbauernverband Ostprignitz-Ruppin ist dafür eine Superorganisation“, sagt er. Für die Initiative „Land schafft Verbindung“ war auch Mathias Pöhl mit anderen Landwirten in Berlin. Für ein neues Miteinander ist er auch gern bereit, sich weiterzubilden und neue Wege zu gehen. „Ich bin sehr wissbegierig und für neue Anbauverfahren offen“, sagt er. Landwirtschaftstag für Schüler: Alle zwei Jahre führt das Gut einen Landverpächter-Tag durch, bei dem auch verschiedene Themen, wie Blühflächen und Bodenbearbeitung zur Sprache kommen. „Schließlich geben ihr Eigentum ja in unsere Hände und möchten, dass damit auch vernünftig umgegangen wird.“ Am Ball bleiben heißt es für Mathias Pöhl auch, was den Nachwuchs betrifft. Obwohl er zu den jungen Landwirten gehört, ist er sich klar darüber, dass der Generationswechsel für den Agrarsektor wichtig ist, aber schwer zu bewerkstelligen. Neue Technologien müssen entwickelt werden, die landwirtschaftliche Ausbildung gefördert und das Image aufpoliert werden. Er wünscht sich deshalb mehr Input von Fachgremien und Politikern. Seine Tochter ist vom Beruf des Vaters begeistert und begleitet ihn gern bei der Arbeit. Mathias Pöhl plant nun eine Landwirtschaftstag für die ganze Schulklasse, an dem die Mitschüler lernen können, wie aus einer Zuckerrüben-Pille eine Rübe heranwächst und schließlich geerntet wird. Lesen Sie auch: Was der Klimawandel für die lokalen Landwirte bedeutet Agrardialog im Prignitzer Waldgarten Landwirte aus Ostprignitz-Ruppin fordern Abschuss von Wölfen Von Cornelia Felsch