Landgericht Neuruppin: Keine Bewährung für ehemaligen Dealer.

Er bat das Gericht darum, ihm das Gefängnis zu ersparen und Gnade walten zu lassen. Das konnten die Richter jedoch nicht. Die zweite große Strafkammer des Landgerichts Neuruppin verurteilte den 40-jährigen Angeklagten am Freitag wegen Drogenhandels und -besitzes zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten. Keine Bewährungsstrafe wie erhofft: Dabei hatte der gebürtige Rheinländer so sehr auf eine Bewährungsstrafe gehofft. Deswegen hatte er gegen das erste Urteil Rechtsmittel eingelegt. Die erste große Strafkammer des Landgerichts hatte ihn im September vergangenen Jahres zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Der Bundesgerichtshof hatte das Urteil in Bezug auf die verhängte Strafe aufgehoben. Nicht deshalb, weil das oberste Gericht die Strafe als nicht angemessen angesehen hätte, so der Staatsanwalt. Sondern, weil das Landgericht nicht ausdrücklich berücksichtigt habe, dass die bei der Durchsuchung des Grundstücks beschlagnahmten Drogen nicht in den Handel gelangt sind. Deshalb musste nun eine andere Strafkammer verhandeln. Großer Drogenfund in der Prignitz: Fakt ist, dass durch den Hinweis eines Nachbarn, dem das Geschehen auf dem Nachbargehöft merkwürdig erschien, die Polizei am 20. Februar 2018 das Anwesen des Angeklagten in der Prignitz durchsuchte – und fündig wurde. Sie entdeckte ein ganzes Drogenlager: Haschisch, Marihuana, LSD-Trips, halluzinogene Pilze und Cannabiswildwuchs, Cannabisblüten und rauschhaltige Pilze hatte der Angeklagte eigenen Angaben zufolge in der Umgebung gesammelt. Sie dienten dem Eigenkonsum und zum „Experimentieren“. Das bei ihm gefundene Cannabis im Kilogrammbereich verbrauchte er teilweise für sich. 80 Prozent veräußerte er allerdings gewinnbringend weiter, um seinen eigenen Konsum finanzieren zu können. Wegen Drogen immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt: Seit seinem 17. Lebensjahr rauchte er Cannabis, später kamen Amphetamine hinzu. Die Drogen brachten ihn auch in der Vergangenheit immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt, wie sein Vorstrafenregister zeigte. 2007 bekam er sein Leben in den Griff. Er widersprach dem Staatsanwalt, dass ihn die damals ausgesprochenen Bewährungsstrafen nicht beeindruckt hätten. „Ich habe mich gut zehn Jahre gesetzestreu verhalten“, sagte der Angeklagte. Dann warf ihn 2016 die Erkrankung und der Tod seiner Mutter aus der Bahn. Er geriet in eine depressive Phase und griff verstärkt zu Drogen. Die ihn dann vor das Landgericht Neuruppin brachten. „Ich versichere Ihnen, so eine Lebensphase, wie ich sie damals eingeschlagen habe, wiederholt sich nie mehr“, sagte er. Seit der Tat lebt er drogenfrei, bereut nach wie vor, was er getan hat. Er lebt nun in Berlin, hat eine feste Beziehung und eine Arbeit in Aussicht. Die allerdings nur, wenn er nicht ins Gefängnis muss. Negativ hat sich sein Gesundheitszustand verändert, wie er sagte. Bei ihm wurde vor kurzem eine chronische Darmerkrankung festgestellt. Vieles sprach für den Angeklagten, aber es blieb bei Haftstrafe: Sein Geständnis, seine aufrichtige Reue und auch seine damalige persönliche Krisensituation: All das berücksichtigten die Richter bei der Urteilsfindung. Aber sie konnten nicht die große Drogenmenge und seine Vorstrafen außer Acht lassen. „Wir sind ein Strafgericht und müssen den Strafanspruch der Gesellschaft durchsetzen. Das bedeutet auch die Gleichbehandlung mit anderen vergleichbaren Straftätern“, sagte die Vorsitzende Richterin. Das Gericht ging nicht von einem minder schweren Fall aus. So blieb es beim Regelstrafrahmen von einem bis zu 15 Jahren, wobei die nun verhängte Strafe im unteren Bereich liegt. Eine weitere Reduzierung oder die vom Angeklagten und seinem Verteidiger geforderte bewährungsfähige Strafe kamen weder für die Richter noch den Staatsanwalt nicht in Betracht. „Auch wenn es für Sie ein hartes Urteil ist. Aber wir hatten keine andere Wahl und keinen Spielraum. Es muss eine angemessene Strafe sein“, sagte die Richterin. Diesem Anspruch wäre aus Sicht des Verteidigers mit einer Bewährungsstrafe genüge getan gewesen, denn sein Mandant sei auch wegen seiner besonderen gesundheitlichen Situation besonders haftempfindlich. Von Dagmar Simons

Landgericht Neuruppin - Neues Urteil lautet: Drogendealer muss in Haft