Als Neuling im Potsdamer Landtag

Sein Bürgerbüro in der Neuruppiner Schinkelstraße hat Ronny Kretschmer (44) zwar in dieser Woche eröffnen können. Doch es wird wohl noch bis März dauern, bis der gelernte Krankenpfleger, der im September in den Landtag eingezogen ist, dort regelmäßig anzutreffen sein wird. Zwei verschiedene Büros in Potsdam: Der Grund: Der Politiker ist zudem nicht nur Kreistags- und Stadtverordneter in Neuruppin, sondern bis Ende Februar auch noch ehrenamtlicher Schatzmeister der Linken in Brandenburg. Der zweifache Vater hatte das Amt im November 2014 übernommen, hauptamtlich – doch mit seiner Wahl in den Landtag verwandelte sich diese Aufgabe in ein Ehrenamt. „Ich habe im Moment zwei Büros in Potsdam“, sagt Kretschmer. In seinem Landtagsbüro ist der Neuruppiner jedoch kaum anzutreffen. Immerhin will sich Kretschmer für seine Fraktion nicht allein um möglichst bessere Bedingungen für die gesundheitliche Versorgung im ländlichen Raum kümmern, weshalb er viel durch das Land zu den mehr als 50 Kliniken in der Mark fährt. Vielmehr ist er auch zum finanzpolitischen Sprecher der Linken in Brandenburg gewählt worden. Schnelle Antworten sind gefragt: Eigentlich lag das nahe für einen Schatzmeister einer Partei, die nur noch über zehn statt zuvor 17 Sitzen im Landtag verfügt. Doch überraschend ist für Kretschmer, dass die mediale Aufmerksamkeit plötzlich eine ganz andere ist. Wenn der Wirtschaftsminister was Neues zur geplanten Ansiedlung des Tesla-Werkes in Grünheide in Oder-Spree sagt, wollen verschiedenste Medien sofort eine kommentierende Bewertung von der Links-Partei als Opposition. „Das hatte ich in der Schlagzahl nicht erwartet“, sagt Kretschmer. Daran muss er sich noch gewöhnen. Nur wenig geändert hat sich indes an seinem Tagesablauf: Aufstehen zwischen 5.30 und 6 Uhr, dann Frühstück mit der Familie und gegen 7.30 Uhr Abfahrt nach Potsdam – entweder zum Landtag oder zum Landesvorstand, um die Arbeit als Schatzmeister vernünftig zu Ende zu bringen. „Das Zeitmanagement ist sehr anspruchsvoll“, sagt Kretschmer. Schließlich fährt pro Jahr zwischen 40.000 und 50.000 Kilometer. „Daran wird sich wohl wenig ändern.“ Das Büro soll Begegnungsort werden: Noch offen ist, an welchen Tagen und zu welchen Zeiten der Neuruppiner künftig in seinem Büro in der Schinkelstraße anzutreffen sein wird. Dazu muss er noch die Termine von Landtag und Fraktion abstimmen. Aber ein- bis zweimal die Woche will Kretschmer ab März schon in seinem Wahlkreis, der den Altkreis Neuruppin umfasst, sein. Dann soll sein Büro als Begegnungs- und Kulturzentrum zu einem Ort des Austausches werden, bei dem es auch Ausstellungen, Lesungen und Debatten gibt. Von Andreas Vogel

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