Neuruppin: Tierschutzverein fordert Kastrationspflicht für Katzen

Die Anrufe kommen aus Vielitz, Kyritz, Wusterhausen oder vom Rheinsberger Tor in Neuruppin. In den vergangenen Wochen ist dem Tierschutzverein Ostprignitz-Ruppin eine Vielzahl herrenloser Katzen gemeldet worden. „Wir haben ein Massenaufkommen“, sagt Vereinschef Peter Lenz. „Wir sind mit unseren Kapazitäten völlig am Limit.“ Seit Längerem schon fordert der Verein eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für frei laufende Katzen. „Aus einer Katze werden ganz schnell zehn oder 15 Katzen“, sagt Peter Lenz. Nicht alle Katzen würden in der Natur jedoch genügend Futter finden. Viele der etwa 230 Katzen, die der Tierschutzverein jährlich aufnimmt, seien „in einem erbärmlichen Zustand“. Peter Lenz würde sich wünschen, dass Kommunen ordnungsrechtliche Verfügungen erlassen, die Tierbesitzer verpflichten, Freigänger-Katzen zu kastrieren. „Ursache für die vielen verwilderten Katzen sind schließlich die Freigänger.“ Deutschlandweit haben nach Angaben des Tierschutzbundes inzwischen rund 800 Kommunen solche Verfügungen auf den Weg gebracht. In Brandenburg erst sechs – Angermünde, Belzig, Jüterbog, Frankfurt (Oder), Luckenwalde und Velten. Lindow könnte Vorreiter werden: In Ostprignitz-Ruppin könnte sich Lindows Amtsdirektor Danilo Lieske vorstellen, eine entsprechende Satzung nach der Sommerpause zu erarbeiten. Allerdings will Lieske zunächst die Beratungsergebnisse aus Lindow und den vier Gemeinden sowie den notwendigen Beschluss im Amtsausschuss abwarten. Denn die Notwendigkeit einer Kastrationspflicht wird in den Gemeinden des Amtes durchaus unterschiedlich eingeschätzt. Vor zwei Wochen hatten sich etwa die Rüthnicker Gemeindevertreter gegen eine Kastrationspflicht ausgesprochen. „Wir haben kein Problem mit Katzen“, sagt Bürgermeisterin Birgit Salzwedel. „Die Leute gehen sehr sorgsam mit ihren Tieren um.“ Lindow: Verein ließ viele Katzen kastrieren: Im vergangenen Jahr allerdings hatte der Tierschutzverein allein im Amt Lindow mehr als 30 Katzen kastrieren lassen. Lieske würde es deshalb prinzipiell für sinnvoll halten, Katzenbesitzer bei frei laufenden Tiere in die Pflicht zu nehmen. Zwar weiß auch er, dass das Einhalten dieser Pflicht nur schwer zu kontrollieren ist. Doch wäre eine entsprechende Satzung „eine Sensibilisierung für das Problem“. Die Helfer des Tierschutzvereins sind derzeit täglich unterwegs, um herumstreunende und verwahrloste Katzen einzufangen und an private Pflegestellen weiter zu vermitteln. Derzeit gibt es jedoch kaum noch Pflegestellen, die Katzen aufpäppeln können. Die Tierschützer aus Ostprignitz-Ruppin haben deshalb Tierschutzvereine aus Cottbus, Luckenwalde, Falkensee und Glindow um Hilfe gebeten. Einfangen der Tiere ist aufwändig: Auf Initiative des Vereins waren im vergangenen Jahr etwa 175 Katzen kastriert worden. Das Einfangen der halbwilden Tiere sei mitunter sehr aufwändig, sagt Peter Lenz. Manchmal müssen die Tierschützer zu Großeinsätzen ausrücken – im vergangenen Jahr etwa nach Lindow, wo an einer Stelle 26 Katzen eingefangen wurden. „Die Hälfte davon trächtig“, sagt Lenz. Der Neuruppiner befürchtet, dass das unkontrollierte Wachsen der Katzenpopulationen nicht nur den Tieren selbst schadet, sondern auch dem Ökosystem. „Katzen machen Nester leer“, sagt Lenz. Ein starkes Anwachsen der Katzenbestände „greift massiv in das Ökosystem ein“. Kennzeichnungspflicht für Katzen: Lenz plädiert zudem für eine Kennzeichnungspflicht. Gefundene Tiere könnten so viel leichter zu ihrem Halter zurückgebracht werden. Außerdem könnten Katzenhalter, die gegen Tierschutzbestimmungen verstoßen haben, gezielter bestraft werden. Lesen Sie zu dem Thema auch: Freilebende Katzen in Brandenburg: Ist eine Kastrationspflicht notwendig? Von Frauke Herweg