Corona: Ärger über Umzug von Flüchtlingen aus Rheinsberg nach Gnewikow

Dass in Gnewikow seit Freitag Flüchtlinge untergebracht sind, von denen einige mit Corona infiziert sind, sorgt für Unmut. Der Ärger richtete sich in der Stadtverordnetenversammlung am Montag insbesondere gegen die Kreisverwaltung und an deren Informationspolitik. Er könne gut verstehen, dass der Ortsbeirat von Gnewikow verärgert ist, weil er über den Umzug der 42 Menschen aus Rheinsberg nach Gnewikow nicht informiert war. „Logischerweise kommt vom Ortsvorsteher die Frage, wie viele sind es denn, wann kommen sie und wie lange bleiben sie“, sagt Neuruppins Bürgermeister Golde. Auch er selbst sei nur vage vom Landkreis informiert worden, die den Umzug der Familien nach Gnewikow angeordnete hatte. Bis heute könne er konkrete Nachfragen von Abgeordneten nicht beantworten, weil er die Antworten selbst nicht kennt. Jens-Peter Golde: „Soweit geht die Informationspolitik des Kreises dann doch nicht.“ Häusliche Isolation in Rheinsberg war nicht möglich: Der Kreis hatte in der vergangenen Woche entschieden, drei Familien aus einem Wohnverbund in Rheinsberg anderswo unterzubringen. Zuvor waren bei einigen Mitgliedern der Familien Coronaviren festgestellt worden. Eine Isolation in den beengten Verhältnissen in Rheinsberg schien nicht zumutbar. Also hat die Verwaltung einen anderen Wohnort für die Familien gesucht. Das Jugenddorf bot sich da an. Für den Neuruppiner Stadt- und Kreistagsabgeordneten Siegfried Wittkopf (BVB/Freie Wähler) ist dieser Ort „völlig ungeeignet“. Bei einer Telefonkonferenz seien die Vorsitzenden der Kreistagsfraktionen vor einer Woche informiert worden, dass ein Umzug der Familien bevorstehen könnte. Mehrere Abgeordneten hätten darauf hingewiesen, dass Gnewikow keine gute Wahl sei. Die Kreisverwaltung sollte prüfen, ob nicht Prebelow infrage komme. Anders als das Jugenddorf liege die Ferienanlage dort nicht mitten im Dorf. Landkreis sah keine Alternative zum Jugenddorf Gnewikow: Kreissprecherin Britta Avantario widerspricht. „Der Bürgermeister wurde über das Vorhaben informiert. Dem Ortsvorsteher wurde auf seine Bitte hin das Vorgehen erläutert“, sagt sie. Von den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag habe es zwar anfangs Bedenken gegen eine Unterbringung der Familien in Gnewikow gegeben, doch keineswegs eine klare Ablehnung. Aus Sicht der Kreisverwaltung gab es aber keine Alternative zum Jugenddorf Gnewikow als vorübergehendes Quartier für die Familien. Nur das Jugenddorf sei so schnell verfügbar gewesen. Außerdem habe der Landkreis schon gute Erfahrung mit der Unterbringung von Flüchtlingen im Jugenddorf gemacht, sagt Avantario. Die 42 Frauen, Männer und Kinder sollen im Jugenddorf bleiben, bis die Inkubationszeit abgelaufen und klar ist, ob sich weitere Mitglieder der Familien mit Coronaviren infiziert haben. Update: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, der Ortsvorsteher von Gnewikow sei vorab von der Ankunft der Flüchtlinge informiert worden. Das stimmt aber nicht, stellte der Landkreis seine Antwort auf eine entsprechende MAZ-Anfrage klar: Der Ortsvorsteher wurde durch den stellvertretenden Landrat Werner Nüse erst auf Nachfrage informiert. Von Reyk Grunow

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