Corona: Beirat fordert Lohn für private Kita-Betreuung

Das Offenhalten der Kitas trotz der angespannten Corona-Lage in Ostprignitz-Ruppin wird vom Kreis-Kita-Eltern-Beirat ausdrücklich begrüßt. Damit könnten Eltern weiterhin den Lebensunterhalt der Familie verdienen und hätten kein zusätzliches Betreuungsproblem. Der Beirat fordert aber, dass Eltern, die von sich aus ihre Kinder wegen der Gefahren der Corona-Pandemie nicht in eine Kita oder einen Hort bringen, von den Gebühren für die Kita und den Hort befreit und damit nicht doppelt belastet werden. Denn im Normalfall zahle kaum ein Arbeitgeber den Lohn weiter, wenn jemand von sich aus zu Hause bleibe, um sein Kind zu betreuen, sagte am Donnerstag Axel Brinckmann, Vorstandsmitglied des vor gut einem Jahr gegründeten Beirates. Der Beirat wünscht sich einen Anreiz für Eltern: Der 39-jährige Kyritzer würde sich wünschen, dass die Eltern, die den Appellen der Politik folgen und ihr Kind zu Hause betreuen, dennoch weiter Lohn erhalten und verweist dabei auf das Krankengeld, das in der Regel 67 Prozent des Lohnes ausmacht. „Das wäre ein Anreiz für Eltern, ihr Kind nur dann in die Kita zu schicken, wenn es wirklich nicht anders geht“, so Brinckmann. Derzeit schicken die meisten Eltern ihre Kinder in die Kita oder in den Hort. So beträgt die durchschnittliche Auslastung in den neun städtischen Kitas in Neuruppin aktuell zwar nur knapp 50 Prozent, teilte Rathaussprecherin Michaela Ott auf Anfrage mit. Jedoch würden vor allem in den kleineren Einrichtungen zum Teil über 70 Prozent der Kinder betreut werden. Die Auslastung in den Kitas wird wohl noch steigen: Zudem wurde das Neuruppiner Rathaus bereits von einigen Kitas informiert, dass sich die Auslastung in der nächsten Woche noch erhöhen werde. Der Beirat fordert, dass künftig auch das Personal in den Kitas wöchentlich auf das Corona-Virus getestet wird, ähnlich wie das Personal in Krankenhäusern und Seniorenheimen. Zudem sollten die Tests nicht wie derzeit privat vom Kita-Personal getragen werden müssen, betonte Brinckmann. Indes hat das Neuruppiner Gesundheitsamt am Donnerstag 66 neue Infektionen sowie sechs weitere Todesfälle gemeldet. Gestorben an oder mit einer Covid-19-Erkrankung sind eine Frau, Anfang 90, aus Neuruppin, eine Frau, Mitte 80, aus Wusterhausen und ein Mann, Anfang 70, aus Lindow sowie drei Frauen zwischen Mitte 80 und Anfang 90, die in einer Betreuungseinrichtung in Wittstock lebten. Corona-Fall auch am Gymnasium in Wittstock: Bei den Neuinfektionen sind neben einem Pflegebereich in Fehrbellin auch das Hospiz sowie eine Seniorenwohnanlage in Neuruppin und zwei Kitas betroffen. In der Kita Storchennest in Linum befinden sich deshalb 29 Kinder sowie Beschäftigte der Kita in Quarantäne, in der Kita Krümelkiste in Flecken Zechlin müssen nach einem Positivtest 19 Kinder und mehrere Erzieher vorerst in häuslicher Isolation bleiben. Einen Corona-Fall gibt es zudem am Wittstocker Gymnasium. Dort wurden deshalb 31 Zwölftklässler sowie drei Lehrkräfte in Quarantäne geschickt. In all diesen Fällen ist das Gesundheitsamt noch beim Ermitteln der Kontaktpersonen. Der Inzidenwert klettert auf über 400: 116 Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung werden derzeit in einer der Kliniken in Kyritz, Neuruppin und Wittstock behandelt. 29 werden intensivmedizinisch betreut, neun müssen sogar beatmet werden. Der sogenannte 7-Tages-Inzidenzwert in Ostprignitz-Ruppin, den das Land ermittelt, liegt bei 403,6. Allerdings sind in diesem Wert noch nicht die 66 neuen Corona-Fälle berücksichtigt. Das passiert zumeist am Folgetag. 887 aktive Coronafälle in Ostprignitz-Ruppin: Die Zahl der aktiven Corona-Fälle ist um 60 auf 887 gestiegen. Die meisten Infektionen gibt es in Neuruppin (375), gefolgt von Wittstock (154), der Gemeinde Fehrbellin (82) und Rheinsberg (68). In der Gemeinde Wusterhausen sind aktuell 50 Corona-Fälle registriert, im Amt Lindow 47 und in Kyritz 40. In der Gemeinde Heiligengrabe sind 28 Infektionen bekannt, im Amt Neustadt (Dosse) sind es 24 und im Amt Temnitz 19. Von Andreas Vogel