Corona-Notbetreuung in Neuruppin: manche Kitas weisen Eltern ab

Die verordnete Notbetreuung sorgte zumindest in Neuruppin am Montag für Chaos. Etliche Mütter und Väter wussten am Morgen nicht, ob sie ihre Kinder in die Kita bringen dürfen oder nicht. „Wir mussten viele Eltern abweisen“, sagt Hilke Papenbrock vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Die gemeinnützige Gesellschaft betreibt Integrationskitas in Neuruppin und Wuthenow. Die Landesregierung hat am Freitag verfügt, dass in Kreisen mit Sieben-Tage-Inzidenz über 300 Kitas grundsätzlich schließen müssen. Nur noch in Ausnahmefällen dürfen Eltern ihr Kinder dorthin bringen: nur wenn alle Elternteile in einem systemrelevanten Beruf arbeiten, etwa als Pflegekräfte, Ärzte, bei der Polizei oder den Stadtwerken. Wer sein Kind in die Kita bringen darf, entscheidet die Kreisverwaltung. Der Landkreis wurde in der vergangenen Woche mit Anträgen überschwemmt. Freitag lagen dort mehr als 2000 vor. Die Mitarbeiter sahen sich nicht in der Lage, alle bis Montag abzuarbeiten. Etwa 400 Anträge waren am Sonntag noch offen. Hinzu kamen erhebliche Probleme mit dem Online-System. Hunderte eingereichte Anträge wurden zunächst fälschlich mit einer automatischen Antwort abgewiesen. Betroffene Eltern mussten den Antrag erneut einreichen. Der Landkreis hat am Wochenende Listen mit allen genehmigten und den noch offenen Anträgen verschickt – verbunden mit der Bitte, am Montag möglichst alle Kinder aufzunehmen, deren Eltern noch auf eine Entscheidung warten. Der ASB hätte das auch gern getan. „Aber man hat offenbar nicht damit gerechnet, dass so viele Eltern kommen“, sagt Hilke Papenbrock vom ASB. Der Andrang war zu groß. So viele Kinder können im Moment kaum betreut werden. Notbetreuung bedeutet auch in den Kitas besondere Schutzmaßnahmen. Zum Beispiel soll eine Erzieherin höchstens fünf Kinder in einem Raum betreuen, heißt es beim ASB. In die Integrationskita Bummi in der Neuruppiner Franz-Maecker-Straße gehen allein 25 Integrationskinder. Die müssen alle betreut werden, sagt Hilke Papenbrock. 25 Kinder wären allein fünf Gruppen in fünf Räumen. Normalerweise besuchen die Kita 90 Kinder. Nicht einmal 200 Kinder in den neun Kitas, die die Stadt Neuruppin betreibt: Bei anderen Kita-Betreibern startete der Notbetrieb am Montag entspannter. Die neun Kitas der Stadt Neuruppin hatten zusammen nur 194 Kinder zu betreuen, sagt Stadtsprecherin Michaela Ott. Sonst sind es rund 900 Kinder. „Bei uns läuft es übersichtlich“, sagt auch Lindows Amtsdirektor Danilo Lieske. Nach einem positiven Schnelltest bei einer Mitarbeiterin bleibt die Kita in Herzberg am Montag geschlossen, am Dienstag ebenso. Sollte sich der Corona-Verdacht bestätigen, könnte der Kindergarten auch länger geschlossen bleiben, fürchtet Lieske. In der zweiten Kita des Amtes in Lindow lief es am Montag trotzdem entspannt, sagt der Amtsdirektor. Noch immer sind viele Anträge offen: Ähnlich sah es offenbar auch in den beiden Kitas der evangelischen Kita in Neuruppin aus. Dort hatten zuletzt ohnehin nur relativ wenige Eltern noch ihre Kinder betreuen lassen. Nicht einmal die Hälfte der angemeldeten Kinder war vor einer Woche noch gekommen, sagt Gregor Hamsch, der Geschäftsführer der evangelischen Kirchengemeinde, die die Kita an der August-Bebel-Straße betreibt. Hamsch geht davon aus, dass die meisten Eltern, die die Kita zuletzt noch genutzt haben, auch einen Anspruch auf Notbetreuung haben. Selbst wenn am Montag noch nicht jeder einen Bescheid vom Landkreis vorzeigen konnten. Notfalls die Krankentage der Kinder nutzen: Die Kreisverwaltung in Neuruppin will die noch offenen Anträge auf Notbetreuung so schnell wie möglich bearbeiten. Wie lange es voraussichtlich dauert, bis alle Eltern Klarheit haben, war am Montag nicht zu erfahren. Der ASB bittet Eltern, die noch keinen Bescheid über die Notbetreuung haben, notfalls die zusätzlichen Krankentage für ihre Kinder in Anspruch zu nehmen – die hat der Bund vorübergehend verdoppelt. „Auch die Arbeitgeber sollten einsehen, dass es manchmal nicht anders geht“, sagt Hilke Papenbrock. Von Reyk Grunow