Coronavirus: Die Unruhe wächst, Experten warnen vor Panikmache

Umso näher die Gefahr durch das Coronavirus rückt, desto mehr wächst die Unruhe auch im Norden Brandenburgs. „Wir haben vermehrt Anrufe bei unserer Hotline“, sagte am Mittwoch die Sozialdezernentin Waltraud Kuhne in Neuruppin. Es gehe bei den Anrufen aber vor allem um Fragen, was bei Reisen in bestimmte Länder zu beachten sei. Der Landkreis hatte die Hotline (03391/6 88 53 76), unter der der diensthabende Mediziner Fragen zum Virus beantwortet, Ende Januar freigeschaltet. Bis vor wenigen Tagen wurde die Hotline kaum genutzt. Das hat sich seit dem Auftreten der jüngsten Coronavirus-Fälle grundlegend geändert. Gerüchte verbreiten sich über soziale Netzwerke: Die Dezernentin warnte vor unnötigen Bluttests, da es lediglich zwei zugelassene Labors gebe, die feststellen könnten, ob jemand mit dem Virus infiziert ist. „Wer einen Schnupfen hat, hat nicht gleich das Coronavirus“, so Kuhne. Das hat der Kreis auch allen Hausärzten in einem Brief mitgeteilt. Waltraud Kuhne warnt vor Panikmache. Derzeit kursieren in den sozialen Medien vermehrt Gerüchte über einzelne Verdachtsfälle. Am Mittwoch machten Nachrichten von Coronavirus-Infektionen in Wittstock die Runde. In Oranienburg verbreiteten sich Berichte über einzelne Krankheitsfälle in der Stadt. In beiden Fällen stellten sich die Gerüchte als unbegründet heraus. Ruppiner Kliniken für den Ernstfall gut vorbereitet: In den Neuruppiner Apotheken gehen indes die Atemschutzmasken aus, Nachschub ist nicht in Sicht. „Es ist kaum möglich, neue zu bekommen“, sagt Kristin Wiencke, Inhaberin der Adler-Apotheke in Neuruppin. Das kann Nicole Conrad von der Löwen-Apotheke bestätigen: „Wir können nur noch sporadisch neue Masken bestellen.“ Bei den Ruppiner Kliniken sieht man sich für den Ernstfall gut vorbereitet. „Für den möglichen Ausbruch einer Infektion gibt es genaue Ablaufpläne“, sagt Erik Weidmann, Chefarzt der zentralen Notaufnahme der Kliniken. So soll das Risiko einer Übertragung minimiert werden. Analyseergebnis binnen sechs bis acht Stunden: In Deutschland ist das Robert-Koch-Institut (RKI) für die Entwicklung geeigneter Schutzmaßnahmen im Falle einer Epidemie zuständig. Bei der Untersuchung möglicher Risikopatienten halten sich die Ärzte und Pflegekräfte der Ruppiner Kliniken strikt an die Vorgaben des RKI. Lesen Sie auch: Ursprung, Symptome, Verbreitung: Das sollten Sie zum Virus wissen Patienten, die mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus eingeliefert werden, kommen zunächst in einen gesonderten Bereich der Notaufnahme. Dort werden ihnen Schleimhautproben aus dem Mund- oder Rachenraum entnommen, die zur Analyse ins Virchow-Klinikum nach Berlin geschickt werden – dreifach verpackt, damit kein Mitarbeiter mit den Erregern in Kontakt kommt. „Innerhalb von sechs bis acht Stunden haben wir Gewissheit“, sagt Erik Weidmann. Gefährlich vor allem für Alte und Kranke: Die Behandlung einer Coronavirus-Infektion laufe dann ähnlich wie bei einer Grippe ab, erklärt Erik Weidmann. Die Therapie ziele vor allem auf eine Behandlung der Symptome ab. „Lebensbedrohlich ist die Krankheit in erster Linie für Menschen mit chronischen Krankheiten und Ältere“, sagt der Chefarzt. Das Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich immer weiter in Europa aus. Der Schwerpunkt liegt dabei in Italien: Dort gab es am Mittwoch 322 bestätigte Fälle, elf Menschen sind bereits an dem Virus gestorben. Auch aus Frankreich, Österreich, Spanien, Belgien, Kroatien und der Schweiz meldeten Behörden Infektionen. Nachdem am Dienstag eine Infektion im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen bestätigt worden war, kam am Mittwoch erneut die Bestätigung: Auch die Ehefrau des ersten Infizierten hatte sich mit dem Coronavirus angesteckt. In Baden-Württemberg gibt es mittlerweile drei bestätigte Infektionen. Lesen Sie auch: Abriegelung deutscher Städte? Das darf der Katastrophenschutz Coronavirus in Österreich: In Wien tagt der Krisenstab, Soldaten stehen bereit Hamsterkäufe wegen Coronavirus: Bundesregierung gibt Tipps zu Notvorräten Von Feliks Todtmann und Andreas Vogel

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