Der Kornspeicher Neumühle bei Alt Ruppin wird verkauft

Für den Kornspeicher Neumühle bei Alt Ruppin wird ein neuer Eigentümer gesucht. 2001 hatte der Neuruppiner Möbelrestaurator und Tischlermeister Manfred Neumann, den viele nur als Manni kennen, die knapp 4000 Quadratmeter große Fläche mit den zwei markanten Gebäuden gekauft, aufwändig und liebevoll saniert und zu einem beliebten Konzertort in der Region gemacht. Nun will der 61-Jährige etwas kürzer treten und nach Binenwalde umziehen. „Ich habe meist eine Sieben-Tage-Woche und arbeite 70 bis 80 Stunden“, sagte Neumann am Donnerstag, als er darüber informierte, dass er die Sparkasse mit dem Verkauf des Areals beauftragt habe. Bewusst die Sparkasse, weil sie sich in der Region stark für soziale und kulturelle Projekte engagiere, so der Musikliebhabe r. Erst am Mittwoch war er zwölf Stunden unterwegs, um drei Termine auf der Insel Rügen und einen in Neubrandenburg wahrzunehmen, bevor er danach noch drei Stunden in seiner Werkstatt in Neumühle hantierte. Erst wurde er Schlosser: Eigentlich wollte Manni Neumann, der in Werder aufgewachsen ist, Kfz-Techniker werden. Er ließ sich in Kränzlin zum Schlosser ausbilden. Dann merkte er, dass ihm Holz mehr liegt. „Ich bin vernarrt in alte Sachen“, sagt Neumann, der, bevor er anfing, Möbel aufzukaufen und aufzuarbeiten, auch mal ein Jahr als Fahrlehrer gearbeitet hat. Das ist lang her. „Inzwischen fahre ich in die Werkstatt, wenn am Auto eine Glühbirne gewechselt werden muss“, sagt der Neuruppiner und schmunzelt etwas beschämt. „Ich kann gut loslassen“, sagt der Tischlermeister. Gleichwohl will er noch ein, zwei Jahre in dem Haus hinter dem Kornspeicher Neumühle leben und in der Werkstatt mit seinen zwei Mitarbeitern arbeiten. Nur das Arbeitspensum soll etwas sinken, vielleicht auf 40 Stunden die Woche. „Ich arbeite ja gerne“, sagt Neumann, der seit gut 30 Jahren selbstständig ist. Brote für 25.000 Soldaten in Neumühle gebacken: An dem historischen Speicher in Neumühle hängen viele Erinnerungen. Das Gemäuer war von 1945 bis 1992 von den sowjetischen Armee genutzt worden, die dort in einer Bäckerei für 25.000 Soldaten Brote gebacken und ausgefahren hat. Als „Manni“ Neumann das Areal kaufte, musste er nicht nur sieben Tonnen Asbest entsorgen, sondern auch die zugemauerten Fenster wieder aufstemmen. „Ich habe an einem Abend sechs bis acht Fenster geschafft.“ Das jetzige Wohnhaus, in dem regelmäßig auch Musiker der Band Keimzeit nach ihrem Auftritt in Neumühle schlafen, wollte er eigentlich abreißen. „Das war eine verfallene Ruine.“ „Manni“ wollte in der oberen Etage im Speicher wohnen. Hoffentlich bald wieder Konzerte im Kornspeicher Neumühle: Inzwischen ist er froh, dass er den privaten vom geschäftlichen Teil getrennt hat. Denn die Organisation und die Vorbereitung der Konzerte und Veranstaltungen im Kornspeicher haben viel Zeit gekostet, von der körperlichen Arbeit beim Transport und Aufarbeiten alter Möbel mal ganz abgesehen. „Meine Gelenke leiden unter dem Gewicht der Schränke.“ „Manni“ will zwar nach Binenwalde umziehen, aber in Neumühle sollen möglichst bald wieder Konzerte stattfinden – sofern es die Corona-Pandemie zulässt. „Bei mir haben schon Bands vor der Pandemie für Auftritte Ende 2021 angefragt.“ Unklar ist aber, wann Konzerte auch in Neumühle wieder einladen – und was aus dem Kornspeicher wird, wenn es einen neuen Eigentümer gibt. Dieser muss aber etwas tiefer in die Tasche greifen. Ausgeschrieben ist das Objekt für 1,5 Millionen Euro. „Manni“ Neumann will mit dem Geld die Arbeiten auf dem Grundstück in Binenwalde finanzieren und auch für das Alter abgesichert sein. „Denn Rente kriege ich ja kaum.“ Von Andreas Vogel