Ein Konzert bei Neuruppin: fast wie zu Ostzeiten

Der Konzerttermin war zwar bereits im September 2019 festgelegt, doch wegen der Corona-Pandemie stand bis vor knapp drei Wochen nicht fest, ob Hans-Eckardt Wenzel und seine Band am Sonnabend wieder auf dem Bodoni-Vielseithof in Buskow auftreten können. „Ich hatte Ansprechpartner in fünf verschiedenen Behörden, die alle sehr nett waren“, sagt Marc Johne, der Chef des Buchwerk-Bodoni-Vereins, der seit 2016 einmal im Jahr Wenzel und seine Musiker nach Buskow einlädt. Doch zunächst wollte niemand das Open-Air-Konzert genehmigen. Stattdessen wurde auf Corona-Regeln verwiesen, die jedoch nichts über Konzerte im Freien für weniger als 1000 Zuschauer aussagten. Kreativität gefragt: Also war Kreativität gefragt, „ähnlich wie in Ostzeiten“, sagt Johne. Maßstabsgerecht wurde der Hof mit dem Standort der Bühne und den einzelnen Sitzplätzen aufgezeichnet. Zuvor wurde eigens ein Stück Holz abgesägt, um den genauen Abstand der Stühle auszumessen, die für das Konzert extra ausgeliehen wurden. Denn das jeder Zuhörer seinen eigenen Campingstuhl mitbringt, war wegen der Corona-Regeln nicht möglich. Vielmehr mussten die Stühle noch durchnummeriert werden, damit jeder Gast ohne größere Suche und ohne jemanden zu nahe zu kommen, seinen Sitzplatz findet. Dank bei Ordnungsamt und Feuerwehr: „Es wird ausprobiert, wie leidensfähig die Leute sind“, sagt Johne sarkastisch. Er hat auf der Homepage des Bodoni-Vereins regelmäßig über den Stand für das Konzert und die Zahl der möglichen Plätze informiert, die nur online geordert werden konnten. „Mal konnte ich zehn zusätzliche Plätze anbieten, mal 30.“ 240 Zuschauer durften am Sonnabend schließlich zu dem Konzert, wofür sich Johne ausdrücklich beim Ordnungsamt sowie bei den Helfern der Freiwilligen Feuerwehr bedankte. Die Feuerwehrleute halfen beim Finden der Parkplätze auf der benachbarten Wiese. „Die Zeit der Irren und Idioten“: „Es ist schön, dass es mutige Leute gibt, die solche Veranstaltungen organisieren“, sagte Wenzel – und sorgte dann für gut zwei Stunden mit seiner Musik dafür, dass die Zuhörer mal wieder etwas Kultur genießen konnten. Die Corona-Pandemie wurde dabei immer wieder eingeflochten, etwa als es um den steigenden Internethandel und die wohl wachsende Nachfrage nach Penisverlängerungen ging. „Abstand ist eben angesagt, sonst ist es illegal“, so Wenzel. Doch der Liedermacher, Autor, Regisseur und Komponist wird von seinen Fans auch für seine nachdenklichen Zwischentexte geliebt, etwa, wenn er feststellt, dass die Zukunft derzeit für viele scheinbar nur einen Tag lang ist und am Morgen von einer Zahl diktiert wird, die es am Abend schon nicht mehr gibt. „Das ist die Zeit der Irren und Idioten“ – wohl noch nie hat dieses Lied, das er bereits vor 20 Jahren veröffentlicht hat, so gut gepasst. Von Andreas Vogel