Etwa 400 Leute bei der Fridays-for-Futur-Demo in Neuruppin

Etwa 400 Menschen haben sich am Freitag an der Fridays-for-Future-Demonstration in Neuruppin beteiligt und sind mit Sprechchören durch die Innenstadt gezogen, von der Fontaneschule bis zum Schulplatz. Dort fand die Abschlusskundgebung statt, wobei stets auf Abstand und Maskenschutz geachtet wurde. „Ohne gesunde Erde gibt es keine gesunden Menschen“, sagte Marie-Luise Flohr. Die 31-jährige Potsdamerin studiert an der Medizinischen Hochschule Brandenburg Medizin und will ab dem nächsten Jahr als Allgemeinmedizinerin in der Mark arbeiten. „Die Patientin Erde hat Fieber“: Flohr gehört der im Sommer von Studenten gegründeten Gruppe „Health for Future“ an, die sich für eine gesunde Erde stark macht. „Die Patientin Erde hat Fieber“, sagte Flohr und verwies darauf, dass es von Jahr zu Jahr weltweit mehr Tote durch Hitze und Luftverschmutzung zu beklagen gibt. Die Klimakrise sei ein medizinischer Notfall, betonte Flohr. Deshalb sei es wichtig, Deutschland bis zum Jahr 2035 klima-neutral zu machen. Sonst sei es nur eine Frage der Zeit, bis es auch in Neuruppin Malaria-Fälle gebe. „Wir reden uns die Welt grün“: Für Peer und Jakob, beide 15, geht es um einen besseren Umgang der Politik mit dem Klima, um einen schnellen Ausstieg aus der Kohle-Industrie und das Senken der Treibhausgase. Die beiden Schüler des Neuruppiner Schinkelgymnasiums haben für die Demo, die diesmal schon um 12 Uhr begann, ihren Chemie-Unterricht sausen lassen. Die Entscheidung fiel den beiden, die schon bei mehreren anderen Fridays-for-Futur-Demos in Neuruppin dabei waren, nicht schwer: Sie kümmern sich darum, wie sie den verpassten Stoff nachholen können. „Wir reden uns die Welt grün, ohne zu akzeptieren, dass Veränderung nie einfach und bequem ist“, sagte Johanna Liebe. Die 16-jährige Schülerin der Evangelischen Schule sprach am Freitag als erste Rednerin auf dem Schulplatz auch darüber, dass sie mit zwölf Jahren bei einem Besuch im Meereskundemuseum in Stralsund zum ersten Mal verstanden habe, wie gefährdet die Welt eigentlich ist. Ein Appell für Leitungswasser: Indes verwies Dany Müller vom Berliner Verein „a tip tap“ darauf, dass allein mit dem Trinken von Leitungs- statt Mineralwasser viel Kohlendioxid, Plastik und Geld gespart werden könnte. Demnach werden in Deutschland pro Jahr neun Milliarden Plastikflaschen mit Mineralwasser verkauft – obwohl Leitungswasser nicht nur deutlich preiswerter sei, sondern auch täglich anhand von 56 Grenzwerten kontrolliert werde. Zum Vergleich: Beim Mineralwasser werden 16 Grenzwerte abgeglichen, so Müller. Sie lobte ausdrücklich die Neuruppiner Stadtwerke. Diese seien Vorreiter, da sie schon mehrere öffentliche Trinkwasserspender aufgestellt haben. Nicht zuletzt dadurch gehöre die Fontanestadt zu einer der 13 sogenannten Wasserquartiere, die es derzeit bundesweit gibt. Auf dem Weg zur Klima-Neutralität: Neuruppin sei auf einem guten Weg zur „Klima-Neutralität“, sagte auch Emma Kiehm. Die 15-jährige Neuruppiner Schülerin und ihr Mitstreiter Corvin Drößler (21) hatten mit vielen Helfern die Demo organisiert und auch bei der Polizei angemeldet. Bürgermeister Jens-Peter Golde (Pro Ruppin) war wieder mit dabei. Von den anderen Kandidaten für die Bürgermeisterwahl ließen sich lediglich Nico Ruhle (SPD) und der AfD-Mann Klaus Baumdick auf dem Schulplatz sehen. Von Andreas Vogel