HWK-Präsident Wüst: Autohändlern steht das Wasser bis zum Hals

Die Autohändler brauchen dringend eine Öffungsperspektive aus dem Lockdown. Das forderte der Präsident der Handwerkskammer Potsdam (HWK), Robert Wüst, nach einem Betriebsbesuch beim Autohaus Wernicke in Alt Ruppin am Mittwoch. „Die Branche liegt derzeit quasi brach und den Betrieben steht das Wasser schon bis zum Hals“, sagte Wüst bei einer digitalen Pressekonferenz. Zuvor hatte er sich mit den beiden Geschäftsführern des Autohauses Wernicke, Marco Fedchenheuer und Daniel Hildebrand, unterhalten. Wüst wollte sich Bild vor Ort machen: Der HWK-Präsident war nach Alt Ruppin gekommen, um sich vor Ort ein Bild zu machen und sich zu erkundigen, welche Belastungen der Betrieb in diesen Tagen tragen muss und wie er bisher durch die Krise gekommen ist. „Der Umsatz aus dem Autoverkaufsgeschäft liegt im Autohaus Wernicke wie bei den allermeisten anderen Autohändlern auch derzeit bei Null“, sagte Wüst. Seit dem Lockdown-Start am 16. Dezember ist der stationäre Fahrzeugverkauf bei den Gebraucht- und Neuwagenhändlern bundesweit verboten. Lediglich in Thüringen sind die Schauräume der Autohäuser weiterhin für Kunden geöffnet. Der Verkauf von Autos über Internet und Telefon ist hingegen überall weiter erlaubt. Erlaubtes Online-Geschäft bringt kaum Umsatz: Das sei aber nicht nur ziemlich umständlich, sondern auch nicht dasselbe wie der physische Kontakt und das direkte Gespräch vor Ort, schilderte Marco Fedchenheuer der MAZ. „Für die meisten Kunden ist der visuelle und haptische Eindruck beim Autokauf einfach das Entscheidende.“ Diese Erfahrung teilt der Alt Ruppiner Autohändler mit seinen Kollegen, sagte HWK-Präsident Wüst. „Die Autohändler berichten mir, dass das Online-Geschäft extrem schwierig ist und nur geringen Absatz abwirft.“ Dies sei auch nicht weiter verwunderlich, wolle man doch als potenzieller Käufer in den allermeisten Fällen das Auto vor der Kaufentscheidung sehen und testweise fahren. Auch Werkstattgeschäft betroffen: Im Autohaus Wernicke wie andernorts leidet auch das Werkstattgeschäft – das uneingeschränkt laufen darf – unter dem Lockdown, wie Wüst berichtete. „Normalerweise machen das Werkstatt- und das Verkaufsgeschäft in Alt Ruppin jeweils rund die Hälfte der Einnahmen aus.“ Dadurch, dass im Lockdown generell weniger Menschen mobil sind und vielfach von zu Hause aus arbeiten, würden auch weniger Kunden ihre Fahrzeuge in die Werkstatt bringen. Forderung nach konkretem Stufenplan: Von der Politik wünschte sich Wüst neben mehr finanzieller Unterstützung einen Stufenplan für die Wiederöffnung der Betriebe. Der allgemeine Lockdown gilt zunächst bis zum 7. März. „Es ist gut, dass Friseure zum 1. März wieder öffnen dürfen, aber auch die anderen Handwerksbranchen brauchen eine Perspektive“, forderte er. Ansonsten dürften bei vielen Betrieben die liquiden Mittel bald aufgebraucht sein, was eine Pleitewelle nach sich ziehen könnte. Von Jérôme Lombard