Die Idee hat Charme, und hätte der Plan geklappt, wäre es durchaus eine schöne Überraschung im Fontanejahr geworden: Die Stadtverwaltung von Neuruppin wollte bereits im kommenden Jahr einen neuen Weg aus der Innenstadt zum See schaffen.
Er sollte sich von der Friedrich-Engels-Straße über die Trasse des unterirdischen Klappgrabens, hinter dem Predigerwitwenhaus weiter und über die Siechengasse zum Bollwerk ziehen. Die Neuruppiner könnten so endlich wieder den Wasserlauf erleben, der über Jahrhunderte so wichtig für die Stadt war. Und sie könnten einen Einblick in einen spannenden Teil der Altstadt bekommen, der für viele derzeit verborgen ist.
Pläne für eine Umgestaltung gibt es schon länger
Nicht nur im Rathaus gibt es schon lange Überlegungen, den sogenannten Klappgrabenblock umzugestalten: das Areal, das von Fischbänken-, Friedrich-Engels-, Post- und Siechenstraße umschlossen wird.
Ein Teil der Grundstücke gehört der Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft (NWG). Schon vor Jahren hatte sie mit Schülern einen Workshop zur Umgestaltung der Hinterhöfe entlang der Frischbänkenstraße gestartet. Geschäftsführer Robert Liefke würde das Wirrwarr aus alten Garagen und Schuppen lieber heute als morgen beseitigen und völlig neu gestalten lassen.
Baudezernent Arne Krohn hatte gehofft, dass sich mit einfachen Mitteln ein Weg dort entlang in Richtung See freischlagen ließe – zumal die Stadt das Grundstück gehört, unter dem der Klappgraben fließt; dort könnte der Weg verlaufen. Wenn alle Eigentümer ihre Zäune so versetzen, dass sie auf den offiziellen Grundstücksgrenzen stehen, müsste eigentlich Platz sein. „Aber so einfach ist es natürlich nicht“, muss er jetzt mit deutlichem Bedauern einräumen.
Klappgraben muss saniert werden
Ein Problem: Der Klappgraben ist in so schlechtem Zustand, dass er zuerst saniert werden muss, bevor über ihm ein Weg errichtet werden kann.
Im Bereich der Friedrich-Engels-Straße hatten Stadtwerke den Tunnel, durch den das Wasser unterirdisch fließt, bereits vor einigen Jahren mit enormem Aufwand sanieren lassen. Jetzt muss das auch im Bereich des Klappgrabenblocks geschehen.
Stadt, Stadtwerke und NWG werden gemeinsam ein Konzept für die Umgestaltung des Klappgrabenblocks in Auftrag geben, kündigte Krohn am Dienstag an. Die Öffnung des Weges ist ein wesentlicher Teil davon.
NWG übernimmt das Predigerwitwenhaus
Aber auch das Areal des Predigerwitwenhauses dürfte eine wichtige Rolle spielen. Das denkmalgeschützte Gebäude an der Fischbänkenstraße samt des Grundstücks gehört bisher der Stadt Neuruppin. Die will es der NWG übertragen. Die Stadtverordneten sollen darüber am 17. Dezember abstimmen, kündigte Bürgermeister Jens-Peter Golde jetzt an.
Das Predigerwitwenhaus und der Klappgrabenblock stehen in diesem Jahr im Zentrum des Lichtworkshops mit Studenten der Hochschule Wismar. 22 angehende Lichtdesigner aus zwölf Ländern kommen Mitte November für drei Tage nach Neuruppin und machen sich Gedanken, wie sich das große Areal mit Lampen, Strahlern und anderen Leuchtobjekten spannend in Szene setzen ließe.
Junge Lichtdesigner können sich ausprobieren
Am Freitag, 16. November, wollen sie ihre Ideen ab 17.30 Uhr in den Räumen des Predigerwitwenhauses vorstellen. Gegen 18 Uhr wollen die jungen Leute dann das Licht einschalten, sodass sich jeder selbst ein Bild von den Einfällen machen kann. Ein Band aus Lichtinstallationen soll sich von der Friedrich-Engels-Straße über die Höfe bis zu dem Ort ziehen, wo der Klappgraben in den Ruppiner See mündet.
Neuruppin gibt den angehenden Lichtdesignern schon zum 13. Mal Gelegenheit, sich im öffentlichen Raum auszuprobieren. Zu den Aktionen kommen immer viele Neugierige. nach Beschwerden aus den vergangenen Jahren warnt Arne Krohn aber vor zu hohen Erwartungen: Mit dem Festival of Lights in Berlin ist der Lichtworkshop in Neuruppin nicht zu vergleichen.
Von Reyk Grunow