Kunstmarkt im Advent: Neuruppiner Galerie am Bollwerk unterstützt Künstler in Coronazeiten

„Kunst außer Haus" - für die Neuruppiner Galerie am Bollwerk ist es ein Experiment. Für viele Besucher, die den ersten Adventssamstag nutzten, um in dem Haus am Seeufer nach kleinen Kunstwerken zu stöbern, war es eine willkommene Abwechslung in Corona-Zeiten. Von 12 bis 16 Uhr öffnet die Galerie an allen Samstagen in der Adventszeit und bietet damit regionalen Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke zum Verkauf anzubieten. Bereits in den ersten zwei Stunden hatten sich am Sonnabend mehr als 30 Besucher eingefunden. Viele hatten die Ankündigung in der Zeitung gelesen, aber auch Spaziergänger zeigten sich für eine kleine Abwechslung dankbar. Lustige Kunst in traurigen Zeiten: So wie Ximena Santibanez-Moreno. Die Berlinerin, die Verwandte in Neuruppin besuchte, freute sich über die Kunstausstellung, die etwas Farbe in den meist grauen Pandemie-Alltag bringt. „Auch in Berlin ist ja alles geschlossen und es sieht alles so traurig aus“, sagt sie. Und die Künstler haben sich alle Mühe gegeben, mit ihren kleinen Kunstwerken etwas Fröhlichkeit in den Alltag zu bringen. Da sind die Engel von Franziska Zänker, der Pappmaché-Kasper von Klaus Goldkuhle und seine Bücher mit den lustigen Vögeln, die ein Schmunzeln auf die Gesichter zaubern. Es ist nicht zu übersehen, dass die Künstler in den vergangenen Monaten der Corona-Zeit Denkmäler setzten. „Irgend eine Sintflut ist immer vor der Tür, aber dabei leben die Menschen vergnüglich weiter und backen Hochzeitskuchen“ - so lautet der Text von Theodor Fontane, den Matthias Zágon Hohl-Stein für das Januar-Blatt seines neuen Kalenders „Überleben“ ausgewählt hat. Rückzugsorte der Fantasie: Aus der schwierigen Zeit das Beste machen, dafür sind kreative Ideen gefragt. Das Material ist dabei zweitrangig – Holzskulpturen, Keramik, Radierungen, Fotografien, aber auch das gedruckte Wort in den Büchern der Editionen Rieger, Bodoni und Culturcon Medien bieten Rückzugsorte für die Fantasie. Ob bunt, schwarz-weiß, lustig, traurig oder Hoffnung stiftend – vieles, was in den Menschen vor sich geht, regt Künstler und Schriftsteller an. Die farbenfrohen Kalender des Karwer Künstlers Matthias Zágon Hohl-Stein erfreuen bereits seit 25 Jahren viele Sammler der Region und sind jetzt Thema einer kleinen Ausstellung in den Galerieräumen. Er widmete sie unter anderem Kurt Tucholsky, Hildegard von Bingen, Theodor Fontane, – Kalender, zu den Themen Glück, Traum und Medizin sind entstanden. „Ich kenne viele Ärzte, mit denen ich oft ins Gespräch komme“, sagt der Künstler. Rettungsanker für Künstler: Für die ausstellenden Kunstschaffenden der Region ist das Projekt „Kunst außer Haus“ ein Rettungsanker in schwierigen Zeiten, denn neben vielen Weihnachtsmärkten kann auch der Karwer Kunstmarkt in diesem Jahr nicht stattfinden. Was nun als Experiment begonnen hat, könnte allerdings eine dauerhafte Einrichtung werden. So denken die Galeriebetreiber schon darüber nach, auch den kommenden Jahren einen Kunstmarkt am Bollwerk für regionale Künstler zu etablieren. Auch an den kommenden Adventswochenenden ist die Galerie am Bollwerk jeweils sonnabends von 12 bis 16 Uhr für den Advents-Kunstmarkt geöffnet. Von Cornelia Felsch