Landesanglerverband Brandenburg bringt Glasaale auch für Gewässer rund um Kyritz, Neuruppin, Wittstock, Pritzwalk, Perleberg

Eine wertvolle Fracht brachte Ulrich Thiel vom Brandenburger Landesanglerverband am Dienstag in den Nordwesten des Landes: 52 Styroporkisten mit jeweils etwa vier Kilogramm Glasaalen, wie sie in diesem Wachstumsstadium noch heißen. Verbandsangler aus den Regionen Neuruppin, Kyritz, Wittstock, Pritzwalk und Perleberg bekamen sie überreicht, um sie in ihren jeweiligen Gewässern einzusetzen. „Wir haben die Aale diesmal aus dem französischen Baskenland bezogen. Sie wurden zunächst zur Fischereischutzgenossenschaft nach Brandenburg/Havel geliefert. Von dort aus haben wir sie verteilt“, erklärte Ulrich Thiel mit Blick auf die Kreisverbände. Wasserkraftwerke großes Problem für wandernde Aale: Die Aale befanden sich gerade auf dem Weg aus ihrem Laichgebiet zurück nach Europa, als sie in Frankreich „eingesammelt“ wurden. Von alleine würden es die Fische laut Thiel aus der Sargassosee als Teil des Atlantischen Ozeans nahe der Karibik zwar bis in die größeren Flüsse Europas schaffen, aber oftmals eben nicht weiter stromaufwärts wegen diverser Wasserbauwerke. Noch größer scheint das Problem zu sein, dass zu wenige Elterntiere es überhaupt bis in den Atlantik schaffen. „Sie werden in den vielen Wasserkraftwerken regelrecht gehäckselt“, erklärte Thiel. Oder sie gelangen nur arg geschädigt hindurch. Auch Schwimmblasenwürmer und Kormorane setzen den Aalen zu: Hinzu kommen weitere Faktoren wie der gefräßige Kormoran oder der Schwimmblasenwurm als ein zerstörerischer Parasit. Thiel: „Wenn wir sie also sich selbst überlassen würden, bekämen wir hier bei uns bald kaum noch einen Aal zu sehen.“ Von den 52 Kisten mit diesen jungen Fischen, die Thiel in Nordwestbrandenburg verteilte, waren allein 18 für die Gewässer im Einzugsgebiet des Kyritzer Kreisanglerverbandes gedacht. Die Vorstandsmitglieder Gerhard Dorn und Nico Brzezinski halfen mit, sie anschließend in ihrer Region zu verteilen. Sechs Kilo Glasaale verblieben gleich an der Übergabestelle – am Bückwitzsee. Dort setzten sie Christfried Vogel und Jürgen Rettschlag als Mitglieder des örtlichen Anglervereins ins Wasser. Landesanglerverband und Fischer Mielke wollen weitermachen: Fischer Dirk Mielke aus dem nahen Kampehl nahm den Großteil der Kisten mit für die Hauptgewässer dieser Kyritzer Seenkette, und zwar für den Untersee und den Obersee. Zwar ist der Landesanglerverband jeweils auch deren Pächter. Und seine Mitglieder dürfen mit ihren Beiträgen, mit denen sie auch den Fischbesatz mitfinanzieren, dort überall angeln. Fischer Mielke aber bewirtschaftet die Seen im Auftrag ebenso. Dass es in dieser Konstellation auch in den kommenden zwölf Jahren bleibt, ist aktuell die große Hoffnung aller Beteiligten. Denn die Neuverpachtung der Seenkette steht bevor. Die Kommunalpolitiker aus der Stadt Kyritz und aus der Gemeinde Wusterhausen als Eigner dieser Gewässer entscheiden im kommenden Monat darüber. Aalbesatz auch dank EU-Programm: „Wir hatten uns im Vorfeld dessen erkundigt, wie unsere Chancen stehen“, sagte Thiel seitens des Landesanglerverbandes als erneuter Bewerber um die Fischereirechte: „Und ja, wir können es verantworten, auch in diesem Jahr die Seen wieder so zu besetzen.“ Schließlich handele es sich um nicht unerhebliche Summen. So koste alleine eine der Aalboxen, wie sie am Dienstag verteilt wurden, „etwa 1000 Euro“. Der Aalbesatz erfolgt dabei landesweit mittlerweile nahezu alljährlich auch aufgrund entsprechender EU-Programme. Karpfen oder Zander beispielsweise werden indes je nach dem Angebot „dafür geeigneter Fische“ oder nach Bedarf in die Gewässer gebracht. Ziel sei bei alledem, „die Erhaltung, Förderung und Hege im Sinne des heimischen Fischbestandes und einer naturnahen Artenvielfalt“. Eine sogenannte Schonzeit genießen die Aale dabei zwar nicht. Entnommen werden dürfen sie von Anglern in den kommenden Jahren ihres Wachstums aber erst ab einer Mindestgröße von 50 Zentimetern. Von Matthias Anke