Landgericht Neuruppin verurteilte Dealer zu einer dreijährigen Haftstrafe.

„Wir zeigen Ihnen die rote Karte“, sagte der Vorsitzende Richter Udo Lechtermann am Donnerstag. Das bedeutet in diesem Fall: Florian S. muss ins Gefängnis. Die erste Große Strafkammer des Landgerichts Neuruppin verurteilte den 39-Jährigen aus dem Amtsbezirk Bad Wilsnack wegen unerlaubten Drogenhandels und -besitzes zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren. Gefängnis und keine Bewährung mehr: Damit entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Der Verteidiger dagegen hatte eine bewährungsfähige Strafe gefordert. Sein Mandant habe sich gefangen und nehme keine Drogen mehr. Auch Florian S. appellierte an das Gericht. Nach dem Tod seiner Mutter habe er die Kontrolle verloren, vermehrt Drogen wie Cannabis und Amphetamin konsumiert. „Ich bedauere zutiefst, dass es so weit gekommen ist. Ich hoffe, dass Sie mir eine Chance geben, mich auf dem jetzt eingeschlagenen Weg beweisen zu können“, sagte der gebürtige Rheinländer. Diese Möglichkeit gewährte ihm das Gericht nicht. Dagegen sprachen mehrere Gründe. So hatte die Polizei bei der Durchsuchung des Anwesens des Angeklagten ein „veritables Drogenlager“ entdeckt. Wie Florian S. am ersten Verhandlungstag gestanden hatte, hatte er kurz zuvor eine Lieferung von mehr als zwei Kilogramm Haschischplatten erhalten. Die wollte er zum großen Teil verkaufen, zum Teil selbst verbrauchen. Marihuana und halluzinogene Pilze selbst gesammelt: Die anderen Drogen wie Amphetamin, halluzinogene Pilze und das Marihuana seien zum Eigenkonsum bestimmt gewesen, hatte er sich eingelassen. Die Pilze und das Marihuana habe er in der Umgebung gesammelt. Das Marihuana wies einen unterdurchschnittlichen Wirkstoffgehalt aus. „Es war eine erstaunlich große Menge. Aber es spricht einiges dafür, dass sich der Angeklagte, wie er behauptet hat, damals nicht aufraffen konnte, es zu entsorgen“, sagte der Staatsanwalt. 30 Kilogramm hatten die Beamten gefunden. Das Gericht ging zugunsten von Florian S. davon aus, dass bis auf das Haschisch und die LSD-Trips die anderen Drogen nur für den Eigenverbrauch bestimmt waren. „Bei dem LSD bestanden Verkaufsabsichten. Dafür spricht allein die Anzahl von 608 Trips“, sagte Richter Lechtermann. Kriminelle Energie an den Tag gelegt: Das Gericht sah bei Florian S. „eine nicht unerhebliche kriminelle Energie. Dies als Sammelleidenschaft und Kontrollverlust zu bezeichnen ist sehr optimistisch““, sagte Lechtermann. Der Verteidiger hatte seinen Mandanten als Sammler und Jäger bezeichnet, der Pilze und Marihuana in der freien Natur gepflückt und aufbewahrt habe. „Ich kann mir vorstellen, dass er beim Anblick von wild wachsendem Marihuana in eine Art Sammelrausch verfiel so wie ein Wolf angesichts einer Schafherde“, sagte der Verteidiger. Das sah das Gericht nicht so. Es folgte auch nicht der Auffassung des Verteidigers, dass die tödliche Krankheit seiner Mutter den Angeklagten so aus der Bahn geworfen hat, dass sein Drogenkonsum aus dem Ruder lief. „Das ist nicht die Folge eines Schicksalsschlages, sondern war langfristig angelegt“, so Udo Lechtermann. Außer Acht durften nach Auffassung des Gerichts auch die teilweise einschlägigen Vorstrafen nicht bleiben, auch wenn sie lange zurückliegen. „Mit viel Glück sind Sie zwei Mal einer Gefängnisstrafe entgangen. Man hätte Ihnen schon früher die rote Karte zeigen sollen“, sagte Udo Lechtermann. Das tat das Gericht nun. Von Dagmar Simons

Landgericht Neuruppin - Dealer muss ins Gefängnis