Löschwasser für Feuerwehr in Ostprignitz-Ruppin wird immer teurer

Das ist ein Albtraum für jeden Feuerwehrmann: Es brennt. Doch es fehlt an Wasser, um die Flammen zu löschen. „Zum Glück hatten wir das noch nie“, sagt Rheinsbergs Stadtbrandmeister Fred Kuball. Doch müssen Kommunen in Rheinsberg und anderswo viel investieren, damit es nicht so weit kommt. „Wir haben viele Defizite“, sagt Kuball. „Man hat sich wenig damit befasst.“ Schon vor einigen Jahren seien Löschwasserbrunnen in Rheinsberg trocken gefallen. „Die haben nicht mal 15 Jahre gehalten.“ Auch in den Rheinsberger Ortsteilen gebe es Lücken in der Versorgung mit Löschwasser. Zwar geht Kuball grundsätzlich davon aus, dass die Rheinsberger Wehr ihre Aufgaben erfüllen kann. Doch weiß auch er, dass es inzwischen nur noch zwei Tanklöschfahrzeuge gibt, die im Ernstfall große Mengen Wasser bringen können. Im Gefahrenabwehrbedarfsplan, den die Stadt zum Jahresende verabschieden will, soll festgeschrieben werden, wo es Defizite im Brandschutz gibt – und wie ihnen begegnet werden soll. Auch Löschwasserbrunnen, die zusätzlich gebraucht werden, sollen dort aufgelistet sein. Das Amt Temnitz hat seine Hausaufgaben zum Thema Löschwasserbrunnen schon vor Jahren gemacht. Das Amt ließ extra ein Löschwasserkataster aufstellen, um herauszufinden, wo neue Brunnen nötig sind. „Dann haben wir den Rundumschlag gemacht“, sagt Kämmerin Kerstin Dames. Zwischen 2012 und 2015 ließ das Amt 24 neue Brunnen bohren. „Das Amt Temnitz ist gut aufgestellt“, sagt Dames. Inzwischen gebe es nur noch vereinzelt Bedarf an neuen Löschwasserbrunnen. So sind etwa in diesem Jahr in Dabergotz und Walsleben neue Brunnen gebohrt worden. Im September soll zudem die Rägeliner Einheit ein neues Fahrzeug mit „einem extra großen Löschtank“ bekommen, kündigte Dames an. Sollte es in der Heide zu einem großen Brand kommen, wären die Rägeliner, die die angrenzenden Gebiete schützen müssen, mit einem speziell geeigneten Fahrzeug zur Stelle. „Brandschutz ist ein wichtiges Thema“, sagt Fehrbellins Ordnungsamtsleiter Peter Wolsky. „Aber er wird auch immer teurer.“ Gut 60 Löschwasserbrunnen hat Fehrbellin, die alle in Schuss gehalten werden müssen. Bezahlbar ist das nur, weil sich die Gemeindevertreter entschieden haben, jedes Jahr einige Brunnen zu sanieren. „Wir geben 50.000 Euro im Jahr dafür aus“, sagt Wolsky. Je nach ihrer Leistung werden Löschwasserbrunnen in Kategorien eingeteilt. In der untersten muss der Brunnen über wenigstens drei Stunden 400 bis 800 Liter pro Minute liefern. „Manche Brunnen bringen nicht genügend Leistung“, sagt Wolsky. In solchen Fällen muss eine Tiefpumpe helfen. Die wird beim Bau im Brunnen versenkt und pumpt das Wasser von unten nach oben, wo ein Ansaugen wegen der Höhe nicht klappt. Solche Tiefpumpen machen den Brunnen noch teurer. „Da brauchen wir natürlich auch noch einen Stromanschluss“, sagt der Fehrbelliner Ordnungsamtsleiter. 12.000 bis 15.000 Euro kann ein Brunnen mit Tiefpumpe da schon mal kosten. Angesichts der Kosten könnte es sich Fehrbellin kaum leisten, bei der Brunnensanierung nachzulassen. Bei drei oder vier Jahren Pause würden die Summe sich schnell auf 150.000 oder 200.000 Euro belaufen. Die könnte die Gemeinde kaum auf einmal aufbringen. „Aber zum Glück unterstützen uns die Gemeindevertreter jedes Jahr“, sagt Amtsleiter Wolsky. Die Stadt Neuruppin schafft es nicht, überall genügend Löschbrunnen zur Verfügung zu stellen. Die Stadtverwaltung hat schon 2015 ein sogenanntes Löschwasserkonzept erarbeitet. Dabei wurden in etlichen Ortsteilen „Löschwasserdefizite festgehalten“, heißt es in einem Gutachten zur Zukunft der Feuerwehr aus dem Jahr 2019. Wasserleitungen zu schwach für die Feuerwehr: Die Stadt Neuruppin konnte auf Anfrage zur Löschwasserversorgung in ihren Ortsteilen zunächst nichts sagen. Gühlen-Glienickes Ortsvorsteher Michael Peter ist auch Chef der Neuruppiner Löschgruppe Nord und kann „Defizite“ dagegen bestätigen. Zu seiner Einheit gehören unter anderem Gühlen-Glienicke mit Steinberge, Kunsterspring, Neuglienicke, Binenwalde – eine riesige Fläche mit sehr viel Wald. „Wir haben einen einzigen Flachspiegelbrunnen in Binenwalde“, sagt Peter. Braucht die Feuerwehr im Notfall Löschwasser, muss sie auf Zisternen zurückgreifen, also unterirdische Tanks in den Dörfern, oder das Wasser selbst mitbringen. Die Leitungen in Gühlen-Glienicke seien so schwach, dass sie viel zu wenig Wasser liefern würden. Peter: „Erster Grundsatz ist deshalb für uns bei einem Hausbrand, sofort alle Tanklöschfahrzeuge anzufordern, die irgendwie verfügbar sind.“ Die Löschgruppe selbst hat zwei Fahrzeuge mit zusammen 3000 Liter Wasser an Bord. Die reichen im Notfall allenfalls für ein paar Minuten. Der Landesforstbetrieb will wohl jetzt bei Stendenitz für den Notfall einen neuen Brunnen bauen. Von Frauke Herweg und Reyk Grunow