MAZ-Leser zum Busbahnhof am Rheinsberger Tor Neuruppin

Wie sinnvoll ist es, den Busbahnhof von Neuruppin an den Bahnhof Rheinsberger Tor zu verlegen und dafür den gesamten Parkplatz dort umzubauen? Die Neuruppiner Stadtverwaltung hat das vor Kurzem vorgeschlagen – und erntet dafür ganz unterschiedliche Reaktionen zwischen Skepsis und Begeisterung. Zwei Stunden lang standen Neuruppins Baudezernent Arne Krohn und der Stadtplaner Jan Juraschek am Donnerstag am MAZ-Lesertelefon Rede und Antwort. Die Reaktionen der Anrufer auf den Vorschlag aus dem Neuruppiner Rathaus waren überraschend positiv. Die Idee, den Parkplatz am Rheinsberger Tor zu einem zentralen Knotenpunkt für sämtliche Regionalbusse zu machen, konnte eine MAZ-Leserin nachvollziehen. „Ich finde es eine richtig gute Idee, dass der Busbahnhof am Rheinsberger Tor angelegt werden soll. Das ist zeitgemäß“, meldet sie sich beim Telefonforum mit Krohn und Juraschek. Das Neuruppiner Bauamt schlägt vor, die Parkplätze für die Bahnpassagiere in die nahe Ernst-Toller-Straße hinter dem Stadtgarten entlang der Gleise umzuziehen. Dort gibt es zwar auch jetzt schon Stellplätze. Aber die sind „nicht sehr attraktiv“, wie selbst Jan Juraschek einräumt. „Das ist ja da alles verwildert und nicht sehr schön angelegt“, findet auch die MAZ-Leserin. „Und man müsste die Ernst-Toller-Straße auch rollstuhlgerecht machen.“ „Das ist selbstverständlich“, sagt Juraschek. Noch in diesem Jahr wollen die Stadtwerke damit beginnen, die Ernst-Toller-Straße umzubauen. Dabei sollen auch ordentliche Parkplätze entstehen. Für etwa 200 wäre dort Platz. Dass die rund 100 Meter vom Bahnhof entfernt liegen, sieht er nicht als Problem. An mehreren Stellen könnten neue Parkplätze entstehen: Zudem sollen auch an anderer Stelle neue Parkplätze entstehen, sagt Baudezernent Arne Krohn – etwa in der Straße des Friedens unmittelbar neben dem Bahnhof. Wenn der Busbahnhof verlegt würde, müssten dort keine Omnibusse mehr stehen, und die Plätze wären frei für Pkw, Taxis, Behindertenparkplätze und sogenannte Kiss-and-Ride-Stellplätze, auf denen kurz halten kann, wer nur mal schnell jemanden zur Bahn bringen oder von dort abholen will. Auch an der Schinkelstraße wäre mehr Platz, sagt Arne Krohn. Beim Umbau der Straße vor einigen Jahren war noch vorgesehen, dass dort einmal einige Regionalbusse halten. Mit einem zentralen Halt am Rheinsberger Tor wäre das endgültig vom Tisch. Bisher dürfen Autos nur in Fahrtrichtung an der Schinkelstraße stehen. Mit geringem Aufwand könnte die Parkfläche aber so umgestaltet werden, dass Autos schräg oder rechtwinklig zur Fahrbahn halten. Das würde vielleicht doppelt so viele Parkflächen bringen wie bisher, schätzt Krohn. Aber reicht die Fläche des bisherigen Parkplatzes am Bahnhof wirklich aus, um dort zehn Busse halten zu lassen, wie geplant? MAZ-Leser haben daran Zweifel. „Es gibt nicht nur Zehn-Meter-Busse“, gibt Bernd Müller via Facebook zu bedenken. Ein anderer Leser schlägt am Telefon vor, vom Rheinsberger Tor bis zur B 167 einen Streifen entlang der Gleise freizuräumen und so mehr Platz zu schaffen. „Dann können die Busse auf der einen Seite reinfahren und auf der anderen wieder aus“, sagt er. Notfalls müssten ein paar Bäume der Wallanlagen und einige Kleingärten weichen. Baudezernent Krohn: Auch für lange Busse reicht der Platz: „Zugegeben, die Fläche ist nicht sehr groß“, räumt Arne Krohn ein. Doch die Planer hätten mit Schablonen und Berechnungen alles geprüft: Auch große Busse hätten genügend Platz. Einen Teil des Walls zu roden kommt für den Baudezernenten nicht infrage. Die Kleingärten irgendwann einmal anders zu nutzen hält er dagegen für „eine interessante Idee“. Aber nicht, um dort Parkplätze anzulegen: „Dafür ist diese Fläche einfach zu wertvoll.“ Für Neuruppins Stadtplaner Jan Juraschek geht es bei der Umgestaltung des Platzes am Rheinsberger Tor nicht nur um die Busse. Für Besucher der Stadt die mit der Bahn kommen, ist der Platz vor dem Bahnhof das Erste, was sie von der Stadt sehen: ein wirres Sammelsurium aus Wegweisern, Fahrrädern, Papierkörben und anderen Dingen. „Dabei könnten wir dort einen attraktiven Platz schaffen, der ein echtes Tor zu Neuruppin sein könnte“, sagt er. „Ich bin davon überzeugt, dass wir eine Verkehrswende bekommen“, sagt Arne Krohn. Der öffentliche Nahverkehr und der Radverkehr werden künftig wichtiger werden, auch in Neuruppin. Dafür sei ein zentraler Umsteigepunkt zwischen Bus und Bahn wichtig. Rund 1800 Fahrgäste nutzten zuletzt täglich den Zug am Bahnhof Rheinsberger Tor. „80 Prozent kommen nicht mit dem eigenen Auto“, sagt Jan Juraschek. Viele nutzen das Fahrrad – obwohl es bisher viel zu wenige Stellmöglichkeiten gibt. Neben dem Busbahnhof könnten 120 bis 150 ordentliche und sichere Stellplätze für Fahrräder entstehen. Über Kurz oder Lang soll auch die Karl-Marx-Straße neues Pflaster bekommen – auch Beton wie etwa in der Friedrich-Engels-Straße. Dann ist vorgesehen, zwischen dem Radstreifen am Fahrbahnrand und den parkenden Autos einen Sicherheitsstreifen von 70 Zentimetern Breite einzurichten, damit Radfahrer vor plötzlich aufgehenden Autotüren besser geschützt sind. Die Fontane-Kreuzung könnte dabei so umgestaltet werden, dass Radfahrer genauso schnell um die Ecken kommen wie die Autos. Der Busbahnhof könnte als erstes Teilstück vielleicht in zwei oder drei Jahren umgebaut werden. Ab 2022 oder ’23 will der Landesbetrieb Straßenwesen die Straße des Friedens, ein Stück der Karl-Marx-Straße und die Steinstraße bis zum Seedamm umbauen. Um planen zu können muss das Land bald wissen, wie sich die Stadt das Areal rund ums Rheinsberger Tor künftig vorstellt. Arne Krohn hofft deshalb auf eine baldige Entscheidung der Stadtverordneten. Aber erst einmal haben die Bürger das Wort. Am Dienstag, 17. März, ab 18.30 Uhr sind alle Neuruppiner zur Vorstellung der Pläne ins Alte Gymnasium eingeladen. Auch Planer vom Landesstraßenbetrieb werden dort dabei sein. Hier erklären Baudezernent Arne Krohn und Stadtplaner Jan Juraschek die Pläne für das Umfeld des Bahnhofs Rheinsberger Tor und die Neuruppiner Karl-Marx-Straße im Video-Interview auf Facebook. Von Reyk Grunow

Stadtplanung - Wollen die Neuruppiner einen Busbahnhof am Rheinsberger Tor?