Museum Neuruppin zeigt Ausstellungsstücke der Tuchmacher-Familie Ebell

Seit 30. April hat das Museum Neuruppin wieder seine Türen für Besucher geöffnet. Doch noch sind nicht alle Räume der Dauerausstellung zugänglich, denn durch die Corona-Pandemie konnten erst in den vergangenen Wochen die Umbauarbeiten wieder fortgesetzt werden. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter setzten ihre Arbeit im Homeoffice fort. So entstehen Projekte und neue Ideen, die das Museum als außerschulischen Lernort präsentieren und es entsteht eine Medienstation zum Thema Dreißigjährigen Krieg in Neuruppin. Ein weiteres Ausstellungsprojekt ist in Vorbereitung: Neuruppin 1990/2020 – 30 Jahre seit der Wiedervereinigung. Ideen gibt es viele, dennoch können sie nur Stück für Stück in die Tat umgesetzt werden. „Die jetzige Dauerausstellung ist fünf Jahre alt und hat mit der Anschaffung hochwertiger Vitrinen auch viel Geld gekostet. Deshalb müssen wir Veränderungen vernünftig abwägen“, sagt die Museumsleiterin Maja Peers Oeljeschläger. „Wir wollen nur ganz behutsam in die bestehende Ausstellung eingreifen und mit kleinen Akzenten diese ergänzen.“ Ein neuer Bestandteil der Ausstellung, die bereits verwirklicht wurde und seit dem Wochenende in Augenschein genommen werden kann, ist eine kleine Exposition zur Geschichte der Tuchmacherfamilie Ebell, mit der sich die Volontärin Katharina Raifarth während ihrer Homeoffice-Zeit beschäftigte. 1795 gründete der Tuchmachermeister Christian Heinrich Ebell eine Tuchmanufaktur, die sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zur erfolgreichsten in Neuruppin entwickelte. Durch die technologische Umstellung der Maschinen auf Dampfkraft und der damit verbundenen effektiveren Produktionsweise, produzierte die Firma sehr erfolgreich vorwiegend Militärtuch bis das Unternehmen 1900 aufgrund von Absatzschwierigkeiten aufgeben musste. 1895 feierte die Firma Christian Ebell ihr 100-jähriges Bestehen mit einer aufwändigen Jubiläumsfeier. Kommerzienrat Louis Ebell spricht der Belegschaft seinen Dank aus und erhält dafür eine in Leder gebundenen Chronik der Firma, die jetzt im Museum zu sehen ist, sowie auch eine Marmortafel, die die Arbeiter der Firma zum Jubiläum stifteten. Weiße Handschuhe als Symbol reinen Handelns: Die Familie Ebell gehörte mit ihrer florierenden Tuchmanufaktur zum gehobenen Bürgertum der Stadt. Max Ebell, der Neffe des Firmengründers Christian Ebell trat 1862 der Neuruppiner Freimaurerloge bei, der vor allem Männer der angesehenen Bürgerschaft angehörten. Zur Aufnahme in die Loge erhielten er und seine Frau Antonie Handschuhe aus weißem Leder, die ebenfalls in einer Vitrine zu sehen sind. Die weißen Handschuhe wurden als Symbol reinen Handelns überreicht. Auch das Freimaurerglas, das nach dem Aufsagen eines Trinkspruchs hart auf den Tisch aufgesetzt wurde und deshalb auch als Kononen-Glas bezeichnet wurde, gehört zu den Leihgaben. Ein Ölbild zeigt die Tuchfabrik am Ruppiner See. Elisabeth Caroline Emilie Ebell besuchte zahlreiche Bälle: Eine Leihgabe, über die sich die Museumsmitarbeiterinnen besonders freuten ist die Schachtel mit den Tanzkarten von Elisabeth Caroline Emilie Ebell, die von 1835 bis 1899 lebte. Im Alter von 17 Jahren wurde sie in die gehobene Gesellschaft eingeführt. Sie besucht zahlreiche Bälle, die meist im Saal der Neuruppiner Kasino-Gesellschaft stattfinden. Angesehene Herren der Stadt trugen sich auf diesen Karten ein, wenn sie mit der jungen Elise Walzer. Polonaise oder Galopp tanzen wollten. Das Museum Neuruppin in der August-Bebel-Straße 14/15 ist täglich – außer dienstags – von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Lesen Sie auch: Hier kann man in Ostprignitz-Ruppin und Prignitz wieder ins Museum gehen Museum Neruppin begeht den Internationalen Museumstag mehr digital als real Von Cornelia Felsch

Neuruppin - Militärtuch aus Neuruppin: Ausstellung über die Tuchmanufaktur Ebell im Museum