Neuer Wochenmarkt im Neuruppiner Neubaugebiet

Schritt für Schritt nähert sich die ältere Frau mit ihrem Rollator dem Stand von Angela Rawe. Sie wohnt in der Franz-Maecker-Straße im Neuruppiner Neubaugebiet. Bis zur Junckerstraße, wo der mobile Verkaufsstand mit Fleisch- und Wurstwaren an diesem Mittwochvormittag zum ersten Mal steht, ist es nicht weit. „Meine Cousine hat mir Bescheid gesagt, dass es das jetzt hier gibt“, verrät die Seniorin. Sie hat sich gleich auf den Weg gemacht, als sie von dem kleinen Frischemarkt an der Junckerstraße erfahren hat. Dass es den jetzt gibt, findet sie „sehr gut“. An der frischen Luft und ohne das Gedränge dutzender anderer Kunden einzukaufen, gibt ihr ein etwas entspannteres Gefühl. „Gerade wir alten Leute sollen ja nicht mehr so in den Supermarkt gehen“, sagt sie. Zu groß ist die Gefahr, sich doch irgendwie mit dem Coronavirus anzustecken. Da kommt so ein Marktstand doch sehr zupass. Ihren Namen will die Rentnerin aber lieber nicht nennen: „Mein Sohn will eigentlich nicht, dass ich rausgehe“, sagt sie. Aber immer nur in der Wohnung zu sitzen, hält ja kaum jemand aus. Vier Händler vom Neuruppiner Schulplatz sind dabei: Genau darum ging es Robert Liefke, dem Chef der Neuruppiner Wohnungsbaugesellschaft NWG, als er die Idee aufgebracht hat, wenigstens vorübergehend einen regelmäßigen Frischemarkt im Neuruppiner Neubaugebiet anzubieten. Die städtische Wirtschaftsfördergesellschaft Inkom hat mit den Händlern des Wochenmarktes auf dem Schulplatz gesprochen und spontan vier gefunden, die sich vorstellen konnten, zusätzlich zu den drei Tagen in der Innenstadt auch noch am Mittwoch an der Junckerstraße zu stehen. „Anfangs war ich ja ein bisschen skeptisch“, räumt Angela Rawe ein. Lohnt sich so ein zusätzlicher Markttag in Neuruppin wirklich? Zumindest der erste Markttag auf jeden Fall. „Die Leute nehmen das Angebot sehr gut an“, sagt sie hoch erfreut. Den ganzen Vormittag über waren Kunden an ihrem Stand und haben Fleisch und Wurst gekauft. „Und die meisten Leute sind so dankbar.“ Die ersten hatten sich schon ganz früh am Morgen auf den Weg gemacht, sagt Marktmeister Andreas Dziamski von der Inkom. Als er gegen 6.30 Uhr die Stände auf der kleinen Fläche am alten Bahndamm eingewiesen hat, kamen schon einige Kunden. Dabei sollte der Markt eigentlich erst anderthalb Stunden später offiziell öffnen. Lieber ein weiterer Tag in Neuruppin als die Fahrt nach Rathenow: Auch die Gewürzhändlerin Katharina Ibishi-Willmes aus Neuruppin hat ihren Wagen an der Junckerstraße aufgebaut. Eigentlich steht sie mittwochs immer auf dem Wochenmarkt in Rathenow. Aber so richtig wohl ist ihr dort zurzeit auch nicht. Der Markt in Rathenow ist sehr groß“, sagt sie. Trotz Coronagefahr kommen dort immer noch sehr viele Menschen zusammen. Andere Städte hätte ihre Märkte längst ausgedünnt. Anders als viele feste Geschäfte dürfen Wochenmärkte weiterhin überall öffnen. „Wir müssen alles etwas entzerren“, findet Katharina Ibishi-Willmes. Für sie ist es besser, die Zahl der Kunden über eine längere Zeit und vielleicht eine größere Fläche zu verteilen. Der Markt auf dem Neuruppiner Schulplatz bleibt: Das scheint zu klappen: Einige Kunden, die am Mittwoch an die Junckerstraße kamen, kennen die Händler auch als Stammgäste vom Schulplatz. Der Wochenmarkt dort geht am Dienstag, Donnerstag und Freitag ohne Einschränkungen weiter, versichert der Marktleiter Dziamski. „Und ab dem 18. April werden wir auch wieder einen Markt am Sonnabend haben“, sagt er. Von Reyk Grunow

Neuruppin - Corona-Krise: Frische Waren auf kurzem Weg