Neuruppin: Als die SDP in einer Wohnung gegründet wurde

Bei einem geselligen Beisammensein vor der Siechenhauskapelle hat die Neuruppiner SPD am Sonntagnachmittag die Gründung ihres Ortsvereins vor gut 30 Jahren gedacht, damals noch als SDP. „Das war bei mir in der privaten Wohnung“, sagte Elke Wienhold. 75 Quadratmeter reichten: Die Neuruppinerin, die bei den Elektrophysikalischen Werken Neuruppin (EPN) Sekretärin gelernt hatte, konnte sich deshalb noch so gut erinnern, weil damals schon vier Kinder in ihrer 75 Quadratmeter großen Wohnung lebten. Drei Jungen, 13, 14 und 15 Jahre alt sowie eine vierjährige Tochter. „Das soziale Leben sollte auch für eine Patchworkfamilie erhalten bleiben“, so Wienhold. Sie war in den bewegten Tagen des Herbstes 1989 zwar auch mehrfach bei Veranstaltungen des Neuen Forums in Neuruppin. „Das hat alles ins Rollen gebracht“, so Wienhold. Aber letztlich habe das Forum zu wenig bewegt – wohl auch, weil lange zu vieles unklar war: Wird es eine Partei, ist man für den Erhalt der DDR oder für den Beitritt nach Artikel 23 des Grundgesetzes? Beim ersten runden Tisch dabei: „Das ging alles zu langsam.“ Wienhold besprach sich damals mit Dieter Nürnberg vom Neuen Forum. Nürnberg habe ihr geraten, möglichst schnell die SDP in Neuruppin zu gründen. Dann könnte die neue Partei auch gleich b eim ersten runden Tisch am 12. Dezember in der Stadt mitmachen. Daraufhin wurde die SDP in der Wohnung von Elke Wienhold gegründet – und hatte schon wenig später weitere Mitstreiter. Zugpferde dafür waren vor allem die großen SPD-Vorbilder Willy Brandt, Herbert Wehner und Egon Bahr, sagte Jens-Peter Golde. Der Neuruppiner Bürgermeister, der 1994 zu Pro Ruppin wechselte, hatte gestern sogar seine vorläufige SPD-Mitgliedskarte mit der Nummer 41 mitgebracht. Zwei neue Mitglieder aufgenommen: „Wir waren zu wenige Leute und sind damals von den Problemen beinahe erdrückt worden“, erinnerte sich Wolfgang Klein. Er wurde 1990 Neuruppins erster Beigeordneter und war von 1990 bis 2009 SPD-Landtagsabgeordneter. Kräftig wurde in Erinnerungen geschwelgt, aber auch in die Zukunft geschaut. Zum einen will Nico Ruhle am 8. November für die SPD Bürgermeister in Neuruppin werden, zudem wurden zwei neue Mitglieder in den Ortsverein aufgenommen. Er zählt jetzt 81 Mitglieder. av Von Andreas Vogel