Neuruppin: Landgericht verhandelt gegen Neuruppienr wegen räuberischem Diebstahls

Gleich wegen fünf Anklagepunkten muss sich ein 30-Jähriger aus Neuruppinion ab Montag vor dem Landgericht Neuruppin verantworten. Dort begann der Prozess wegen besonders schwerem räuberischen Diebstahls und gefährlicher Körperverletzung sowie Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Am 24. August 2020 soll der bereits mehrfach vorbestrafte Beschuldigte in den Warenregalen des Lidl-Marktes in Neuruppin tüchtig zugelangt haben. Mit Wagen voller Lebensmittel einfach an der Kasse vorbei: Etwa zehn Lebensmittel landeten damals in seinem Einkaufswagen – darunter Wurst, Käse, Margarine, Hähnchenschnitzel. Mit diesen Lebensmitteln, offen im Einkaufswagen platziert, spazierte er scheinbar ohne Gedanken ans Bezahlen, den Kassenbereich entlang. Dabei machte sich der 30-Jährige nicht einmal die Mühe, die Lebensmittel zu verstecken, als er den Wagen an der Kasse vorbeischob. Ein aufmerksamer Zeuge bemerkte das, sprach den Dieb vor dem Geschäft an und hielt ihn fest. Ladendieb schlug Zeugen, der ihn aufhalten wollte: Um sich aus der Situation zu befreien, soll der Angeklagte zum Reizgas gegriffen und dem Zeugen damit ins Gesicht gesprüht haben. Um die Waren in jedem Fall zu behalten, habe er den Zeugen zusätzlich geschlagen. Um das Geschehen vor dem Lidl-Markt mache der Mann keinen Hehl, sagte Pressesprecherin Iris le Claire. Sein Motiv sei Hunger gewesen, erklärte er vor der Vorsitzenden Richterin Grit Burzer. Warum er einfach im Kassenbereich mit gefüllten Einkaufwagen vorbeiging? Der Angeklagte verwies auf Realitätsverkennung. Mann aus Neuruppin stürzte sich auf Polizeibeamte: Gar nicht geständig zeigte sich der Mann nach Aussagen der Gerichtssprecherin bei den weiteren Vorwürfen. Am Tag nach dem Lidl-Diebstahl soll er sich in einer Gewahrsamszelle in der Neuruppiner Polizeidienststelle auf einen Polizeibeamten gestürzt und um sich geschlagen haben. Am 18. Juni 2020 – also gut zwei Monate vor der Tat im Lidl – soll der Angeklagte bereits im Neuruppiner Aldi-Markt zwei Schachteln Zigaretten gestohlen haben. Ein couragierter Zeuge verfolgte den Mann damals, so le Claire. Als der 30-Jährige das bemerkte, soll er diesen ebenfalls geschlagen und getreten haben. Landgericht Neuruppin prüft Unterbringung in psychiatriscer Klinik: Inwieweit der 30-Jährige aufgrund einer psychischen Erkrankung im Zustand erheblich verminderter Schuldfähigkeit gehandelt hat, dazu wird bei den folgenden Verhandlungstagen noch ein Gutachter sprechen. Derzeit sei er zumindest in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht. Im Rahmen der Verhandlung werde jedoch geprüft, ob das Unterbringen in einem psychiatrischen Krankenhaus über die Verhandlungsdauer hinaus notwendig ist. Aus seinen Fehlern scheint der 30-Jährige scheinbar nicht zu lernen. Denn schon im Jahr 2016 war er vom Landgericht Neuruppin wegen schweren Bandendiebstahls zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Lesen Sie auch: Neuruppin trauert um den ehemaligen Landgerichtspräsidenten Egbert Simons Corona: Neuruppiner Gerichte im Pandemie-Modus weiter arbeitsfähig Von Sue Salzmann