Neuruppin bekommt einen neuen Bürgermeister: Nico Ruhle gewinnt die Wahl

Ein so eindeutiges Ergebnis der Bürgermeisterstichwahl in Neuruppin hatte Nico Ruhle nicht erwartet. Mit 56,7 Prozent der Stimmen hat sich der 39-Jährige bei der Abstimmung am Sonntag ganz klar gegen Neuruppins bisherigen Bürgermeister Jens-Peter Golde durchgesetzt. Damit übernimmt Ruhle im kommenden März den Chefsessel im Neuruppiner Rathaus. „Dass es so ausgeht, hatte ich nicht erwartet“, sagte der SPD-Mann am Abend. „Ich hatte gedacht, das wird allenfalls eine ganz knappe Kiste. Aber nicht so eindeutig.“ Es war ein echter Wahlkrimi. In der ersten Runde der Bürgermeisterwahl vor drei Wochen lag Jens-Peter Golde (Pro Ruppin) noch deutlich vorn. Am 8. November hatte er 39,6 Prozent der Stimmen bekommen, für Nico Ruhle hatten 21,9 Prozent der Wählerinnen und Wähler gestimmt. 16 Prozent waren damals für Michael Güldener (BVB/Freie Wähler), 13,1 Prozent der Stimmen gingen vor drei Wochen an den Einzelkandidaten Horst-Michael Arndt, 6,1 Prozent an Einzelbewerber Ronny Hein, und 3,2 Prozent der Wähler hatten für Klaus Baumdick von der AfD gestimmt. Daraufhin kam es zur Stichwahl zwischen Golde und Ruhle. Schon als am Sonntagabend die Zahlen aus den ersten Wahlbezirken auf der Internetseite der Stadt erschienen, deutete sich an, dass das Ergebnis diesmal völlig anders aussehen könnte. Von Anfang an lag Ruhle deutlich vor Golde. Daran änderte sich auch grundsätzlich nichts, je mehr Wahllokale ausgezählt wurden. Nur in drei Ortsteilen lag Jens-Peter Golde vor Nico Ruhle: in Lichtenberg, Nietwerder und Wuthenow. Alle anderen Dörfer entschied Ruhle klar für sich, teilweise sehr deutlich. In Radensleben holte er bei der Stichwahl 91,8 Prozent der Stimmen. Die Radenslebener haben offensichtlich den bisherigen Bürgermeister dafür abgestraft, dass in ihrem Ort gefühlt seit 20 Jahren kaum etwas passiert ist. Diese Kritik muss sich zumindest teilweise auch Ruhle gefallen lassen: Immerhin ist er schon lange Stadtverordneter und Fraktionschef der SPD. Golde nahm das Wahlergebnis gefasst auf: Golde nahm die Niederlage am Sonntagabend gefasst. „Das ist Demokratie“, kommentierte er die Zahlen spontan. Überrascht klang er am Telefon nicht. „Natürlich will man so eine Wahl gewinnen, sonst wäre ich nicht angetreten“, sagt er. Dass es anders ausgegangen ist, scheint ihn nicht besonders schwer zu treffen. „Ich kenne seit 16 Jahren nicht mehr das Gefühl, mich nur um die eigenen Sorgen kümmern zu müssen.“ Das sei in gewisser Weise auch erleichternd. Jens-Peter Golde ist seit 2005 Bürgermeister von Neuruppin. Seine aktuelle Amtszeit endet im nächsten Frühjahr. Der 13. März wird sein letzter Tag als Bürgermeister sein. Dann übernimmt Nico Ruhle den Chefposten im Rathaus. Ruhle bleibt vorerst noch Stadtverordneter: Der studierte Rechtspfleger will bis dahin weiter Stadtverordneter bleiben und die Fraktion der SPD führen. „Wenn meine Fraktion mich lässt“, sagt er. Jens-Peter Golde sagte ihm am Sonntagabend Unterstützung bei der Vorbereitung auf die Übernahme der Amtsgeschäfte zu, wenn Ruhle das wünscht. Entscheidend war bei der Stichwahl nicht nur, welcher der beiden Kandidaten vorn liegt. Wichtig war auch, dass sich mehr als 15 Prozent der Wahlberechtigten für den Sieger entscheiden. Ruhle hätte 3996 Stimmen gebraucht, um gewählt zu sein. Er kam auf 5781 Stimmen. Insgesamt war die Wahlbeteiligung eher gering. In der ersten Runde der Bürgermeisterwahl hatten 48,5 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt. Bei der Stichwahl am Sonntag waren es nur noch 38,6 Prozent. Etwa zwei von drei Wahlberechtigten blieben damit zu Hause. Lesen Sie dazu auch: Den Wechsel gewählt – ein Kommentar Von Reyk Grunow und Andreas Vogel